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Folge 47-22 vom 25. November 2022 / Priester und Schriftsteller / Das Kreuz von Vineta / Vor 150 gestorben – Der aus Usedom stammende katholische Geistliche Aurel Meinhold publizierte über die Vineta-Sage

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-22 vom 25. November 2022

Priester und Schriftsteller
Das Kreuz von Vineta
Vor 150 gestorben – Der aus Usedom stammende katholische Geistliche Aurel Meinhold publizierte über die Vineta-Sage
Martin Stolzenau

Aurel Immanuel Meinhold stammte von der Insel Usedom, war der Sohn eines einst bekannten evangelischen Pfarrers, der nebenbei als Autor tätig war. Durch seinen Übertritt zur katholischen Kirche, das Studium der katholischen Theologie, die Priesterweihe und die Tätigkeit als Priester sorgte er für überregionales Aufsehen. Dazu schriftstellerte er wie sein Vater. Dabei standen außer der Vineta-Sage die Themen Kirche, Nationalismus und Revolution thematisch bei ihm im Mittelpunkt, mit denen er sich bis zu seinem frühen Tod vor bald 150 Jahren ausgiebig beschäftigte.

Meinhold wurde am 26. August 1829 in der Ortschaft Krummin auf der Insel Usedom geboren. Krummin liegt am Krumminer Wiek östlich von Wolgast, wurde 1230 erstmals urkundlich erwähnt und war lange Standort eines Zisterzienserklosters, das nach der Reformation säkularisiert wurde. Danach hatte das Dorf wechselnde Besitzer. Das reichte vom schwedischen Feldmarschall Carl Gustav Wrangel bis zu Heinrich Ludwig von Corswandt, der den Besitz 1833 erwarb.

Vater Meinhold wirkte unter der Corswandt-Familie als Pfarrer und wechselte später im Amt nach Rehwinkel bei Stargard. Er hatte wegen seiner schriftstellerischen Nebentätigkeit, die von „Humoristischen Reisebildern von der Insel Usedom“ über „Maria Schweidler“ bis zur Prosa „Sidonia von Bork, die Bernsteinhexe“ reichte, einflussreiche Unterstützer wie den humoristischen Klassiker Jean Paul und den Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. Seine Werke wurden sogar ins Englische übersetzt und fanden Eingang in die Literaturgeschichte. 

Sohn Aurel wuchs beim Vater auf, wurde von ihm und diversen Hauslehrern lange Zeit unterrichtet sowie literarisch interessiert und besuchte zuletzt das Stralsunder Gymnasium und das einst renommierte Collegium Groeningianum in Stargard. Von Stargard wechselte er an die Universität in Breslau, wo er an der Friedrich-Wilhelms-Universität hauptsächlich Philosophie studierte und als Corps-Student aktiv war. 

Parallel beschäftigte sich der Protestant wie der Vater mit dem Katholizismus, was allerdings beim Sohn zum Übertritt führte. Der Konvertit ging noch weiter. Er studierte in der Folge katholische Theologie, empfing 1853 die Priesterweihe und arbeitete einige Zeit als Kaplan in Ottmachau, im Südwesten von Oberschlesien, westlich von Neisse. Der einstige Marktflecken gehört heute als Kleinstadt zur polnischen Woiwodschaft von Oppeln. 

Er ließ sich in Niederschlesien nieder 

In diesem katholischen Ort sammelte Meinhold praktische Erfahrungen in der Umsetzung des Katholizismus. Parallel vollendete er nach dem Tod des Vaters dessen unvollendeten Roman „Ritter Sigismund Hager von und zu Altensteig“. Es folgten ein Kirchenamt an der Dominikanerkirche in der Friedrichstadt von Neisse und das Pfarramt für die Wallfahrtskirche in Hochkirch bei Gramschütz im damaligen Landkreis Trebnitz in Niederschlesien, das heute zu Polen gehört. 

Meinhold widmete sich analog zum Vater nun auch verstärkt der Schriftstellerei. Neben Abhandlungen über die Rolle der Kirche und des Nationalismus beschäftigte er sich mit der Vineta-Sage. Vineta gilt bis heute als eine sagenumwobene versunkene Handelsstadt des Hochmittelalters an der vorpommerschen Ostseeküste. Über die letzten Jahrhunderte gab es dazu zahlreiche Nachforschungen zum genauen Standort. Die diesbezüglichen Erkenntnisse reichen von der Jaromarsburg bei Kap Arkona auf Rügen über Wollin im heutigen Polen und Damerow bei Koserow auf Usedom bis zur Insel Ruden vor der Peenemündung. 

Zuletzt entwickelten Klaus Goldmann und Günter Wermusch nach 1994 die „Vineta-Barth-These“, demnach die Stadt nahe der Stadt Barth lag, wo das Museum nach Vineta benannt wurde und eine Dauerausstellung das Thema thematisiert. 

Zu Vineta-Sage gibt es inzwischen eine Vielzahl von Veröffentlichungen. Die Palette reicht von wissenschaftlichen Schriften über Prosa, Lieder und Opern bis zu modernen TV- Serien. Mittendrin Chormusik von Johannes Brahms, ein Gedicht von Heinrich Heine, Texte des Vormärz-Dichters Ferdinand Freiligrath, ein Titel der Rockgruppe Puhdys – bis eben zur erzählenden Prosa von Meinhold, die 1870 unter dem Titel „Das Kreuz von Vineta“ erschienen sind. 

Die Vineta-Beschäftigung bildete wohl den Höhepunkt der schriftstellerischen Auseinandersetzung Meinholds. Nach diesem deutschlandweiten Erfolg blieb ihm nur noch wenig Schaffenszeit. Er wurde nur 42 Jahre alt und starb am 14. Januar 1873 in Hochkirch in Niederschlesien.