26.04.2024

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Folge 47-22 vom 25. November 2022 / Ernst Heinkel / Eine der Wurzeln von Airbus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-22 vom 25. November 2022

Ernst Heinkel
Eine der Wurzeln von Airbus
Manuel Ruoff

Vor 100 Jahren, am 1. Dezember 1922, gründete der flugzeugbegeisterte sowie als eigenwillig und eigenbrötlerisch geschilderte Erfinder-Unternehmer aus dem schwäbischen Grunbach Ernst Heinkel in Rostock-Warnemünde die Ernst Heinkel Flugzeugwerke. Trotz der Restriktionen des Versailler Diktats entwickelte sich das Unternehmen bereits in der Weimarer Zeit prächtig. Im letzten Jahr der Weimarer Republik, 1932, begann Heinkel mit der Produktion des schnellsten Flugzeugs der Welt, der He 70 „Blitz“, für die Lufthansa. Bis zu jenem Jahr hatte es Heinkel bis zum größten Industriebetrieb Mecklenburgs gebracht.

Die Revision von Versailles und die Nachrüstung nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten boten dem Flugzeugentwickler und -produzenten völlig neue Möglichkeiten. Ab 1934 baute Heinkel mit seiner wohl berühmtesten Maschine, der He 111, den Standardbomber der Luftwaffe. Mit dem Neubau in Rostock-Marienehe besaß Heinkel ab 1935 das modernste Flugzeugwerk Europas.

Doch Heinkels Expansion erschien den NS-Machthabern zu chaotisch, zu unstrukturiert. 1943 trat an die Stelle der Ernst Heinkel Flugzeugwerke GmbH die Ernst Heinkel AG. Ernst Heinkel behielt zwar zwei Drittel des Geschäftskapitals, war nun aber nur noch Aufsichtsratsvorsitzender.

1945 kam das vorläufige Ende. Was den Sowjets wertvoll erschien, ging als Reparationen in die SU. Der Rest wurde dem Erdboden gleich gemacht. 

Ernst Heinkel trieb es zurück in seine mittlerweile US-amerikanisch besetzte schwäbische Heimat. In deren Metropole Stuttgart unternahm er einen Neuanfang. Aus Mangel an Kapital begann es mit Entwicklungsaufträgen, bevor zaghaft wieder mit einer eigenen Produktion begonnen werden konnte. Am Anfang standen allerdings nicht Flugzeuge, sondern Motörchen für Kleinwagen sowie motorisierte Zweiräder. Ab Mitte der 50er Jahre wurde mit der Heinkel Kabine auch ein Dreirad produziert. Etwa 17.000 Stück dieses entfernt an die Isetta von BMW erinnernden Rollermobils wurden insgesamt hergestellt.

1958 war nicht nur das Todesjahr Ernst Heinkels, sondern auch jenes, in dem das Unternehmen zur Flugzeugentwicklung zurückkehrte. Ab dem Folgejahr beteiligte sich Heinkel mit Messerschmitt und Bölkow am Entwicklungsring Süd (EWR), dessen Ziel die Entwicklung des Senkrechtstarters EWR VJ 101 war. 1964 erfolgte die Integration von Heinkel in das 1961 durch einen Zusammenschluss von Focke-Wulf und Weserflug entstandene Bremer Luft- und Raumfahrtunternehmen Vereinigte Flugtechnische Werke (VFW), das seinerseits 1981 mit Messerschmitt-Bölkow-Blohm zu MBB fusionierte. Aus MBB und dem Raumfahrtunternehmen ERNO wurde 1982 MBB-ERNO. MBB-ERNO wurde 1989 von der Deutschen Aerospace AG (DASA) übernommen. 2000 fusionierte die DASA mit der französischen Aérospatiale-Matra und der spanischen CASA zur EADS. Dieser mittlerweile größte europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern heißt seit 2014 Airbus.