29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 45-22 vom 11. November 2022 / Königsberg / Scherz von der „böhmischen Erde“ / Annexion des Königsberger Gebiets – Tschechischer Seitenhieb auf Russland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-22 vom 11. November 2022

Königsberg
Scherz von der „böhmischen Erde“
Annexion des Königsberger Gebiets – Tschechischer Seitenhieb auf Russland
Bodo Bost

Weil der böhmische König Ottokar Namensgeber der Stadt Königsberg ist, erklärte eine Online-Initiative in Tschechien Königsberg zu tschechischem Gebiet. 

Seit Wochen kursieren in den tschechischen sozialen Medien Meldungen, die verkünden, dass Königsberg eigentlich zum heutigen Tschechien gehöre. Nach dem russischen Beispiel der „Russischen Erde“ der annektierten Gebiete in der Ukraine sollte es deshalb der Tschechischen Republik angegliedert werden. Neben ihrem bekannten Humor, man erinnere sich an den „Braven Soldaten Schwejk“, sind die Böhmen auch sehr geschichtsbewusst.

 Schlüsselfigur bei der Gründung Königsbergs im 13. Jahrhundert war tatsächlich der böhmische König Ottokar II. aus dem Geschlecht der Přemysliden. Er bestieg nach dem Tod seines Vaters Wenzel im Jahr 1253 den Thron. Damit begann der steile Aufstieg des böhmischen Königreichs. Sein Reich reichte von der Ostsee bis zur Adria. Jeder mittelalterliche Herrscher musste damals mit der äußerst mächtigen Position des Papstes rechnen. Papst war damals Innozenz IV., der Ottokar II. bei dessen Expansionspolitik half. Die Welt gehörte damals den Kreuzzügen, die sich nicht nur auf das Heilige Land erstreckten. 

Einer der Kreuzzüge führte in das Gebiet der südöstlichen Ostsee, wo die heidnischen Prußen und Litauer lebten. Ottokar II. eilte damals dem Deutschen Orden 1254 zu Hilfe. 

Das Gebiet um Königsberg gehörte nie zu den böhmischen Ländern. Lediglich der Name bezog sich auf den tschechischen König Ottokar II. als Anführer des Kreuzzugs. 2005, zum 750. Jahrestag der Gründung der Stadt, wurde auch das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Königstor in Königsberg rekonstruiert und die Statuen von König Ottokar II. von Böhmen und Herzog Albrecht von Preußen wieder aufgestellt, welche die Statue des ersten Königs Friedrich I. in Preußen umgeben.

Der tschechische Anspruch auf Königsberg-Královec-Kaliningrad ist nur ein Scherz. Die Petition für ein Referendum über die Angliederung des Königsberger Gebiets an die Tschechische Republik hat dennoch bereits Zehntausende Unterschriften. Die Seite „Visit Kralovec“ mit einem Twitter-Account verfolgen inzwischen 35.000 Nutzer. „Nach einem erfolgreichen Referendum entschieden sich 97,9 Prozent der Einwohner von Kaliningrad für den Beitritt zur Tschechischen Republik und die Umbenennung von Kaliningrad in Kralovec“, berichtet die Website mit einem Seitenhieb auf die pro-russischen Volksabstimmungen in der Ukraine. 

Der Scherz trägt dazu bei, das Interesse der tschechischen Öffentlichkeit an der verworrenen Geschichte Mittel- und Osteuropas zu wecken. Allerdings teilen nicht alle Tschechen den Scherz, immerhin sind die Tschechen das entchristlichste Land Europas. Viele finden es nicht gut, dass die heutigen böhmischen Nichtchristen mit den „Sünden“ ihrer Vorfahren als Kreuzfahrer in Verbindung gebracht werden.