26.04.2024

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Folge 43-22 vom 28. Oktober 2022 / Der Wochenrückblick / Knallharte Weicheier / Wofür man alles geächtet wird, und wie „Klimakämpfer“ leiden, die ihren Nachttopf vergessen haben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-22 vom 28. Oktober 2022

Der Wochenrückblick
Knallharte Weicheier
Wofür man alles geächtet wird, und wie „Klimakämpfer“ leiden, die ihren Nachttopf vergessen haben
Hans Heckel

Kennen Sie die „Back Street Boys“? Macht nichts. Das ist eine US-Band, die seit den 90ern über die Bühnen hopst und deren Musikgeschmack man nicht teilen muss. Und dass die fünf schon etwas in die Jahre gekommenen „Boys“ gerade durch Deutschland touren, wäre jedenfalls an mir völlig vorbeigegangen, hätte man mich nicht auf zwei echte Skandale gestoßen.

In der „taz“ mussten wir lesen, dass es gegen einen der fünf Vergewaltigungsvorwürfe gebe. Eine Popsängerin habe „2017, kurz nach Beginn der #MeToo-Bewegung“ geschrieben, der Sänger habe sie 15 Jahre zuvor vergewaltigt. Von einer „anderen Frau“ gebe es einen „ähnlichen Vorwurf“. Wegen Verjährung sei es aber nie zu Anklagen gekommen.

Ein weiteres Bandmitglied habe sich am Tag vor Donald Trumps Amtseinführung als US-Präsident im Januar 2017 für den Politiker eingesetzt und sich überdies bei dem Portal „Parler“ angemeldet. Zwar habe er dort dann nie etwas reingeschrieben, aber „Parler“ sei bei „Rechten“ beliebt.

Fassen wir zusammen: Gegen den einen gibt es unbewiesene Vorwürfe (oder etwas „ähnliches“), und der andere hat einen demokratisch gewählten US-Präsidenten unterstützt und sich irgendwo angemeldet, wo auch Zeitgeist-Abweichler angemeldet sind. Was ist mit den anderen drei? Die trifft die Kontaktschuld, denn, so raunt das besagte Blatt: „So unbescholten die anderen drei sind, stehen sie doch nach wie vor zu Littrell und Carter“ (das sind die beiden, die ... ja, was eigentlich?). Rhetorisch fragt die „taz“: „Wollen wir wirklich weiterhin diese Band durch Konzertbesuche unterstützen?“ Kann man als Boykottaufruf lesen.

Der eine wurde angeschwärzt, der andere hat mutmaßlich eine abweichende politische Meinung, und die übrigen haben den beiden trotzdem nicht die Freundschaft gekündigt. Das reicht, um in gewissen Kreisen in Verschiss zu geraten. 

Und manchmal noch viel weniger: Tim Wiese, von 2005 bis 2012 Torhüter von Werder Bremen, ist von seinem Verein verstoßen worden. Was hat er getan? Auf einem Foto, das im Netz kursiert, ist zu sehen, wie er auf dem Bremer Freimarkt mit jemandem diskutiert, den jemand anderes auf Twitter beschuldigt hat, ein „Nazi“ zu sein.

Trotz Wieses Aussagen bezweifelt Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald, „dass Wiese sich diesen Kreisen nicht zugehörig fühlt“. Bis die Zweifel nicht „nachhaltig“ ausgeräumt seien, werde der Ex-Torwart keine Einladungen mehr vom Verein erhalten und dürfe auch nicht mehr in der Werder-Traditionsmannschaft spielen.

Versuchen Sie mal, jemandem „nachhaltig“ – also hieb- und stichfest – zu beweisen, wie Sie „fühlen“. Wird kaum möglich sein. Das einzige, was den armen Wiese jetzt (vielleicht!) noch retten könnte, wären wahrscheinlich flammende „antifaschistische“ Bekenntnisse in Endlosschleife. Wir kennen den Vorgang aus dem Stalinismus, da nannte sich der absichtlich demütigende Akt „Kritik und Selbstkritik“. In dieser widerlichen Soße aus Selbstbezichtigung und schleimigen Beteuerungen der unerschütterlichen Treue zu Staat und Partei sollten sich die Leute eigenhändig kleinmachen. Wer hätte 1990 albträumen können, dass das in dieser Reinform dereinst zurückkehrt?

