29.03.2024

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Folge 48-22 vom 02. Dezember 2022 / Keine zweite Ukraine!

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-22 vom 02. Dezember 2022

Keine zweite Ukraine!
Manuela Rosenthal-Kappi

Die „Multivektor“-Politik des kasachischen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew, das heißt, sein Versuch, der bedeutendsten Wirtschaft in Zentralasien ein größeres geostrategisches Gewicht zwischen West und Ost zu verleihen, erinnert an das Handeln des ehemaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch.

Beiden gemeinsam ist, dass sie derselben Politikergeneration entstammen und ihre berufliche Laufbahn in der Sowjetunion begann. Während Tokajew einer Intellektuellenfamilie entstammt, wuchs Janukowitsch in einer Arbeiterfamilie in der Region Donezk auf. Gemeinsam ist beiden, dass sie noch vor dem Zerfall der Sowjetunion in führenden Positionen eingesetzt waren. 

In der Post-Sowjetära unterscheidet sich ihr Weg maßgeblich. Während Janukowitsch stets in der Ukraine verblieb, sammelte Tokajew als Außenminister Kasachstans wie zuvor schon als Botschafter der Sowjetunion in Singapur und China Auslandserfahrung.

Janukowitschs Lavieren zwischen dem großen Nachbarn Russland einerseits sowie EU und NATO andererseits endete im Fiasko. 2014 wurde er als ukrainischer Präsident von der Euro-Majdan-Bewegung gestürzt. Sein oft widersprüchliches Handeln gepaart mit diplomatischem Ungeschick sowie dem Druck, dem dieser am Ende vonseiten der EU wie von Russland ausgesetzt war, legten schließlich den Grundstein für den heutigen Ukrainekrieg.

Dass Tokajews Affronts gegen Putin und sein Streben nach Handelsbeziehungen unter Umgehung Russlands Gefahren bergen, dürfte ihm durchaus bewusst sein. Ob Kasachstan jedoch eine zweite Ukraine wird, hängt nicht zuletzt davon ab, ob die EU aus ihren Fehlern gelernt hat. Tokajew erhält zum anderen Rückendeckung aus China, die Janukowitsch nicht zuteil wurde.