20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 48-22 vom 02. Dezember 2022 / Gerhard Löwenthal / Wie der „rote Gerhard“ zum Rechten wurde

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-22 vom 02. Dezember 2022

Gerhard Löwenthal
Wie der „rote Gerhard“ zum Rechten wurde
Manuel Ruoff

Wenigstens Gerhard Löwenthals Kindheit bietet der Linken wenig Ansätze zur Kritik. Der am 8. Dezember 1922 in Berlin geborene Sohn eines jüdischen Kaufmannes war während der NS-Zeit antisemitischer Diskriminierung durch die NS-Machthaber ausgesetzt. Zu Zeiten der sogenannten Reichskristallnacht musste er wegen seiner jüdischen Abstammung die Schule verlassen und wurde sogar mit seinem Vater für kurze Zeit in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert. Die Beziehungen seiner nicht-jüdischen Mutter und die Arbeit in einem als kriegswichtig eingestuften Betrieb ersparten ihm Schlimmeres.

Das schienen gute Voraussetzungen für ein gutes Verhältnis zu den neuen Machthabern nach dem Wechsel von den NS- zur Sowjetherrschaft in seiner mitteldeutschen Heimat. Und in der Tat gehörte er zu den ersten, denen die neuen, nun roten Herren ein Medizinstudium ermöglichten. Allerdings stieß die sozialistische Gleichschaltung auf seine Kritik, und so gehörte der Medizinstudent zu den Mitbegründern der Freien Universität Berlin. Nebenbei arbeitete er für den Rundfunksender im amerikanischen Sektor (RIAS).

Nach dem Studium setzte er seine Tätigkeit für den Berliner Rundfunk fort. Über eine Tätigkeit bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris kam er nach der Gründung des ZDF im Jahre 1963 schließlich nach Brüssel, wo er die Leitung der dortigen ZDF-Redaktion übernahm.

Man mag es kaum glauben, aber Berlins sozialdemokratischer Bürgermeister Ernst Reuter hat einmal behauptet, Löwenthal neige seiner Partei zu, und sein christdemokratischer Schwiegervater Ernst Lemmer nannte ihn den „roten Gerhard“. Von daher verwundert es nicht, dass der später bei der Linken so verhasste Schwiegersohn eines CDU-Spitzenpolitikers 1968 einstimmig vom Fernsehrat die Leitung des neugeschaffenen „ZDF-Magazins“ übertragen bekam.

Die Ablehnung der 1969 beginnenden Neuen Ostpolitik, die er als „Wandel durch Anbiederung“ geißelte, machte ihn dann zum Hassobjekt der Linken diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs. Nachdem 1971 bereits „Kennzeichen D“ als linkes Pendant zu seinem „ZDF-Magazin“ geschaffen worden war, wurde Löwen­thal, kaum dass er das Renteneintritts­alter 65 erreicht hatte, nach 585 Sendungen „unter dem Druck des Linkskartells in die Zwangspensionierung geschickt“, wie er selbst es formulierte. Gerhard Löwenthal starb am Nikolaustag des Jahres 2002 in Wiesbaden.