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Folge 47-22 vom 25. November 2022 / Politik / Mit Zuckerbrot und Peitsche / Der Psychologe Florian Willet klärt in seinem informativen Buch darüber auf, mit welchen Tricks politische Parteien Menschen beeinflussen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-22 vom 25. November 2022

Politik
Mit Zuckerbrot und Peitsche
Der Psychologe Florian Willet klärt in seinem informativen Buch darüber auf, mit welchen Tricks politische Parteien Menschen beeinflussen
Wolfgang Kaufmann

Irgendein Zyniker aus der Wirtschaft hat den höchst einprägsamen Spruch kreiert: „Führung ist die Kunst, die Mitarbeiter so geschickt über den Tisch zu ziehen, dass sie die Reibungshitze als Nestwärme empfinden.“ Und genau das scheint mittlerweile auch für die Politik hierzulande zu gelten. Diejenigen, die regieren oder zumindest das politische Klima prägen wollen, greifen gerne und tief in die machiavellistische Trickkiste, um Macht und Einfluss zu erhalten und den Bürgern ein X für ein U vorzumachen. Welcher Techniken sie sich dabei im Einzelnen bedienen, beschreibt der Verhaltensökonom, Rechtswissenschaftler und Kommunikationspsychologe Florian Willet in seinem sehr informativen Buch „Wie uns die Parteien über den Tisch ziehen!“

Dabei analysiert er zunächst das Umfeld, in dem die Parteipolitiker agieren, bevor dann 19 einzelne „Spielchen“ zur Sprache kommen, als da wären: Der Einsatz von Habitus und Rhetorik im Rahmen eines Polit-Entertainments; das Abgeben immer neuer falscher Versprechungen in der berechtigten Hoffnung auf die Vergesslichkeit der Bürger beziehungsweise Wähler; das Schüren von Illusionen, was die Unverzichtbarkeit der Politiker und Parteien betrifft; das unablässige Spalten der Gesellschaft in leichter zu beherrschende Minderheiten; die Anwendung des rhetorischen Zensurkonzeptes der sogenannten Politischen Korrektheit; die opportunistische Orientierung an der Mehrheitsmeinung („Mir nach, ich folge Euch!“); das Hausieren mit schwammigen Konzepten, um sich als „volksnah“ zu gerieren; die Instrumentalisierung tatsächlicher oder angeblicher Experten; das Spiel mit den Abstiegsängsten und Aufstiegshoffnungen der verschiedenen Schichten der Bevölkerung; das Zurechtbiegen von Statistiken; die Einteilung der Welt in Freund und Feind samt spontaner Umdefinierung der Grenzlinien, wenn es nützlich erscheint; das Verstecken unerwünschter, aber nicht zu leugnender Informationsnadeln in einem Heuhaufen der Belanglosigkeit; die Diffamierung sämtlicher Argumente der Gegenseite als „unzulässig“; die Verleumdung politisch Andersdenkender als „Verschwörungstheoretiker“; das Schwingen der Populismuskeule; das Appellieren an vermeintliche Tugenden; die schleichende Unterwanderung oder Kaperung von Institutionen der Konkurrenz; der Ideendiebstahl, wo er sich nur immer anbietet und schlussendlich auch das „Erziehen“ mittels Zuckerbrot und Peitsche.

Wie Willet sehr richtig bemerkt, kommen diese Techniken verstärkt seit Beginn der Migrationskrise 2015 zum Einsatz.

Florian Willet: „Wie uns die Parteien über den Tisch ziehen! Ein Blick in die machiavellistische Trickkiste“, Solibro-Verlag, Münster 2021, broschiert, 229 Seiten, 16,80 Euro