28.03.2024

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Folge 44-22 vom 04. November 2022 / Adelsgeschichte / Die Herren und Grafen von der Groeben / Kulturzentrum Ostpreußen informiert zweisprachig über das alte preußische Adelsgeschlecht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-22 vom 04. November 2022

Adelsgeschichte
Die Herren und Grafen von der Groeben
Kulturzentrum Ostpreußen informiert zweisprachig über das alte preußische Adelsgeschlecht
Manfred E. Fritsche

Die Groebenschen Güter in Ostpreußen bildeten ‚ein Land im Lande‘. Die Zahl der Güter, die von 1380 bis 1945 in Groebenschen Händen waren – etwa 200 – war imposant. 1945 endete die Geschichte, der gesamte Besitz ging durch den Krieg verloren. Bis heute erinnern viele Zeugnisse an die eindrucksvolle Geschichte der Familie.“

So endet die vom Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen in dem neuen Heft „Die Herren und Grafen von der Groeben – Ein Adelsgeschlecht in Preußen“ beschriebene Geschichte des Adelsgeschlechtes, das nach dem Zweiten Weltkrieg im Westen eine neue Existenz aufbauen musste. Das Druckwerk geht auf den Stammbaum der Familie mit seinen zahlreichen Nebenlinien und auf die zahlreichen Besitzungen ein, von denen hier einige beispielhaft beschrieben werden.

Der Legende nach fanden die Urväter der Familie schon 927 in Sachsen das erste Mal Erwähnung. Der erste bekannte Sitz war Grebene an der Saale südlich von Magdeburg, die älteste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1140. Nach der Gründung der Mark Brandenburg halfen Angehörige des Geschlechtes dem Markgrafen Albrecht dem Bären bei der Ausdehnung des askanischen Herrschaftsbereiches bis zur Oder. Nach kirchlichen Unterlagen besaßen Vertreter der Familie Anfang des 13. Jahrhunderts große Teile der Dübener Heide.

Zwei Familienhauptlinien

Ende des 14. Jahrhunderts, als die Mark Brandenburg zum Kurfürstentum erhoben wurde, gehörte die Familie von der Groeben zu den wichtigsten Adeligen der Mark. Es bildeten sich zwei Familienhauptlinien, die „Golm–Bornstedt–Löwenberg“ und die „Kotzeband/Bötzow–Dabergotz–Meseberg“. Diese besaßen etwa 80 Güter ringförmig um die Stadt Berlin.

Die Golmer Linie bekam zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert noch viele Güter um Potsdam und im Kreis Teltow hinzu. Um 1450 war Peter von der Groeben Hofrichter des Kurfürsten und Bürgermeister von Cölln-Berlin, 60 Jahre später übte Hans von der Groeben dieses Amt aus. Mit dem Tod von Carl Wilhelm von der Groeben (1741–1805) starb die Linie aus, der Besitz ging an die Familie von dem Knesebeck über. 

Aus der Linie Kotzeband/Bötzow–Dabergotz–Meseberg gingen die späteren ostpreußischen Familienlinien Arnstein/Gr. Klingbeck und Beisleiden/Rippen hervor, deren Mitglieder ebenfalls eine wichtige Rolle in der Mark spielten und zahlreiche Ämter in Kirche und Politik übernahmen. Erste Angehörige kamen vermutlich erst in der zweiten Hälfte des 

14. Jahrhunderts nach Ostpreußen, wo sie dem Deutschen Orden als Lehensleute und Siedler dienten. Urkundlich bekannt ist Heynick Groben, der sich von der Mark Brandenburg kommend vor 1380 im altprußischen Gau Natangen in der Ordenskomturei Balga niederließ und zum Urvater der „preußischen Linie“ wurde. Einem Heinrich Groeben wurde 1403 Familienbesitz nachgewiesen. Die im Laufe der Jahre erworbenen Ländereien wurden nach 1522 wieder auf zwei Linien aufgeteilt: Georg von der Groeben erhielt Weskeim, Redden, Kobbern und Jeesau und Günther von der Groeben bekam Sehmen, Wicken, Karschau und Bäslack.

Bäslack, das 1337 an der Stelle einer Prußenfestung entstand, wurde um 1390 zu einer steinernen Burg ausgebaut und zum Mittelpunkt der Gegend. 1583 wurde das Burghaus zur Kirche umgebaut, die 1730 einen Turm bekam, und in der Gesamtheit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an die Familie Eulenburg verkauft.

Friedrich von der Groeben (1645–1712) diente im Infanterieregiment des Königs Jan III. Sobieski, der von diesem zum Generalquartiermeister der polnischen Armee ernannt wurde. Die Kriege gegen das Osmanische Reich und seine Stellung am polnischen Hof brachten ihm ein Vermögen ein, mit dem er in der Heimat vier große Güter kaufte. Als Amtshauptmann von Hohenstein und Osterode errichtete er testamentarisch vier Majorate, in denen immer der nächste männliche Verwandte das Erbe antrat. Zudem gründete er eine Stiftung und ein Stipendienhaus an der Königsberger Universität – das Groebische Institut.

