20.04.2024

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Folge 42-22 vom 21. Oktober 2022 / „Kollaboration“ / „Erschießen wie Schweine“ / Wie die Ukraine mit denen umgeht, die nach der russischen Eroberung die Annäherung suchten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-22 vom 21. Oktober 2022

„Kollaboration“
„Erschießen wie Schweine“
Wie die Ukraine mit denen umgeht, die nach der russischen Eroberung die Annäherung suchten
Hermann Müller

Per Videoansprache hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Anfang Oktober um das Vertrauen der Bevölkerung in den russisch besetzten Gebieten geworben. Selenskyj betonte dabei, es habe nur vereinzelt Unterstützung für die Besatzer gegeben. Wer sich den Russen nicht angedient habe, habe nichts zu befürchten, so der ukrainische Präsident. Nach den Rückeroberungen von Gebieten im Nordosten der Ukraine hat der Umgang mit ukrainischen Staatsangehörigen, die der „Kollaboration“ verdächtigt werden, neue Aktualität gewonnen.

 Als eines der ersten westlichen Medien hat sich die „Daily Mail“ an das Thema herangewagt, wie die ukrainische Führung mit „Kollaborateuren“ umgeht. Gerade die britischen Medien sind bislang durch eine oftmals sehr pro-ukrainische Berichterstattung aufgefallen. Laut den Recherchen der britischen Zeitung haben die ukrainischen Behörden 1309 Verfahren gegen des Verrats beschuldigter Personen und 450 Strafverfahren wegen Kollaboration eingeleitet. Nach derzeit gültiger Rechtslage drohen ukrainischen Bürgern, die mit den russischen Truppen zusammengearbeitet haben, lange Haftstrafen bis hin zu lebenslanger Inhaftierung. 

Unabhängig von diesen offiziell eingeleiteten Verfahren gibt es laut „Daily Mail“ aber auch vor Ort Racheaktionen. Dabei scheint es sich keineswegs um vereinzelte Fälle zu handeln. Auf einer Liste, die der Zeitung von einer Regierungsquelle in 

Kiew zugespielt wurde, sind immerhin 29 Vergeltungsmorde aufgeführt, dazu noch 13 weitere Mordversuche, bei denen einige der Opfer Verletzungen erlitten haben. 

Das Verdächtigte derzeit nicht mit einem rechtstaatlichen Verfahren rechnen können, macht auch die Aussage eines Beraters des ukrainischen Innenministeriums deutlich, welche die „Daily Mail“ wiedergibt. Laut diesem Berater wurde eine Jagd auf Kollaborateure ausgerufen: „Ihr Leben ist nicht durch das Gesetz geschützt. Unsere Geheimdienste eliminieren sie und erschießen sie wie Schweine“. Laut einem Bericht der spanischen Tageszeitung „El Mundo“ sollen auch mehrere Anschläge auf hochrangige Russland-Unterstützer, etwa Lokalpolitiker in den Regionen Cherson, Saporischschja, Lugansk und Melitopol, zum Teil von Kiew aus koordiniert worden sein.

Einen größeren Rufschaden auf internationaler Ebene könnten Kreise in der Ukraine beim Umgang mit dem US-Multimilliardär Elon Musk angerichtet haben. Musk hatte vor Kurzem einen Vorschlag für einen Friedensplan vorgelegt, der in der Ukraine zumeist als „russenfreundlich“ aufgenommen wurde. Der scheidende ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, reagierte auf den Vorschlag von Musk über Twitter mit einer rüden Beleidigung. Kurz darauf stellte Musk in Frage, dass er weiterhin sein Satelliteninternet „Starlink“ der Ukraine kostenlos zur Verfügung stellen kann. Für die Betreiber einer berüchtigten ukrainischen Todesliste namens „Myrotvorets“ (Friedensstifter) waren dies offenbar Gründe, auch den US-Amerikaner am 14. Oktober kurzzeitig als „Feind der Ukraine“ in ihre Liste aufzunehmen. Die Liste umfasst insgesamt 200.000 Personen, darunter auch 300 Minderjährige.