25.04.2024

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Folge 43-22 vom 28. Oktober 2022 / Russland / Haben die Ukrainer oder die Briten mitgemischt? / Die Suche nach den Verantwortlichen für den Bombenanschlag auf die Krim-Brücke geht weiter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-22 vom 28. Oktober 2022

Russland
Haben die Ukrainer oder die Briten mitgemischt?
Die Suche nach den Verantwortlichen für den Bombenanschlag auf die Krim-Brücke geht weiter
Wolfgang Kaufmann

Die große strategische Bedeutung der 2018 eröffneten und umgerechnet mehr als vier Milliarden Euro teuren Brücke über die Meerenge von Kertsch resultiert daraus, dass sie die wichtigste Straßen- und Eisenbahnverbindung zwischen der Halbinsel Krim und der russischen Region Krasnodar ist. Am ersten Sonnabend dieses Monats wurde sie durch einen Bombenanschlag schwer beschädigt. 

Nach Aussage des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB geht dieses Attentat auf das Konto des ukrainischen Pendants SBU. Der in einigen Polyethylenfolie-Rollen versteckte Sprengsatz soll zunächst über den Seehafen von Odessa in die bulgarische Stadt Ruse geschmuggelt worden und dann über Poti in Georgien ins russische Armavir gelangt sein. Dort, so der FSB, hätten die Täter ihn auf den Lastwagen geladen, der auf der Brücke explodierte.  Dieses würde den Verdacht nahelegen, dass der Zoll des NATO-Mitgliedsstaates Bulgarien in die Aktion eingeweiht gewesen war. 

Laut der bekannten US-amerikanischen Nachrichtenplattform „The Grayzone“ könnten auch britische Agenten an der Vorbereitung des Anschlags mitgewirkt haben. Das ergibt sich vor allem aus einem „Grayzone“ zugespielten Dokument mit dem Titel „Support for Ukraine Maritime Raiding Operations“. Hierbei handelt es sich um eine Präsentation aus diesem April, die offensichtlich zur Information der Führung des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 gedacht war und zahlreiche Vorschläge für Kommando-Operationen im Schwarzen Meer gegen die Flotte oder zivile Infrastrukturen Russlands enthält. Letztere sollen allesamt dem Ziel dienen, die „Kriegsführungsfähigkeit“ Moskaus in der Region zu „erodieren“. Eine zentrale Rolle spielt dabei „die Zerstörung der Brücke über die Kertsch-Straße“. Dadurch ließen sich die russischen Land- und Seestreitkräfte auf der Krim weitgehend von der Nachschubversorgung abschneiden.

Aus den Begleitschreiben zu der Präsentation geht hervor, dass diese auf Ersuchen von Chris Donnelly entstand. Der frühere Oberst im Geheimdienst des britischen Heeres war Sonderberater von vier NATO-Generalsekretären und drei britischen Verteidigungsministern. Derzeit ist er Fachberater des Verteidigungsausschusses im Londoner Unterhaus. Als Schöpfer der Präsentation fungierte Hugh Ward, ein Veteran der britischen Streitkräfte. Der schlug vor, die Krim-Brücke „auf eine kühne Art und Weise außer Gefecht zu setzen“, und machte hierzu mehrere konkrete Vorschläge wie die Verwendung von Marschflugkörpern, Angriffstauchern und Sprengsätzen. 

Dabei verwies Ward auch auf „Konstruktionsfehler“ in den Pfeilern des Bauwerkes und schlug vor, sich auf diese „Schwachstellen“ zu konzentrieren. Dann könnte es zum „vollständigen strukturellen Versagen“ der Brücke kommen. Donnelly quittierte das Ganze mit einer E-Mail, in der er Wards Darlegungen als „wirklich sehr beeindruckend“ bezeichnete.