23.04.2024

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Folge 50-22 vom 16. Dezember 2022 / Pandemie-Forschung / Leistete Christian Drosten einen Meineid? / Neu aufgetauchte E-Mails sollen die Existenz eines vom Virologen bestrittenen Komplotts belegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-22 vom 16. Dezember 2022

Pandemie-Forschung
Leistete Christian Drosten einen Meineid?
Neu aufgetauchte E-Mails sollen die Existenz eines vom Virologen bestrittenen Komplotts belegen
W. Kaufmann

Der Professor für Experimentelle Festkörperphysik an der Universität Hamburg, Roland Wiesendanger, hat dem Charité-Virologen Christian Drosten am 2. Februar dieses Jahres in einem Interview vorgeworfen, Politik und Medien absichtlich in die Irre geführt zu haben, indem er gemeinsam mit anderen Fachwissenschaftlern die These vom Labor-Ursprung des Corona-Erregers SARS-CoV wider besseres Wissen als „Verschwörungstheorie“ bezeichnet hat. Daraufhin verklagte Drosten Wiesendanger auf die künftige Unterlassung derartiger Äußerungen. In dem anschließenden Verfahren vor dem Landgericht Hamburg gab der Virologe am 2. März eine eidesstattliche Erklärung ab, in der er unter anderem beteuerte, es habe „keine Verabredung“ gegeben, „die Möglichkeit einer Laborherkunft in der Öffentlichkeit zu vertuschen“. Darüber hinaus bestritt Drosten auch jegliches Interesse an einem solchen Vorgehen.

Dem widerspricht Wiesendanger nun unter Verweis auf diverse E-Mails, die Drosten und einige andere Virologen Ende Januar beziehungsweise Anfang Februar 2020 austauschten. Die Offenlegung dieser elektronischen Korrespondenz wurde durch eine Informationsfreiheitsanfrage des US-Journalisten Jimmy Tobias erzwungen. Laut Wiesendanger zeigen die Mails, dass Drosten vor Gericht gelogen habe, was seine Kenntnis von Veröffentlichungen über den fraglichen Virus-Ursprung sowie die Mitwirkung an einem Fachartikel vom März 2020 in der Zeitschrift „Nature Medicine“ zum Zwecke der Unterdrückung der Laborthese betreffe. Und das könne auf „Meineid“ hindeuten, also „strafrechtliche Relevanz“ besitzen.

Zu den möglichen Gründen für Drostens Handeln gibt Wiesendanger an, dass der Virologe und dessen Kollegen es ganz offensichtlich hätten verhindern wollen, dass die sogenannte Gain-of-Function-Forschung, bei der Erreger ansteckender und tödlicher gemacht würden, in der Öffentlichkeit in Verruf gerate. Immerhin sei Drosten selbst ein überzeugter Verfechter solcher Vorhaben und habe bereits 2012 in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen“ geäußert, man müsse die daraus resultierenden „Risiken aushalten“. Deshalb betreibe er auch selbst derartige Forschungen.

Und tatsächlich ist Drosten der Leiter des Projektes „RAPID – Risikobewertung bei präpandemischen respiratorischen Infektionserkrankungen“, das im Zeitraum von 2020 bis 2023 vom Bundesforschungsministerium mit insgesamt 759.355 Euro gefördert wird. In dessen Rahmen soll am Beispiel des MERS-Coronavirus, das bereits im ursprünglichen Zustand jeden dritten Infizierten tötet, erforscht werden, wie sich Viren aus dem Tierreich zu pandemischen Erregern entwickeln. Neun Teilprojekte gibt es, und auf der Website des Forschungsnetzes Zoonotische Infektionskrankheiten ist unter Nummer 2 aufgeführt: „Identifizierung von Wirtsfaktoren durch loss-of-function und gain-of-function-Versuche“. Mit anderen Worten: Virologen wie Drosten sind bereit, das Risiko einzugehen, den ohnehin schon extrem gefährlichen MERS-Erreger noch weiter zu „optimieren“.