16.04.2024

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Folge 42-22 vom 21. Oktober 2022 / Wilhelm I. / Vermittler zwischen Angelsachsen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-22 vom 21. Oktober 2022

Wilhelm I.
Vermittler zwischen Angelsachsen
Manuel Ruoff

Nach dem Zweiten Weltkrieg war es üblich, dass die verbündeten siegreichen US-Amerikaner und Briten im geschlagenen Deutschland Recht setzten und Recht sprachen. Da ist es bemerkenswert, dass es auch einmal Zeiten gab, in denen sich die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich freiwillig dem Urteilsspruch eines deutschen Staatsoberhauptes unterwarfen.

Zur Beseitigung von Grenzstreitigkeiten westlich der Rocky Mountains schlossen die beiden angelsächsischen Staaten 1846 den Oregon-Kompromiss. Dieses Oregon Treaty beinhaltete indes Ungenauigkeiten bezüglich des äußersten Westens der gemeinsamen Staatsgrenze. So sollte die Grenze unter anderem in der Mitte des Kanals zwischen dem britischen Vancouver Island und der US-amerikanischen Festlandsküste verlaufen. In der Mitte dieses Kanals liegen die San Juan Islands. Nun gibt es zwei Wasserstraßen, die durch den Kanal führen, die Haro Strait westlich und die Rosario Strait östlich dieser Inselgruppe. Im Ergebnis beanspruchten sowohl Großbritannien als auch die USA die San Juan Islands.

Es lebten denn auch Briten wie US-Amerikaner auf San Juan Island. Dazu gehörten auch der Amerikaner Lyman Cutlar und der Ire Charles J. Griffin. Cutlar hatte sich vorher bereits über Griffins freilaufende Schweine beschwert, allerdings erfolglos. Als am 15. Juni 1859 erneut ein Schwein Griffins in seinem Garten herumlief, griff er zur Waffe und erschoss es. Cutlar war bereit, Griffin mit zehn US-Dollar zu entschädigen, aber Griffin forderte das Zehnfache.

Als Cutlar das ablehnte, drohte die britische Obrigkeit, ihn ins Gefängnis zu stecken und seine Landsleute auf der Insel zu vertreiben. Hieraufhin riefen nun die US-Siedler nach Unterstützung ihrer Obrigkeit, die sie auch in Form von 66 auf die Insel entsandten Soldaten bekamen. Es begann eine Aufrüstungsspirale, an deren Ende 461 US-Amerikaner mit 14 Feldkanonen und acht 32-Pfünder-Marinegeschützen drei britischen Kriegsschiffen mit 70 Geschützen und 2140 Soldaten gegenüberstanden. 

Beide Staaten einigten sich dann zwar auf eine Abrüstung, aber eine Einigung, wem die San Juan Islands gehören, blieb vorerst aus. Nach einem Dutzend Jahren wurde der deutsche Kaiser schließlich um eine Vermittlung im sogenannten Schweinekrieg gebeten. Eine von Wilhelm I. gebildete Kommission schlug die Inselgruppe vor 150 Jahren, am 21. Oktober 1872, den USA zu, zu denen sie noch heute gehören.