29.03.2024

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Folge 43-22 vom 28. Oktober 2022 / Hinterpommern / Kolberg und sein Salz / Interessante Historie im traditionellen Kurort an Pommerns wundervoller Ostseeküste

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-22 vom 28. Oktober 2022

Hinterpommern
Kolberg und sein Salz
Interessante Historie im traditionellen Kurort an Pommerns wundervoller Ostseeküste
Brigitte Stramm

Seinen Reichtum erlangte Kolberg einst durch Salz. Die älteste Siedlung entstand im 7. und 8. Jahrhundert, um die sich im 10. und 11. Jahrhundert die Stadt entwickelte. Im Jahr 1000 bezeichnete Thietmar von Merseburg den Bischof von Kolberg, Reinbern, als „salsae Cholbergiensis“. Die Stadt hatte zu der Zeit schon große Bedeutung und betrieb über Handelsrouten einen schwungvollen Handel mit dem Salz. 

Johann Georg Krünitz schrieb in der „Oeconomische Encyclopädie“ (1773–1858) „Die Salzquellen liegen vor dem Münder Thore auf dem Zillenberge, diesseits der Persante, nahe bei einander. Nicht weit von der Mündung des Hafens stehen auf dem Salzberge 17 siedende und acht wüste Kothen, nebst einem allgemeinen Siedhause, wovon eine siedende Kothe mit der Pfanne 4600 Rthlr. und eine wüste Kothe 1800 Rthlr. geschätzt wird.“

Als Kote bezeichnete man eine aus Brettern und Lehm gebaute Hütte. Der Name leitet sich aus der deutschen Sprachwurzel ab, wie „Kate“ oder „Kossat“. Alles Geschehen um die Koten wurde in einem sogenannten „Kotbuch“ festgehalten, das es als „Das Kolberger Kotbuch von 1473“ in einer Überarbeitung, herausgekommen 1995, in Modernen Antiquariaten zu kaufen gibt. Die Salzgerechtigkeit war im 13. Jahrhundert im Besitz der Bürgerschaft. 

Seit Beginn des 14. Jahrhunderts besaß Kolberg eigenes Münzrecht, bestätigt im Jahr 1548 durch Kaiser Karl V. Der Wohlstand der Stadt zeigte sich bereits im 16. Jahrhundert in steinernen Häusern, einer Wasserleitung und gepflasterten Straßen. 1801 kaufte der preußische Staat Saline und Gerechtsame auf. Von 1807 bis 1813 hatte Kolberg die einzige Saline in Preußen. 1860 stellte sie den Betrieb ein, das Salzwasser wurde freigegeben. Zur Blütezeit gab es 36 Salzsiedereien. 

Die medizinische Nutzung der Sole mit hohem Eisengehalt wurde entdeckt. Seit 1830 ist Kolberg Solbad, dazu Moor- und Seebad. Im Jahr 1909 standen neun Solequellen zur Verfügung, die sich sämtlich in Privatbesitz befanden, darunter die Salzberg-Quelle, die Zillenberg-Quelle, die Münderfeld-Quelle und die Martin-Tobias-Quelle, dazu Gradierwerke. 

1938 war Kolberg mit 44.508 Besuchern das bestbesuchte Seebad aller deutschen Seebäder. Es entstanden viele Sanatorien und Kurheime, eine Seebadeanstalt, ein Warmbad, sechs Solbadeanstalten, zwei mit Moorbädern, sechs Krankenanstalten und Privatkliniken. Ferner gab es ein Kur-Theater, eine Freilichtbühne für 3000 Personen, Sportwochen, Blumenkorsos, Regatten, Pferderennen, einen 7,5 Kilometer langen Strandpark und Schiffsverbindung nach Swinemünde, Kopenhagen und Rönne auf Bornholm. Mit dem D-Zug war Kolberg von Berlin aus in viereinhalb Stunden zu erreichen. 

Der Zweite Weltkrieg beendete zunächst alle Kuraktivitäten, die Stadt war nahezu zerstört, die Quellen verschüttet. Zirka ab den 1980ern entwickelte sich wieder der Kurbetrieb. Kolberg hat speziell in den letzten Jahren kräftig expandiert und wird nicht nur von Kurgästen aus Pommern gerne besucht.

Auf der Salzinsel [Wyspa Solna], die von der Persante und dem Holzkanal umflossen wird, nahe dem Jachthafen, befindet sich die einzige Solequelle [Solanka], die für Gäste zugänglich ist. Man kann dort die Sole kosten. Vorsicht ist angebracht, da es sehr salzig und kaum zum Trinken geeignet ist. Der Salzgehalt beträgt fünf Prozent. Zum Vergleich: das Meerwasser hat einen Salzgehalt von sieben Promille Massenanteil. Neue Pläne, wieder ein Gradierwerk zu errichten, konnten bisher nicht umgesetzt werden. Fest steht: Ein Aufenthalt in Kolberg ist empfehlenswert.