25.04.2024

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Folge 44-22 vom 04. November 2022 / Mythische Kostbarkeit / Der Peterfitzer Goldring / Bedeutendes Fundstück aus dem 6. Jahrhundert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-22 vom 04. November 2022

Mythische Kostbarkeit
Der Peterfitzer Goldring
Bedeutendes Fundstück aus dem 6. Jahrhundert
B. Stramm

Nicht immer erschließt sich sofort der Wert und die Bedeutung eines Fundstücks. So war es auch im Fall eines Reifes, der 1913 beim Kiesabbau nahe Peterfitz bei Kolberg gefunden wurde. Überzogen mit dunkler Patina hing er jahrelang in einer Peterfitzer Dorfschänke am Tresen. Um Haaresbreite entging er der Metallsammlung im Ersten Weltkrieg.

Dann wurde sein wahrer Wert erkannt und der Goldene Halsring zum Prachtstück des Kolberger Museums, seitdem bezeichnet als Peterfitzer Goldring. Abenteuerliche Geschichten ranken um das wertvolle Stück, in weiser Voraussicht wurden Nachbildungen hergestellt und das Original stets sicher im Safe verwahrt. 

Patina schütze den Ring

Als 1945 die Rote Armee vor den Toren Kolbergs stand, öffnete Stadtamtmann Wachholz den Tresor des Museums, nahm den Ring an sich, und hütete unter schwierigen Bedingungen diesen  Schatz. Der Ring begleitete ihn auf der Flucht nach Niedersachsen. Über Dannenberg, dort wurde er zunächst gut versteckt, sogar vergraben und unter abenteuerlichen Bedingungen immer wieder sicher 

beschützt. Der weitere Weg führte nach Lüneburg, dort verblieb der Goldring im Museum, bis sein letztendlicher Standort festgelegt wurde. Im Zuge der Übernahme der Patenschaft der Hansestadt Lübeck für Kolberg am 5. Juli 1953 fand der goldene Halsring seinen Platz in Lübeck.

Zurück in Pommern 

1999 kehrte er nach Pommern zurück und befindet sich seitdem im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald. Laut alter Beschreibung ist die Goldspirale einen Meter lang und hat einen Durchmesser von 20 Zentimetern, besteht aus purem Gold und gehört zu den größten und schönsten dieser Art. Für die Herstellung verwendete ein Schmied 1,8 Kilogramm des edlen Metalls, das er vermutlich aus über 400 römischen Goldmünzen gewann. Der Goldschatz stammt wohl aus dem 6. Jahrhundert nach Christi und ist skandinavischer Herkunft. Dafür spricht auch die prächtige Verzierung, die rechts in einem Vogelkopf und links in einem Tierkopf mit Entenschnabel endet. Bei dem Vogel könnte es sich um einen Adler handeln – dem Symboltier des nordischen Gottes Odin. Dessen Eigenschaften Stärke und Mut sollten wohl auf den Besitzer des Ringes übergehen. 

Im virtuellen Museum zur Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns liest man: Ob der Goldreif jemals einen Hals zierte, ist fraglich. Die meisten der 71 bekannten ähnlichen Ringe gelangten als Opfer für die Götter in den Boden, die Moore oder die Gewässer Nordeuropas, so vielleicht auch der Goldring von Peterfitz. Möglicherweise diente er als Kultobjekt oder sollte seinen Besitzer im ewigen Leben schmücken und die standesgemäße Aufnahme in Walhall sichern.