Das Majorat Neudörfchen wurde 1692 erworben. Dazu gehörte ein Gutshaus mit Park, das 1829 durch ein klassizistisches Schloss ersetzt wurde. Um 1900 war das Gut rund 4000 Hektar groß, 1945 waren noch 2607 Hektar im Familienbesitz. Otto Friedrich von der Groeben, der „Afrikafahrer“, der 1682 eine Afrikaexpedition an die Goldküste leitete und 1728 als Vater von 20 Kindern starb, war der erste Majoratsherr auf Neudörfchen. Ihm folgten noch zwölf weitere, der letzte war bis 1945 Karl Moritz Graf von der Groeben, 1935 bis 1945 Landrat des Kreises Insterburg.

Gut Ponarien übernahm 1712 Heinrich Wilhelm von der Groeben, vormaliger kaiserlicher Offizier, der neben diesem Majorat weitere 31 Güter in Ostpreußen besaß. 1932 war die Majoratsherrschaft etwa 3000 Hektar groß. Karl Konrad Graf von der Groeben war der letzte Gutsherr, der von 1921 bis 1945 Bewirtschafter von Ponarien war.

Dorf und Rittergut Langheim, ursprünglich Besitz der aus Franken stammenden Familie Truchseß von Wetzhausen, übernahm Heinrich Wilhelm von der Groeben im Jahr 1728. Er bestimmte in seinem Testament 1742 eine Familienstiftung, welche die Güter 160 Jahre zusammenhielt und erweiterte. 1939 hatte das Gut 5044 Hektar, das vom Kurator der Stiftung Georg von der Groeben geleitet wurde. Das Schloss Langheim brannte 1945 völlig aus.

Wolf Sebastian von der Groeben war ab 1712 der erste Majoratsherr auf dem 1180 Hektar großen Groß Schwansfeld, das bis 1945 mit dem letzten Besitzer Gustav von der Groeben nur durch sieben Hände ging.

Das Majorat Ludwigsdorf übernahm Georg Friedrich von der Groeben, das um die 2300 Hektar hatte. Knuth Graf von der Groeben konnte 1945 von den Polen nicht einfach enteignet werden, da er als Begründer der schwedischen Familienlinie die schwedische Staatsbürgerschaft besaß. Er musste das Gut unter dessen Wert verkaufen und wohnte dann auf Munkeberg in der schwedischen Provinz Schonen.

Der Gutsherr von Ponarien. Heinrich Wilhelm, verkaufte 1699 das 1000 Hektar große Gut Quossen im Kreis Bartenstein an einen Verwandten aus Löwenberg in der Mark Brandenburg. Der Käufer, Curt Heinrich von der Groeben, wurde zum Stammvater einer zweiten Linie der Familie in Ostpreußen, der „Märkischen Linie“. Das Gut überstand den Zweiten Weltkrieg nicht, heute sind nur noch einige Wirtschaftsgebäude vorhanden. Die Nachfahren erwarben dazu 1908 das 900 Hektar große Gut Juckenstein an der Scheschuppe, das Helmuth von der Groeben (1906–1997) als letzter Vertreter der „Märkischen Linie“ 1945 verlassen musste.

Die „Preußische Linie“ auf Weßlienen, die wie die Mitglieder der „Märkischen Linie“ im Kreis Heiligenbeil zahlreiche Besitzungen erwarb, erlosch mit dem Tod von Wilhelm Ludwig Graf  von der Groeben.

Grafentitel ab 1786

Am 19. September 1786 verlieh König Friedrich Wilhelm II. sechs Mitgliedern der Groebenschen Familie den Grafentitel. Zwei dieser Vertreter erhielten den Titel „für sich und alle Nachkommen“, also unbeschränkt vererblich. Diese beiden waren Friedrich Gottfried (1726–1799), Herr auf Karschau, sowie Ernst Wolfgang Albrecht (1740–1818), Majoratsherr auf Ponarien.

Nach Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Familie ihre gesamte materielle Grundlage. 21 Familienmitglieder verloren im Zweiten Weltkrieg ihr Leben. Von der „Märkischen Linie“ überlebten nur zwei männliche Angehörige.

Das mit vielen farbigen historischen Abbildungen versehene 56-seitige, auf hochwertigem Kunstdruckpapier zweisprachig auf Polnisch und Deutsch gefertigte Heft „Die Herren und Grafen von der Groeben – Ein Adelsgeschlecht in Preußen (Panowie i hrabiowie von der Groeben – Szlachecki ród w Prusach)“ kann vom Kulturzentrum Ostpreußen Ellingen, Schloßstraße 9, 91792 Ellingen, Telefon (09141) 86440, Fax (09141) 864414, E-Mail: info@kulturzentrum-ostpreussen.de, zum Preis von 

7 Euro zuzüglich Porto und Versandkosten bezogen werden. Weitere Informationen gibt es unter http://www.kulturzentrum-ostpreussen.de