26.04.2024

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Folge 42-22 vom 21. Oktober 2022 / Logistik / „Die Kampf- und Mobilisierungsbereitschaft ist nicht vorhanden“ / Die Luftwaffe ist klein, die Marine hat wenig Schiffe, das Waffensortiment ist kunterbunt, und die Bevölkerung schrumpft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-22 vom 21. Oktober 2022

Logistik
„Die Kampf- und Mobilisierungsbereitschaft ist nicht vorhanden“
Die Luftwaffe ist klein, die Marine hat wenig Schiffe, das Waffensortiment ist kunterbunt, und die Bevölkerung schrumpft

Mit seinem hohen Anteil der Verteidigungsausgaben an seinem Bruttoinlandsprodukt sieht sich Polen mittlerweile als Musterschüler innerhalb der NATO. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums unterhält das Land derzeit eine Armee mit 124.000 Soldaten, darunter 115.000 Berufssoldaten. Hinzu kommen noch 8000 Anwärter und 35.000 Angehörige der polnischen Territorialkräfte. Mit ihrer Truppenstärke zählt die Armee zumindest auf dem Papier zu den größten innerhalb der NATO. 

Nur wenige Tage vor dem Ausbruch des Ukrainekrieges, am 10. Februar, haben allerdings ehemalige ranghohe Mitarbeiter des Warschauer Verteidigungsministeriums einen Bericht zum Zustand der Streitkräfte vorgelegt, der auf massive Defizite bei der Einsatzfähigkeit schließen lässt. Adressiert war das Schreiben an die Spitzen der Regierungspartei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS). Unter Berufung auf offen zugängliche wie geheime Untersuchungen schlussfolgerten die Ex-Militärs: „Die Kampf- und Mobilisierungsbereitschaft der polnischen Streitkräfte ist nicht vorhanden. Unsere Streitkräfte sind nicht einmal in der Lage, eine kleine Verteidigungsoperation durchzuführen.“ 

Der Militärexperte Marek Świer­czyński vom Analysezentrum „Polityka Insight“ wies darauf hin, dass ein Großteil der Ausrüstung der polnischen Armee noch immer aus sowjetischer Produktion stammt und damit Jahrzehnte alt ist. Auch ist die Luftwaffe verhältnismäßig klein, und die polnische Marine wurde aus Kostengründen auf wenige Schiffe zusammengestrichen.

Polens Regierung hat bereits 2017 einen Modernisierungsplan vorgelegt, der mittlerweile mehrfach nachgebessert wurde. Einige Militärexperten sehen indes mit Skepsis, dass Polens Führung im Modernisierungseifer die verschiedensten Waffensysteme zusammenkauft, ohne dabei auf Folgeprobleme, etwa bei Logistik und Instandhaltung, zu achten. Polens Panzerflotte besteht beispielsweise teilweise noch aus alten sowjetischen T-72, dem polnischen Modell PT-91 „Twardy“, aber auch aus deutschen Leopard-2-und US-amerikanischen „Abrams“-Panzern. Hinzu kommen bald 1000 südkoreanische „Black Panther“-Panzer. Alleine schon dieses Sammelsurium verschiedenster Modelle stellt aus Sicht von praxiserfahrenen Militärs einen logistischen Albtraum dar. 

Abgesehen vom Material droht dem Land ein Mangel an Soldaten. Polen gehört zu den europäischen Ländern, in denen die Bevölkerungszahl besonders stark zurückgeht. Mit den niedrigen Geburtenraten und der Abwanderung schrumpft das Personalreservoir, aus dem die polnischen Streitkräfte schöpfen können. N.H.