In krassem Kontrast zu der Hammerhärte, mit der die grünlinke Avantgarde auf jeden (mutmaßlichen) Abweichler eindrischt, steht die herzergreifende Wehleidigkeit, mit der diese Leute auftreten, wenn es um ihre eigenen Kümmernisse geht. Robert Habeck jammerte ja schon verschiedentlich, wie hart er und seine Mitarbeiter schuften müssen. Und wie schwer all die Probleme auf ihm lasten – die er sich (genauer: dem Land) per Ideologie und Inkompetenz selbst eingebrockt hat.

Energie-Abschalter fordern Heizung

Das Geheul ging uns schon kräftig auf die Nerven. Nun aber hat sogar dieser Minister in Sachen Selbstmitleid seinen Meister gefunden. Nämlich in den 16 Mitgliedern der „Klimaschutz“-Gruppe „Scientist Rebellion“, die sich am 19. Oktober im Porsche-Pavillon der VW-Autostadt in Wolfsburg auf den Boden geklebt haben. Bitter beklagten sich die „Aktivisten“, dass ihnen VW keinen Nachttopf hingestellt habe. Außerdem habe der Konzern die Heizung heruntergedreht. Und schließlich hätten sie sich kein Essen nach eigenem Geschmack bestellen können, sondern das zu sich nehmen müssen, was VW für sie aufgetragen habe.

Nur noch mal zum Mitschreiben: Diese wackeren Kämpfer treten mit dem Anspruch auf, die Welt retten zu wollen, und versäumen es, ihren Nachttopf mit an die Front zu bringen. Außerdem genügt das kulinarische Angebot, das ihnen gefälligst der „Feind“ zu servieren hat, bei Weitem nicht ihren Ansprüchen. Das Beste aber ist die Sache mit der Heizung: Eine Riege fanatischer Energie-Abschalter beklagt sich allen Ernstes darüber, dass in einem dermaßen milden Oktober nicht noch zusätzlich (ergo ganz besonders „klimaschädlich“) für sie eingeheizt wird. 

Der bekannte Hamburger Anwalt Joachim Steinhöfel empfiehlt übrigens, neben Straßenblockierern eine Dose schwedischen Brechreiz-Hering („Surströmming“) auszukippen. Das löse jede Blockade zügig auf.  

Doch ganz gleich, ob das Essen nicht schmeckt, die Temperatur nicht passt, die Hose voll ist oder die ganze Aktion im infernalischen Gestank einer nordischen Fischspezialität erstickt: Der Klimakampf geht weiter! Minister Habeck hat sich ein neues CO₂-Einspargesetz ausgedacht, das die Wirtschaft Milliarden kosten soll. In der EU prescht der Grüne damit kräftig vor, was an der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland sicher nicht spurlos vorübergehen wird.

Was den Wirtschaftsminister bisher gewurmt hat, hören wir aus seinem Ministerium. Tief beleidigt tönt es von dort, dass die Industrie bislang nur solche Einsparprojekte umgesetzt habe, die auch „wirtschaftlich realisierbar“ gewesen seien. Sie haben richtig gelesen: Die deutsche Wirtschaft denkt und handelt – wirtschaftlich! Aber damit soll jetzt Schluss sein, da ist Habeck fest entschlossen. 

Mit dem neuen Gesetz sollen den Unternehmen Maßnahmen aufgedrückt werden, die sie jährlich etwa eine Milliarde Euro kosten. Zudem bürdet man ihnen umfangreiche, fortlaufende Prüfmaßnahmen auf. Endlich noch mehr Bürokratie, nachdem die deutschen Unternehmen schon jetzt mehr als 50 Milliarden Euro staatlich verursachter Bürokratiekosten zu schultern haben. 

Großen Wert legt man in der Ampel darauf, dass die eigene Politik nicht nur „ökologisch“, sondern auch „sozial“ sei. Daher will der Bund stolze 14,5 Milliarden Euro bis zum Jahr 2026 für den Wohnungsbau aufwenden. Bei der prekären Lage am Wohnungsmarkt mochten das manche für den einzigen Weg halten und aufatmen. Bis Robert Habeck dazwischenkam: Der Minister will, dass die Milliarden nicht bloß für Wohnungsbau, sondern auch für die „klimagerechte“ Aufrüstung des Bestandes ausgegeben werden. Weniger Wohnungen für mehr „Klimaschutz“ also.