„Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant“ – die einprägsame Formulierung wird oft Hoffmann von Fallersleben zugeschrieben. Verkürzt hieß es einst in der Schule: „Man petzt nicht.“ Wer angenommen hatte, dass dies im Großen und Ganzen gesellschaftlicher Konsens geworden wäre, wurde zur Hochzeit der Corona-Maßnahmen eines Besseren belehrt. Man erinnere sich nur an die zahlreichen Hinweise aufmerksamer Beobachter an die Polizei, sofern sie zu hohe Besucherzahlen in Nachbarwohnungen auszumachen glaubten. Inzwischen fordert ein „Tagesspiegel“-Journalist dazu auf, Fotos einzusenden, auf denen Geschäfte mit nächtlicher Schaufensterbeleuchtung, also Energiesünder zu sehen sind. Und auch die Justiz hält Schritt. Wurde bis eben noch derjenige wegen Verstoßes gegen den Datenschutz belangt, der Parksünder fotografierte und anzeigte, so machte das Verwaltungsgericht Ansbach mit zwei Urteilen nun auch dieses Betätigungsfeld für denunzierfreudige Mitmenschen frei. E.L.
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-22 vom 11. November 2022
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