26.04.2024

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Folge 43-22 vom 28. Oktober 2022 / Kolumne / Heuchelei

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-22 vom 28. Oktober 2022

Kolumne
Heuchelei
Vera Lengsfeld

Bekanntlich haben die Grünen Großes vor mit Berlin. Der sogenannte Verkehrsumbau soll die Stadt fahrradgerecht werden lassen, koste es, was es wolle. Möglichst viele sollen das Auto aus Einsicht oder entnervt stehen lassen. Selbst vor Krankenhäusern wurden Parkplätze zu Radwegen umgewidmet. Hinweise, dass viele Pflegekräfte von außerhalb anreisten und auf Parkplätze angewiesen seien, fruchteten nichts, die Antwort war stets, das Personal könnte doch mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren. Auch Kuriere könnten ruhig eine Strecke zwischendurch laufen, wenn sie nicht in der Nähe der Ablieferungsstelle parken dürften. Laufen ist schließlich gesünder, als hinter dem Steuer zu sitzen. 

Für Verkehrssenatorin Jarasch von den Grünen gelten diese Regeln natürlich nicht. Sie fährt im Dienstwagen, ganz umweltgerecht von Tesla. Ob mit Massagesitzen oder nur gepanzert, ist nicht bekannt. Kürzlich hat Jarasch wieder mit viel Medienanteilnahme einen neuen Radweg eingeweiht. Es handelt sich um einen sogenannten geschützten Radfahrstreifen am Tempelhofer Damm. Zwischen Alt-Tempelhof und der Ullsteinstraße fahren nun Radler auf den ehemaligen Parkplätzen. Vom Autoverkehr sind sie durch mehr als 500 Poller getrennt.

Bei der Einweihung, die von den Grünen nebenbei noch als Parteiwerbung genutzt wird, lobt Jarasch das Projekt: „Es ist sehr, sehr viel, was wir in dieser Stadt umbauen wollen“, kündigt sie an. „Ja, es kostet Fahrspuren und Parkplätze, wenn man Platz für geschützten Radverkehr bauen will. Es lohnt sich aber für alle Beteiligten.“

Dann schneidet die Senatorin ein Band durch und radelt ein paar Meter für die Fotografen. Ihr Tesla samt Chauffeur warten, bis sie fertig ist. Dann düst Jarasch wieder ab. Wegen „Termindrucks“ könne sie dienstlich kein Fahrrad benutzen.