29.03.2024

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Folge 46-22 vom 18. November 2022 / Dagmar / Dänemarks Königstochter am Zarenhof

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-22 vom 18. November 2022

Dagmar
Dänemarks Königstochter am Zarenhof
Manuel Ruoff

Die dänische Prinzessin Marie Sophie Frederikke Dagmar war das vierte Kind und die zweitälteste Tochter des späteren dänischen Königs Christian IX. und dessen aus Deutschland stammender Ehefrau Louise von Hessen. Sie kam am 26. November 1847 auf Schloss Amalienborg in Kopenhagen zur Welt. 

Ihr Vater war der „Schwiegervater Europas“. Eine entsprechend gute Partie war Dagmar, die zudem als lebhaft, intelligent und süß beschrieben wird und in ihrer Kindheit eine moderne, aufgeklärte, geradezu bürgerliche Erziehung genossen hat.

Italiens König von 1878 bis 1900, Umberto I., machte ihr als Kronprinz einen Heiratsantrag. Sie fand ihn unattraktiv, und ihre Mutter bevorzugte eine Ehe mit einem Romanow. 1864 verlobte sie sich mit dem damaligen Zarewitsch Nikolaij. Wenige Monate nach dessen frühem, krankheitsbedingtem Tod im Jahre 1865 folgte eine Verlobung mit dessen nächstjüngerem Bruder und Nachfolger als Zarewitsch, Alexander. 1866 wurde in Sankt Petersburg geheiratet. Zwei Jahre später kam mit Nikolaus der erste Sohn zur Welt. Die Ehe soll glücklich, das Familienleben unprätentiös gewesen sein. 

Von der Ermordung ihres Schwiegervaters 1881 bis zum Tode ihres Ehemannes 1894 war Dagmar Russlands Landesmutter. Ihrer aus Deutschland stammenden Schwiegertochter und Nachfolgerin als Zarin, Alix von Hessen-Darmstadt, stand sie kritisch gegenüber. Obwohl selbst zu einem großen Teil deutscher Abstammung, lehnte die Dänenprinzessin Deutschland wegen der deutsch-dänischen Kriege und des Verlustes von Schleswig-Holstein ab. Ihre Deutschfeindlichkeit wurde nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges offenkundig. Ansonsten hielt sich Dagmar weitgehend von der Politik fern.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges herrschten in den verbündeten Großmächten Russland und Großbritannien Cousins ersten Grades, denn Dagmars ältere Schwester Alexandra war die Mutter von George V., was auch die Ähnlichkeit mit Nikolaus II. erklärt. Der britische König verzichtete jedoch darauf, sich nach dem Ausbruch der Russischen Revolution für seinen russischen Vetter stark zu machen, denn er wusste, wie unbeliebt die russische Autokratie im liberalen England war. 

Die beiden Schwestern hielten jedoch zusammen. Die britische Königinmutter sorgte dafür, dass ihre Schwester von der Krim aus mit einem britischen Kriegsschiff in Sicherheit gebracht wurde. Über England ging es in die Heimat nach Dänemark, wo Dagmar im Schloss Hvidøre bei Kopenhagen ihren langen Lebensabend verbrachte. Dort starb sie auch am 13. Oktober 1928.