26.04.2024

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Folge 45-22 vom 11. November 2022 / Berliner Schloss / Ein „kultureller Bruch“ / Bundesregierung gerät mit ihrem Plan, die Kuppelinschrift zu verbergen, in heftige Kritik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-22 vom 11. November 2022

Berliner Schloss
Ein „kultureller Bruch“
Bundesregierung gerät mit ihrem Plan, die Kuppelinschrift zu verbergen, in heftige Kritik
Hermann Müller

Für das Treffen der G7-Außenminister ist im Münsteraner Friedenssaal ein Kreuz entfernt worden. Wie die „Westfälischen Nachrichten“ berichten, soll das Auswärtige Amt seine Bitte zum Abhängen des Kreuzes gegenüber der Stadt Münster damit begründet haben, dass an dem Treffen Menschen mit unterschiedlichem religiösen Hintergrund teilnehmen. Scharfe Kritik am Abhängen des Kreuzes kam vom Parlamentarischen Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Thorsten Frei. Er warf der Bundesregierung vor, sie sei traditions- und geschichtsvergessen.

Nur kurze Zeit zuvor waren Pläne der Bundesregierung zur Kuppelinschrift am Berliner Schloss bekannt geworden. Bereits im vergangenen Jahr hat eine „Initiative Leuchtturm“ die Idee präsentiert, das Spruchband an der Kuppel des teilweise rekonstruierten Schlosses mit einer Lichtinstallation nachts mit Texten aus dem Grundgesetz und der Menschenrechtserklärung zu überblenden. Verdecken will die Initiative damit Bibelzitate, die auf Initiative des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. am historischen Originalbau angebracht worden waren. 

Wie die Initiative „Leuchtturm“ im Dezember 2021 mitteilte, will man mit der Lichtinstallation dem Kuppelspruchband „eine dauerhafte, positive und zeitgemäße Aussage entgegensetzen“.

Gegen christliche Symbolik

Wilhelm von Boddien, der sich besonders stark für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses engagiert hat, reagierte daraufhin mit einer Warnung. Boddien sagte, er fürchte einen „kulturellen Bruch, wie wir ihn in unserer Geschichte noch nie hatten – die Herrschaft der Säkularisierung über unsere 2000 Jahre alten Wurzeln im Christentum“. 

Nun förderte ein Kleine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zutage, dass die Bundesregierung ein geplantes Kunstprojekt, bei dem die historische Inschrift zeitweilig „mit alternativen, kommentierenden und reflektierenden Texten“ überblendet werden soll, begrüßt. „Die Bundesregierung ist sich der Problematik bewusst, die von einer städtebaulich und baukulturell begründeten, gleichwohl politisch und religiös interpretierbaren Wiederherstellung der monarchischen und christlichen Symbolik am Gebäude einer Institution wie des Humboldt-Forums ausgeht.“ Wie weiter aus einer Antwort der Bundesregierung vom 28. Oktober auf die Anfrage der Unionsfraktion hervorgeht, wird derzeit sogar schon geprüft, inwieweit das Projekt technisch realisierbar ist.

Angesichts dieser Entwicklung reagierten Unionspolitiker alarmiert. Christiane Schenderlein, kulturpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, fordert, die Kuppelinschrift müsse sichtbar bleiben. Eine als Kunstinstallation deklarierte Überblendung „lehnen wir vehement ab“, so Schenderlein.  Die Christdemokratin äußerte zudem die Befürchtung, dass in einem weiteren Schritt auch noch das Kreuz auf der Schlosskuppel infrage gestellt wird. 

Günter Nooke, der Ländervorsitzende für Berlin und Brandenburg des Evangelischen Arbeitskreises von CDU und CSU, warf Claudia Roth (Grüne) wegen ihrer Vorbehalte gegen den Schriftzug „Intoleranz gegenüber dem christlichen Glauben sowie den eigenen geschichtlich-kulturellen Wurzeln“ vor. Die Kulturstaatsministerin konterte mit der Aussage, die Kuppelinschrift sei aus Sicht vieler Historiker eindeutig eine politische Botschaft. Roth sagte, die Inschrift stehe für ein Königtum, „das seinen Machtanspruch allein auf Gott begründete und eben nicht auf die Macht und Selbstbestimmung des Volkes“. 

Aber für den Ruf des Muezzin

Im Kontrast zu dieser sehr kritischen Sichtweise auf überlieferte christliche Symbole wie im Münsteraner Friedenssaal oder am Berliner Schloss steht ein Umgang, der immer öfter zu beobachten ist, wenn es um den heutigen Islam geht. Mit Genehmigung der Stadt darf seit dem 14. Oktober etwa die Ditib-Zentralmoschee in Köln mit einem Muezzinruf öffentlich zum Freitagsgebet aufrufen. Kritiker wie der Islamismus-Experte Ahmad Mansour sehen im Muezzinruf nichts weniger als eine „Machtdemonstration des politischen Islam“. Der Muezzin rufe, dass es keinen anderen Gott als Allah gebe und dass Mohammed sein Gesandter sei, so Mansour. 

In Berlin sorgt aktuell eine Projekt-Förderung für den sogenannten „Rat Berliner Imame“ für Gesprächsstoff. Laut Medienberichten finanziert das Land Berlin mit mehr als 100.000 Euro pro Jahr auch Gruppen, die radikal-islamische und homophobe Prediger in ihren Reihen haben, welche vom Verfassungsschutz beobachtet werden. 

Im Berliner Abgeordnetenhaus haben CDU, AfD und SPD die finanzielle Förderung des „Rats Berliner Imame“ durch die Senatskulturverwaltung inzwischen scharf kritisiert. Die religionspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Susanna Kahlefeld, erklärte dagegen, sie halte die Organisation eines Berliner Rats der Imame „religions- und gesellschaftspolitisch für sinnvoll und förderungswürdig“.