28.03.2024

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Folge 44-22 vom 04. November 2022 / „Halibut“ / USA waren im Jahre 1971 die Ersten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-22 vom 04. November 2022

„Halibut“
USA waren im Jahre 1971 die Ersten

In Petropawlowsk-Kamtschatski auf der Halbinsel Kamtschatka im Fernen Osten Russlands befand sich während des Kalten Krieges eine wichtige U-Bootbasis der UdSSR. Die Kommunikation zwischen diesem Stützpunkt und der obersten Führung der sowjetischen Pazifikflotte in Wladiwostok lief über ein Unterseekabel. 1966 hatte Captain James Bradley von US-Marinegeheimdienst Office of Naval Intelligence (ONI) die Idee, diese Datenleitung heimlich anzuzapfen. Die Ausführung des Vorhabens scheiterte allerdings zunächst an den immensen technischen Schwierigkeiten sowie der mangelnden Rückendeckung von oben. 

Aber 1971 war es dann schließlich so weit: Das U-Boot „Halibut“ setzte einige Kampftaucher auf dem Grund des Ochotskischen Meeres ab, die in rund 120 Metern Wassertiefe eine sechs Meter lange Abhöreinheit an dem Kabel anbrachten. Diese hielt alle Nachrichten zwischen den zwei Sowjet-Stützpunkten auf Magnetbändern fest. Deshalb musste die „Halibut“ einmal im Monat zurückkehren, damit die Froschmänner die Datenträger austauschen konnten. Anschließend übernahm die National Security Agency (NSA) die Auswertung, was sich überraschend unkompliziert gestaltete, weil der größte Teil der Kommunikation unverschlüsselt lief. Denn die sowjetische Seite ging davon aus, dass die Leitung absolut sicher sei.

Zehn Jahre lang bekam die NSA so hochwichtige Informationen auf dem Präsentierteller serviert. Dann flog die spektakuläre Unterwasser-Operation „Ivy Bells“ auf, weil ein geldgieriger Analytiker der NSA namens Ronald Pelton das Ganze für 35.000 US-Dollar an den sowjetischen Geheimdienst verriet. Die eilends entsandte „Parche“ versuchte noch, die Abhöreinrichtung vor dem Zugriff der Sowjets zu retten, traf aber zu spät vor Ort ein.

Pelton wurde am 17. Dezember 1986 wegen Spionage zu dreimal Lebenslänglich plus zehn Jahren Haft verurteilt. Bereits am 24. November 2015 wurde er allerdings aus der Haft entlassen.W.K.