30.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 43-22 vom 28. Oktober 2022 / Lufthansa / Corona scheint gut überstanden / Gewinne in Milliardenhöhe – Aber Gerüchte um Machtkampf im Aufsichtsrat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-22 vom 28. Oktober 2022

Lufthansa
Corona scheint gut überstanden
Gewinne in Milliardenhöhe – Aber Gerüchte um Machtkampf im Aufsichtsrat
Peter Entinger

Bei der Lufthansa machen Gerüchte über einen Machtkampf im Aufsichtsrat die Runde. Dabei hätten die Verantwortlichen allen Grund zur Freude. Vorbei und längst vergessen scheinen die Corona-Krise, während der die Fluggesellschaft durch eine gigantische staatliche Finanzspritze in Milliardenhöhe vor dem Ruin geschützt wurde. Nach jüngsten Berechnungen soll der bereinigte operative Gewinn die Marke von einer Milliarde Euro überschreiten. Als Gründe nannte der Konzern die starke Ticketnachfrage und ein weiteres Rekordergebnis der Frachttochter Lufthansa Cargo. 

Vorstandschef Carsten Spohr will das Geld nicht auf die hohe Kante legen, sondern er will noch höher hinaus. Während der Präsentation der guten Zahlen kündigte der 55-Jährige die „größte Investition der Unternehmensgeschichte“ an. zweieinhalb Milliarden Euro gibt die Lufthansa für neue Flugzeuginneneinrichtungen, neue Kunden-Apps und Aufenthaltsräume in Flughäfen aus. Dazu kommen zwei Milliarden Euro für neue Flugzeuge, die weniger Kerosin verbrauchen. Spohrs Ziel: „Wir müssen zeigen, dass wir in Sachen Innovation ganz vorne sind.“ 

An der Börse kamen die nackten Zahlen und Spohrs Vision gut an. Die Papiere schossen in die Höhe, übertraf der Lufthansa-Vorstand doch die Erwartungen der Analysten. Erst Anfang August hatte die Fluggesellschaft ihr Ziel auf mehr als 500 Millionen Euro angehoben. Branchenexperten waren im Schnitt zuletzt von gut 800 Millionen Euro ausgegangen. Nun hat Spohr das Erreichen der Milliardengrenze für realistisch erklärt. 

Es könnte also alles eitel Sonnenschein sein bei der Kranich-Linie, wäre da nicht Klaus-Michael Kühne. Der 85-jährige Logistik-Milliardär wurde kürzlich in einer Rangliste des „Manager Magazins“ auf Platz sechs der reichsten Deutschen notiert. Zunächst heimlich, dann still und nun nicht mehr leise hat er sich bei Lufthansa eingekauft und hält mittlerweile 17,5 Prozent der Aktien. Insider sagen, Kühne plane weitere Zukäufe. Beim Erreichen der 20-Prozent-Marke wären diese anzeigepflichtig. Kühne, welcher der breiten Öffentlichkeit vor allem als Investor beim Fußball-Zweitligisten HSV bekannt ist, dürfte es nicht um schnelles Geld gehen, sondern um Strategie. Der Mehrheitsaktionär des internationalen Logistikdienstleisters Kühne + Nagel gilt als versierter Taktiker und ausgeprägter Machtmensch. Nachdem der Bund seine Lufthansa-Beteiligung verkauft hat und die Erben des früheren Aktionärs Heinz Hermann Thiele ihre Anteile abgestoßen haben, ist Kühne Einzelaktionär. Als Vertreter im Aufsichtsrat hat er seinen Adlatus Karl Gernandt vorgesehen. Doch das reicht ihm nicht. Gernandt, ein früherer HSV-Mitstreiter, soll auch in den noch wichtigeren Prüfungsausschuss aufsteigen. 

Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley, dessen Mandat im kommenden Jahr ausläuft, ist dem Vernehmen nach äußerst verstimmt. Er empfiehlt dem früheren Fußballfunktionär erst einmal eine Einarbeitungszeit.