20.04.2024

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Folge 49-22 vom 09. Dezember 2022 / Ausstellung / Zu Hacksilber verarbeitet / Als die Slawen zu Sklaven wurden – Görlitzer Museum Kaisertrutz schaut lehrreich ins frühe Mittelalter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-22 vom 09. Dezember 2022

Ausstellung
Zu Hacksilber verarbeitet
Als die Slawen zu Sklaven wurden – Görlitzer Museum Kaisertrutz schaut lehrreich ins frühe Mittelalter
Dagmar Jestrzemski

Im Museum Kaisertrutz der Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur widmet sich noch bis 8. Januar eine Sonderausstellung dem Thema „Silber für Sklaven – Schätze des Mittelalters“. Die in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Museum in Warschau konzipierte Schau vereint sogenannte Hacksilberfunde des 10. Jahrhunderts aus der Oberlausitz mit eindrucksvoll in Szene gesetzten Schmuckstücken des 10. bis 13. Jahrhunderts aus Gräbern von der Prager Burg und aus Brünn sowie dem heutigen Weißrussland und der Ukraine.

Hacksilber in Form von zerkleinerten Münzen, Schmuck und Barren diente im frühen Mittelalter in Nord- und Osteuropa wie auch auf den britischen Inseln als Zahlungsmittel. Auch die in der Oberlausitzer Region gefundenen Edelmetalldepots stehen mit dem Handel in Verbindung. Ausgestellt sind unter anderem die Hacksilberschätze von Meschwitz im Landkreis Bautzen und dem schlesischen Mahnau bei Glogau. 

Neben dem Fernhandel mit Pelzen, Wachs und Honig war im 10. Jahrhundert im slawischen Siedlungsgebiet auch der in frühmittelalterlichen Quellen erwähnte Handel mit Sklaven weit verbreitet. So erklärt sich auch der gleiche Wortstamm der Begriffe „Slawe“ und „Sklave“. 

Das 9. und 10. Jahrhundert war eine unruhige Zeit, in der sich verschiedene slawische Stämme mit Franken und Ungarn bekämpften. In den herrschaftsfernen Räumen waren Menschen besonders während kriegerischer Auseinandersetzungen eine leichte Beute von Räubern, Händlern und Kriegern ebenfalls slawischer Herkunft. Auf den Märkten in den Grenzgebieten zwischen der christlich und der islamisch regierten Welt wurden sie als „Ware“ angeboten. 

Der Ursprung der Silbermünzen aus den Oberlausitzer Hacksilberfunden weist nach Usbekistan und Afghanistan und damit in das muslimische Emirat der Samaniden, das sich von Persien über Afghanistan und Teile Pakistans bis nach Mittelasien erstreckte. Dorthin vor allem wurden vermutlich zahllose Männer, Frauen und Kinder aus den slawischen Gebieten verschleppt. Der Preis für versklavte Männer soll 300 Gramm Hacksilber, derjenige für Frauen 200 Gramm betragen haben. 

Ein außergewöhnliches Exponat aus einem Museum im dänischen Aarhus bereichert inzwischen die Schau: Ein kleiner silberner Panzerreiter in Anhängerform, der die Bewaffnung der slawischen Krieger um 1000 aufweist.

Kaisertrutz, Platz des 17. Juni in Görlitz, geöffnet täglich außer montags von 10 bis 16 Uhr, Eintritt 6 Euro 

www.goerlitzer-sammlungen.de