25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 43-22 vom 28. Oktober 2022 / Niedersachsen / Die Leinestadt mit dem grünen Herz / Von wegen graue Maus – Hannover hat abseits der zubetonierten Innenstadt viel Kunst und Natur zu bieten. Herrenhäuser Gärten, Eilenriede oder Maschsee sind wahre Oasen der Ruhe in der zu Unrecht als provinziell verschrienen Landeshauptstadt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-22 vom 28. Oktober 2022

Niedersachsen
Die Leinestadt mit dem grünen Herz
Von wegen graue Maus – Hannover hat abseits der zubetonierten Innenstadt viel Kunst und Natur zu bieten. Herrenhäuser Gärten, Eilenriede oder Maschsee sind wahre Oasen der Ruhe in der zu Unrecht als provinziell verschrienen Landeshauptstadt
Andreas Guballa

Langweilig, leidenschaftslos, provinziell: So sieht Hannovers Image in vielen Teilen Deutschlands aus. Dabei bietet Niedersachsens Landeshauptstadt jede Menge Vielfalt und Abwechslung. Reizvolle Landschaften mit Rad- und Wanderwegen bis ins Umland und jede Menge Kultur in Museen und an der frischen Luft warten darauf, entdeckt zu werden. Mit dem Maschsee, den Herrenhäuser Gärten und der Eilenriede bietet die Stadt darüber hinaus wahre Ruheoasen an.

Abgesehen von der Beton-Tristesse in der Innenstadt direkt vorm Bahnhof ist Hannovers Herz voller Natur: Die Eilenriede gilt mit 640 Hektar Fläche als einer der größten Stadtwälder Europas – und übertrifft damit sowohl den Central Park in New York als auch den Hyde Park in London. Die grüne Lunge zieht sich größtenteils zentrumsnah durch den östlichen Teil der Leinestadt. Mit einem komfortablen Wegenetz und Hunderten von Ruhebänken, Liegewiesen, Kinderspielplätzen und Waldgaststätten bietet die Eilenriede quasi Naherholung pur.

Die Herrenhäuser Gärten repräsentieren seit über 300 Jahren die Lebensart des hannoverschen Herrschaftshauses. Ihr Herzstück, der Große Garten, zählt zu Europas bedeutendsten Barockgärten. Wie einst die Hofgesellschaft flanieren Besucher heutzutage zwischen reich verzierten, nur flach bepflanzten Grünflächen, prächtigen Skulpturen und kunstvoll geschnittenen Hecken. Wasserspiele plätschern in versteckten Winkeln. 

Im „Bauch von Hannover“

„Kultur for free – Kunst für alle“ steht für eine Reihe kostenloser Rundgänge durch Hannover. So kann jeder die Stadt auf individuelle Weise entdecken, je nach Interesse oder verfügbarer Zeit, ob mit dem (Leih-)Fahrrad oder zu Fuß.

Kunst im öffentlichen Raum hat in Hannover eine lange Tradition und einen hohen Stellenwert: Im Laufe der Jahrzehnte wurden mehr als 200 Skulpturen, Plastiken und Installationen im gesamten Stadtraum platziert. Kaum eine andere deutsche Stadt weist eine so hohe Dichte an künstlerischen Objekten auf entlang von viel befahrenen Straßen, der Leine und auf öffentlichen Plätzen.

Häufigstes Fotomotiv sind dabei die drei buntbemalten „Nana“-Figuren der 2002 gestorbenen französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle am Leibnizufer. Die 1974 schräg gegenüber dem Leine­schloss der Welfen, in dem heute der niedersächsische Landtag untergebracht ist, aufgestellten voluminösen Kunstobjekte sollten einst das mausgraue Image Hannovers aufpolieren.

Bei einem Streifzug durch die Gassen der Altstadt rund um die Marktkirche vermitteln restaurierte Fachwerkfassaden einen guten Eindruck davon, wie es hier ausgesehen hat, bevor die Stadt im Zweiten Weltkrieg vom Bombenterror heimgesucht wurde. Kleine Boutiquen laden zum Bummeln und die gemütlichen Cafés sowie Kneipen zum Verweilen ein. Wen der Hunger packt, kann sein Mittagessen im „Bauch von Hannover“, der Markthalle, einnehmen. Hier verbindet sich hannoversche Tradition mit internationaler (kulinarischer) Atmosphäre. An über 

70 Ständen gibt es hier neben frischem Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse auch Mittagsangebote für jeden Geschmack. 

Einmal „auf dem Strich gehen“ 

Frisch gestärkt können die nächsten Programmpunkte in Angriff genommen werden. Ein Strich führt auf einer Länge von 4200 Metern als „Roter Faden“ auf dem Straßenpflaster zu 36 Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt. Wer diesem barrierefreien Leitsystem folgt, unternimmt einen Stadtrundgang auf eigene Faust 

– und bestimmt selbst das Tempo. Für diese Route durch die Stadt gibt es eine Begleitbroschüre im handlichen Taschenformat mit Wissenswertem und Amüsantem über die Attraktionen entlang dieses Roten Fadens. 

Ein 45-minütiger Abstecher von der Route führt zum Maschsee und beginnt und endet am Neuen Rathaus. Dieses lockt nicht nur als beliebtes Fotomotiv oder attraktive Sehenswürdigkeit, sondern auch mit Stadtmodellen aus Hannovers Geschichte, die in der Rathaushalle unter der fast 100 Meter hohen Kuppel zu sehen sind. Wer mit dem Bogenaufzug in die Kuppel einfährt, hat von der Aussichtsplattform einen famosen Blick über Stadt und Maschsee. 

Hinter dem Rathaus geht es durch den malerischen Maschpark zu einem der beliebtesten Ausflugsziele Hannovers: dem Maschsee. Wer mag, kann den sechs Kilometer langen Rundweg um den See spazieren. Bequemer sind jedoch die Cafés und Biergärten an der Uferpromenade. Aber nicht nur zu Land kann man den Maschsee entdecken. 

Die Maschseeflotte lädt zu einem Perspektivwechsel aufs Wasser ein. Kunst­interessierte sollten dem am Ufer gelegenen Sprengel-Museum einen Besuch abstatten. Wer sich eher für Geschichte begeistert, ist im nahe gelegenen Landesmuseum Hannover an der richtigen Adresse. Auch das direkt neben dem Rathaus gelegene Museum August Kestner mit seinen ägyptischen und antiken Sammlungen sollte man sich nicht entgehen lassen.

www.visit-hannover.com