An Leipziger Kirchen ist derzeit auf großen Transparenten zu lesen: „22 ist nicht 89. Wir leben in keiner Diktatur!“ Gemeint ist die Situation in der untergehenden DDR im Vergleich zur Gegenwart. Man gibt sich kämpferisch, natürlich auf der richtigen Seite, garniert mit einem trotzigen Ausrufezeichen. Abgesehen davon, dass derartige politische Positionierungen den Kirchen nicht anstehen und zur Vertiefung der gesellschaftlichen Gräben beitragen, dürften die Transparente dem Anliegen einen Bärendienst erweisen. Niemand wird ernsthaft behaupten wollen, dass wir im Jahr 2022 in Deutschland in einer Diktatur leben. Vielfach spürbar ist allerdings, dass in puncto Demokratie und Freiheit eine beträchtliche Schieflage entstanden ist. Genannt seien nur der sich immer weiter verengende Meinungskorridor zugunsten rot-grün-konformer Ansichten oder der Umgang mit den Kritikern der Corona-Maßnahmen. Auf genau diese Schieflage machen die Kirchen mit ihrer Aktion ungewollt aufmerksam. E.L.
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-22 vom 25. November 2022
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