20.04.2024

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Folge 44-22 vom 04. November 2022 / Kunstschändung / Herostraten des Klimas / Protestaktionen in Museen – Wie die Kunst unter der Ruhmsucht mancher Aktivisten zu leiden hat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-22 vom 04. November 2022

Kunstschändung
Herostraten des Klimas
Protestaktionen in Museen – Wie die Kunst unter der Ruhmsucht mancher Aktivisten zu leiden hat
Harald Tews

Der ionische Hirte Herostratos war ein Niemand. Um das zu ändern, setzte er im Jahr 356 v. Chr. eines der Sieben Weltwunder in Brand: den Tempel der Artemis im heute türkischen Ephesos. Unter Folter gestand er, aus Ruhmsucht gehandelt zu haben, woraufhin er mit einer „Damnatio memoriae“ überzogen wurde: Bei Strafe wurde es untersagt, seiner zu gedenken oder auch nur seinen Namen zu nennen. Tatsächlich trat das Gegenteil ein. Heute ist Herostratentum ein Synonym für die Zerstörung von Kunst aus Geltungssucht.

Mit Anschlägen auf Kunstwerke aus solchen persönlichen Motiven haben Museen schon viel schlechte Erfahrung gemacht. Skulpturen wurden mit Hämmern traktiert wie Michelangelos „Pietà“ im Petersdom von Rom und Gemälde mit Messern aufgeschlitzt oder mit einer ätzenden Flüssigkeit übergossen. Rembrandts „Nachtwache“ in Amsterdam war gleich dreimal Opfer solcher Anschläge. Allein der „Dürer-Attentäter“ Hans-Joachim Bohlmann verursachte Kunstschäden in Höhe von 130 Millionen Euro. 

Die aufwendig restaurierten Kunstwerke kann man seitdem nur noch hinter Panzerglas bewundern. Und wer heute ein großes Kunstmuseum betritt, der muss sich fast wie auf einem Flughafen einer Sicherheitsüberprüfung unterziehen. Wasserflaschen müssen am Eingang ebenso abgegeben werden wie meistens auch Rucksäcke, Mäntel und Taschen.

Trotzdem decken zeitgenössische Herostraten immer wieder Sicherheitslücken auf. Jetzt treten sie im Namen des „Klimas“ auf, kleben sich an den Rahmen von Raffaels „Sixtinischer Madonna“ in Dresden oder an einen Dinosaurier im Berliner Naturkundemuseum, schütten hineingeschmuggelte Tomatensuppe auf einen van Gogh in London oder Kartoffelbrei auf einen Monet im Potsdamer Museum Barberini (die PAZ berichtete). Den Gemälden selbst ist nichts geschehen, da sie verglast sind.

Doch den Museen selbst entsteht ein nicht unerheblicher Schaden. Dem privatfanzierten Barberini entgingen Einnahmen, nachdem man sich entschlossen hatte, das Haus fünf Tage lang komplett zu schließen, um die Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen. Außerdem ist der Ruf dauerhaft ramponiert. Wenn die Sicherheit für die Kunst nicht gewährleistet ist, wird es zukünftig schwer werden, Leihgeber für Sonderausstellungen zu gewinnen.

Die Klima-Aktivisten, die sich anmaßend die „Letzte Generation“ nennen, haben sich dabei ein warmes Plätzchen für ihren Protest ausgesucht. Sich draußen auf viel befahrenen Straßen mit Sekundenklebern auf Asphalt festzukleben, ist auf Dauer ja auch zu kalt und zu riskant, zumal die von ihnen als Klimakiller beschimpften und zum Anhalten genötigten Autofahrer auch schon mal wutentbrannt ihre Fäuste sprechen lassen. 

Da sucht man sich lieber einen Ort aus, der sich nicht wehren kann. Museen, Bilder und Dino-Skelette sind nicht gerade als Klimasünder bekannt, bieten aber eine mediale Aufmerksamkeit, die auch Herostratos gefallen hätte. Wer erfolgreich ein Gemälde geschändet hat, befriedigt auch eigene Egoismen, mit denen man sich in der Protestszene ruhmsüchtig hervorheben kann. Man ragt aus der Menge der Aktivisten heraus. Ums Klima geht es dabei weniger als um das eigene Prestige – und die Kunst muss darunter leiden.