26.04.2024

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Folge 43-22 vom 28. Oktober 2022 / Technik / An Wernher von Braun führte kein Weg vorbei / Nach dem Sputnik-Schock versuchten es die Vereinigten Staaten erst einmal ohne deutsche Führung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-22 vom 28. Oktober 2022

Technik
An Wernher von Braun führte kein Weg vorbei
Nach dem Sputnik-Schock versuchten es die Vereinigten Staaten erst einmal ohne deutsche Führung
Heinrich Prinz von Hannover

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs internierten die US-Amerikaner viele deutsche Raketenexperten in Garmisch-Partenkirchen. Der berühmteste Raketenforscher aus dem Dritten Reich, Wernher von Braun, wurde von ihnen jedoch nach Nordhessen gebracht. Er unterstützte die US-amerikanischen Truppen, die in Thüringen verbliebenen Raketenexperten in den Westen zu holen, bevor diese Region zur Sowjetischen Besatzungszone kam. Auch half er bei der Identifizierung von technischen Geräten, die nicht in sowjetische Hände fallen sollten. Braun blieb zusammen mit weiteren wichtigen Wissensträgern unter strenger Bewachung. Im September 1945 wurde er über Paris in die Vereinigten Staaten geflogen.

Parallel zu seiner Arbeit beim US-amerikanischen Heer warb Braun öffentlich für ein US-amerikanisches Raumfahrtprogramm. Er suchte Kontakte zu Walt Disney. Dieser konnte das öffentliche Interesse durch seine überaus populären Sendungen beeinflussen Am 9. März 1955 gab es die Sendung „Man in Space“ erstmals im Fernsehen, und sie erreichte über 40 Millionen Zuschauer. Darin wurde der breiten US-amerikanischen Öffentlichkeit die bemannte Weltraumfahrt als technisch durchführbar vorgestellt.

John P. Hagen war genehmer

Vor diesem Hintergrund ließ der republikanische US-Präsident Dwight D. Eisenhower am 29. Juli 1955 durch seinen Sprecher James Hagerty verkünden, dass er als nationalen Beitrag seines Landes zum Internationalen Geophysikalischen Jahr (IGJ) vom 1. Juli 1957 bis zum 31. Dezember 1958 einen Erdsatelliten in Auftrag geben werde. Mit dem Hinweis auf das IGJ wurde ein ziviler Charakter der Weltraumforschung suggeriert, um so die Frage nach Überflugrechten über andere Staaten zu entschärfen. 

Zu der Zeit gab es in den USA bereits drei konkurrierende Raketenprojekte: ein von Braun geleitetes des Heeres, eines der Luftwaffe und eines des Naval Research Laboratory. Letzteres trug den Namen „Vanguard“ (Vorhut) und wurde von John P. Hagen geleitet. Mit der Führung des Versuchs, der ambitionierten Ankündigung Eisenhowers Taten folgen zu lassen, wurde überraschenderweise nicht Braun betraut, sondern Hagen. In Regierungskreisen misstraute man noch dem Deutschen, und die Lorbeeren eines ersten Weltraumflugs sollten aus Sicht des US-Präsidenten einem US-Amerikaner zufallen. 

Wernher v. Braun war erfolgreicher

Die Wahl Hagens versprach daneben aus Sicht des Weißen Hauses noch einen weiteren Vorteil. Braun arbeitete für das Heer, Hagen hingegen mit dem Naval Research Laboratory für eine Forschungseinrichtung, die zwar zur Marine gehörte, aber zumindest formal zivil war und damit besser zum betontermaßen zivilen Charakter des Gesamtprojektes passte. 

Trotzdem war in Zeiten des Kalten Krieges das prestigeträchtige Projekt eine Herausforderung an die Sowjetunion. So verkündete diese vier Tage nach Eisenhowers Meldung gleichfalls, einen Satelliten starten zu wollen. Der Wettlauf um den Weltraum hatte begonnen.

In den USA konnte Hagen mit seinem Vanguard-Projekt die hohen Erwartungen der Politik nicht erfüllen. Der vorgegebene Zeitplan des Präsidenten wurde nicht eingehalten. Der erste Versuch, den kleinen kugelförmigen Satelliten Vanguard 1 mittels einer Trägerrakete in den Orbit zu bringen, scheiterte am 6. Dezember 1957 zwei Sekunden nach dem Abheben mit der Explosion der ersten Stufe der Rakete.

Nach diesem Misserfolg von Hagens Vanguard-Projekt war es am 1. Februar 1958 Braun, der mit Explorer 1 den ersten US-amerikanischen Satelliten ins Weltall brachte. 16 Tage später erschien Braun mit der Bezeichnung „Missileman“ auf dem Titelbild des „Time Magazine“.