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Folge 48-22 vom 02. Dezember 2022 / Namibia / Das Curt-von-François-Denkmal in Windhuk wurde abgebaut / Die Statue des preußischen Offiziers und Gründers der Stadt ist verpackt und ins Unabhängigkeitsmuseum verbracht worden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-22 vom 02. Dezember 2022

Namibia
Das Curt-von-François-Denkmal in Windhuk wurde abgebaut
Die Statue des preußischen Offiziers und Gründers der Stadt ist verpackt und ins Unabhängigkeitsmuseum verbracht worden
Bodo Bost

Die Behörden in der namibischen Hauptstadt Windhuk haben am 23. November das Denkmal von Curt von François entfernt, wie es die Aktivistin Hildegard Titus seit dem Jahre 2020 gefordert hatte. Die 2,4 Meter hohe Bronzestatue wurde 1965, als Namibia von Südafrika verwaltet wurde, während der Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen von Windhuk enthüllt. Die Statue, die als Symbol der kolonialen Vergangenheit Namibias galt, ist die letzte einer ganzen Reihe von kolonialen Denkmälern, die schon entfernt wurden. 

Die Statue von Curt von François wurde sorgfältig fachmäßig verpackt in das Unabhängigkeitsmuseum gebracht, um dort sicher aufbewahrt zu werden. Proteste oder Störungen gab es während der Prozedur nicht. Viele Menschen strömten zu dem beliebten Fotomotiv gegenüber dem Hilton Hotel, um letzte Fotos von dem Denkmal zu machen. Welche neue Statue den Sockel auf dem jetzt leeren Platz zieren soll, wurde von der Stadt noch nicht entschieden. 

Nicht alle Namibier sind glücklich über die Entfernung der Statue. In der Lokalzeitung „The Namibian“ kam Ruprecht von François zu Wort, der die Entfernung des Denkmals als eine Beleidigung für die Erben des Stadtgründers und eine Diskriminierung der Damara-Geschichte bezeichnete. Der 73-Jährige ist ein Urenkel von Curt von François aus einer Beziehung mit Amalia Gereses, einer Damara-Prinzessin. Seine uneheliche Tochter Josephine von François, die Curt von François als sein Kind anerkannte, hatte 1965 fast 100-jährig noch an der Einweihung des Denkmals in Windhuk teilgenommen. Die Volksgruppe der Damara, die zu den Ureinwohnern des Landes gehört, bildet mit heute acht Prozent der Gesamtbevölkerung eine der kleinsten Volksgruppen Namibias.

Curt von François war wie sein Vater preußischer Offizier. 1889 wurde er beauftragt, eine Schutztruppe zur Absicherung der deutschen Interessen in der neuen Kolonie Deutsch-Südwestafrika aufzustellen. An der Grenze der Siedlungsgebiete der Hereros und Namas, der beiden damals größten Völker des Landes, die miteinander verfeindet waren, legte der Geograph 1889 auf den Ruinen einer zerstörten Missionsstation eine kleine Feste an, um weiteren kriegerischen Aktivitäten der beiden Völker vorzubeugen. Die zerstörte Missionsstation trug den Namen „Klein-Windhuk“. Am 18. Oktober 1890 wurde auf François’ Betreiben hin der Grundstein für die Feste „Groß-Windhuk“ gelegt. Hieraus entwickelte sich später Windhuk, die Hauptstadt Deutsch-Südwestafrikas, heute unter der Schreibweise „Windhoek“ Hauptstadt von Namibia. 1891 wurde François zum Reichskommissar und 1893 zum Landeshauptmann ernannt. 

Nach vier Jahrzehnten versöhnten sich 1892 Hereros und Namas unter François’ Vermittlung nicht zuletzt wegen der neuen militärischen Festung, die nun zwischen den Siedlungsgebieten der beiden Völker lag und sie trennte. Diese plötzliche Beendigung der Stammesfehden stärkte die beiden Völker und veranlasste sie gemeinsam zu einem Aufstand gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Zuerst erhoben sich die Namas und ermordeten eine Reihe deutscher Farmer. 

François befahl einen Angriff auf den Nama-Häuptling Hendrik Witbooi. Weil es François, der mittlerweile den militärischen Rang eines Hauptmannes bekleidete, nicht gelang, Witbooi zu bezwingen, wurde er im September 1895 von seinem Amt als Kommandeur der Schutztruppe entbunden und nach Deutschland zurückbeordert, wo er 1931 als Kritiker der Kolonialpolitik und Freund des Sozialisten August Bebel starb.