29.03.2024

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Folge 48-22 vom 02. Dezember 2022 / „Jugend in Deutschland“ / Wie der deutsche Nachwuchs tickt / Die Inflation hat laut einer Trendstudie den Krieg in Europa als größte Sorge abgelöst

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-22 vom 02. Dezember 2022

„Jugend in Deutschland“
Wie der deutsche Nachwuchs tickt
Die Inflation hat laut einer Trendstudie den Krieg in Europa als größte Sorge abgelöst
Peter Entinger

Innerhalb der jüngeren Generation macht sich die Erkenntnis breit, dass die unbeschwerten Wohlstandsjahre wohl vorbei sind. Das geht aus der aktuellen Trendstudie „Jugend in Deutschland“, hervor, die federführend von dem Volkswirtschaftler und Zukunftsforscher Simon Schnetzer seit gut zwei Jahren im Halbjahresabstand vorgelegt wird.

Im sogenannten Jugendbarometer gaben ein Viertel der 1027 befragten 14- bis 29-Jährigen an, mit ihrer psychischen Gesundheit unzufrieden zu sein. 16 Prozent beklagten Hilflosigkeit, weitere zehn Prozent berichteten sogar von Suizidgedanken. Diese Werte sind seit der letzten Trendstudie von diesem Mai angestiegen. „Bei einer erschreckend großen Minderheit haben sich die psychischen Sorgen verfestigt und verdichtet, sodass dringende Unterstützung notwendig ist“, sagte Schnetzer. Es sei nicht zu übersehen, dass bei vielen jungen Menschen die Kräfte der psychischen Abwehr verbraucht seien. Die Überlagerung von Krisen verlangt den Jugendlichen zum Teil zu viel ab.

Streben nach Work-Life-Balance

Schon seit einigen Monaten hängen die größten Sorgen der 14- bis 29-Jährigen mit der Inflation zusammen. Noch im März erschien der Krieg in der Ukraine den Jugendlichen als größte Bedrohung. Der bisherige Dauerbrenner der „Generation Z“, die Angst vor den Folgen des Klimawandels, hat laut der Studie abgenommen. 

Zwar bereitet der Klimawandel mit 55 Prozent mehr als der Hälfte der Jugendlichen Sorge, aber 68 Prozent antworten mit Krieg in Europa und sogar 71 Prozent mit Inflation auf die Frage: „Welche wirtschaftlich-gesellschaftlichen Themen bereiten dir Sorge?“ Drei von vier Jugendlichen befürchten wachsende Kosten für Nahrungsmittel, Strom und Gas. Immerhin 41 Prozent äußerten die Angst, die Miete künftig nicht mehr zahlen zu können. 54 Prozent fürchten eine Wirtschaftskrise und 49 Energieknappheit.

Jeder fünfte Jugendliche hat Schulden. „Das wird unter jungen Menschen kaum besprochen“, sagt Schnetzer. Viele geben Geld aus, das sie nicht haben. Die Möglichkeit, etwa bei Klarna oder PayPal, später zu bezahlen, würde eine realistische Einschätzung der Situation erschweren. Investitionen bei Plattformen wie Trade Republic zeigten, dass es jungen Menschen oftmals nicht bewusst ist, dass sie auch Geld verlieren können. „Offenbar ist ihnen nicht greifbar genug, dass reales Geld, reale Schulden mit realen Konsequenzen drohen“, sagen die Befrager.

Auffallend ist laut den Autoren, dass sich generell eine Werteverschiebung abzeichnet. Ein geruhsames Leben erst im Alter erscheint vielen jungen Menschen nicht erstrebenswert. „Die Generation strebt nach einem vernünftigen Ausgleich von Arbeit und Freizeit. Sie wollen ihre besten Jahre nicht verschenken“, sagen die Autoren.