27.04.2024

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Folge 44-22 vom 04. November 2022 / Architektur / Preußens weiße „Prinzenburg“ / Das Kleine Schloss im Potsdamer Park Babelsberg wird saniert – Friedrich III. verbrachte hier seine Jugend

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-22 vom 04. November 2022

Architektur
Preußens weiße „Prinzenburg“
Das Kleine Schloss im Potsdamer Park Babelsberg wird saniert – Friedrich III. verbrachte hier seine Jugend
H. Tews/SPSG

Abseits von Schloss Babelsberg, der Sommerresidenz von Kaiser Wilhelm I., wartet der Postdamer Park Babelsberg mit wahren architektonischen Kleinoden auf. In der von Peter Joseph Lenné sowie später von Fürst Hermann von Pückler-Muskau angelegten und seit 1990 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Gartenanlage findet sich neben dem Dampfmaschinenhaus für die Bewässerung des Parks, der Gerichtslaube, dem Matrosenhaus oder dem Flatowturm auch das schneeweiße Kleine Schloss.

Allerdings befindet sich dieses Gebäude in keinem guten Zustand. Die weiße Farbe blättert sichtbar ab und auch das Innere ist sanierungsbedürftig. Daher hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), die Park Babelsberg verwaltet, beschlossen, das Haus für zwei Jahre, in denen es grundlegend instandgesetzt werden soll, zu schließen. Danach wird es – wie bisher auch – als Gastronomiebetrieb fungieren, wobei es um einen Außerhausverkauf erweitert wird. Außerdem soll es zwei Wohnungen aufnehmen.

Das heute als „Kleines Schloss“ bekannte Café und Restaurant im Babelsberger Park am Havelufer unweit der Grenzanlagen ist erst 1980 eingerichtet worden. Im 19. Jahrhundert war das von Eduard Gebhardt 1841 nach englischen Vorbildern gestaltete neogotische Haus als „Prinzenburg“ zunächst Wohnsitz des preußischen Prinzen Friedrich Wilhelm, der 1888 als Kaiser Friedrich III. den Thron bestieg. Danach diente das Gebäude viele Jahre als „Damenhaus“ für die Gräfin Luise von Oriola (1824–1899), einer Hofdame Kaiserin Augustas.

Vor dem Erwerb durch den damaligen Prinzen Wilhelm, den späteren preußischen König und deutschen Kaiser Wilhelm I., hatte das Haus einem Weber Blume aus Nowawes gehört. Nach dem Ende der Monarchie 1918 wurde es von der Schlösserverwaltung für Wohnzwecke vermietet. Ab 1934 wohnte dort der aus Potsdam stammende Komponist Hans Chemin-Petit mit seiner Familie. Im April 1945 erlebten sie hier den Luftangriff auf Potsdam, durch den das Kleine Schloss stark beschädigt wurde. Die Chemin-Petits überlebten die Bombennacht in einem eigens für sie gebauten Luftschutzbunker.

Der Luftschutzkeller blieb beim Um- und Ausbau des ruinösen Gebäudes zur „Parkgaststätte Strandterrassen“ nach 1958 erhalten und wird bis heute als Vorratskeller genutzt. Nach dem Ausbau der Grenzanlagen ab 1961 setzte man den Betrieb der Strandterrassen noch wenige Jahre fort. Nach längerem Leerstand erfolgte 1980 ein erneuter Umbau zur Gaststätte „Kleines Schloss“.