18.04.2024

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Folge 47-22 vom 25. November 2022 / Neukölln / Ausstellung zum Ukrainekrieg sorgt für Wirbel / Genezareth-Kirche positioniert sich eindeutig in dem Konflikt – Das führt zu teils heftigen Protesten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-22 vom 25. November 2022

Neukölln
Ausstellung zum Ukrainekrieg sorgt für Wirbel
Genezareth-Kirche positioniert sich eindeutig in dem Konflikt – Das führt zu teils heftigen Protesten
Frank Bücker

Die evangelische Kirchengemeinde Genezareth am Herrfurthplatz in Berlin-Neukölln hat mit einer Ausstellung ein neues Konfliktfeld eröffnet, das eigentlich nichts mit Theologie zu tun hat. Eine Fotoausstellung ergreift ganz klar Partei im Ukrainekrieg gegen die Russen. Die Kirchengemeinde liegt in Norden Neuköllns, in der die christlich-deutsche Bevölkerung eindeutig ein Minderheitendasein fristet. Die von David Rojkowski geschaffene und verantwortete Ausstellung „Wir hatten ein normales Leben. Ukraine 2006–2022“ umfasst etwa 100 Bilder, die zuvor in Hamburg gezeigt wurden. 

Rojkowski räumt ein, die Ausstellung sei bewusst „emotional“ konzipiert worden, politisch und menschlich habe man sich auf die ukrainische Seite stellen wollen: „Auch wenn es im Leben und der Fotografie kein Schwarz und kein Weiß gibt – der Krieg erfordert diese Positionierung.“ Im sogenannten Schillerkiez im Norden Neuköllns wohnen aber nicht nur orientalische Moslems, sondern auch Menschen, die dem russischen Kulturkreis nahestehen. Proteste und Kommentare bezeichnet der Ausstellungskurator als „Nadelstiche“ und „Schmierereien“, er spricht von Vandalismus. Einzelne Ausstellungstücke wurden sogar mit einem Messer aufgeschlitzt.

Mit Vorwürfen wie „Wo sind die 14.000 Toten im Donbass (2014–2022), von der Ukraine ermordet?“ mag er sich nicht auseinandersetzen. Den Vorwurf, die Krim sei einfach annektiert worden, kontern Ausstellungsgegner mit der Parole „Referendum!“ und bezeichnen die Kampfhandlungen als Teile der „Kriege der USA und NATO“. Schon beim Aufbau der Ausstellung hat es Missfallensäußerungen gegeben. Ein Aufbauhelfer beklagt, dass Passanten ihm „Russen-Bashing“ und „ukrainische Propaganda“ zugerufen hätten.

Rojkowski weiß um die Provokation: Die Ausstellung drehe sich um „ein heißes und kontroverses Thema“. Das gelte umso mehr, „je weiter wir Richtung Osten (in Deutschland) gehen“. Die Gemeindepfarrerin Jasmin El-Manhy: „Mir war klar, dass diese Ausstellung auch Protest auslösen wird.“ Sie selbst hat als Tochter eines ägyptischen Moslems und einer katholischen Mutter auch einen ungewöhnlichen Weg als evangelische Pfarrerin absolviert. 

El-Manhy berichtet, dass Menschen in ihr Gemeindebüro gekommen seien und sich beschwert hätten, die Ausstellung erzähle „nicht die Wahrheit“. Die Menschen hätten protestiert: „Warum lässt die Kirche auf ihrem Boden so etwas zu?“, und schließlich „Warum werden denn weiße Geflüchtete aus der Ukraine so bevorzugt?“ Die Pfarrerin verteidigt sich damit, dass die Ausstellung „wirklich eindrücklich (zeige), wie zerbrechlich unser Friede ist“. In einem Interview äußerte sie: „Mir geht es darum, dass Menschen positive Erfahrungen mit der Kirche machen und sich zumindest fragen: Braucht unsere Gesellschaft die Kirche noch?“ 

Ihre Vorstellungen gehen in eine klare Richtung: „Die Kirche muss diverser, weiblicher und jünger werden, damit sich überhaupt junge Menschen für sie interessieren. Derzeit ist die Kirche nicht zeitgemäß.“