19.04.2024

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Folge 50-22 vom 16. Dezember 2022 / Wehlau / Ärger um eine stinkende Mülldeponie / Brände und Wind setzen Schadstoffe frei – Gouverneur versprach Schließung, doch nichts ist geschehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-22 vom 16. Dezember 2022

Wehlau
Ärger um eine stinkende Mülldeponie
Brände und Wind setzen Schadstoffe frei – Gouverneur versprach Schließung, doch nichts ist geschehen
Jurij Tschernyschew

Wer von Königsberg in den Osten der Region in Richtung Insterburg fährt, benutzt in der Regel die Autobahn und umgeht dabei Städte und Ortschaften. Wer es nicht eilig hat und die Schönheit der Biegungen des Pregels und der zahlreichen Dörfer genießen möchte, wird die alten Straßen durch die Orte Schönfließ und Georgenfelde in Richtung Wehlau nehmen. Diese Straßen befinden sich heute ebenfalls in einem recht guten Zustand. Wenn man unterwegs viele Seen, Teiche und Ufer bewundert hat, kann man auf dem Weg nach Wehlau eine wunderbare Wiese mit schönen Bäumen sehen, die auf erstaunliche Weise an die Vegetation der italienischen Toskana erinnert.

Dahinter taucht jedoch plötzlich etwas Unerwartetes auf – eine riesige Müllhalde, die über 20 Meter hoch ist. Es handelt sich um eine der größten Mülldeponien in der Region. Die Deponie befindet sich in der Nähe des Dorfes Frischenau an der Zufahrt zur Stadt Wehlau. Sie wurde im Oktober 2017 in das staatliche Deponiekataster eingetragen, und ihre Kapazität wurde auf rund 80.000 Tonnen geschätzt. Tatsächlich gibt es dort aber schätzungsweise eine halbe Million Tonnen Abfall. Der Gestank der verwesenden Abfälle breitet sich über weite Strecken aus und vergiftet das Leben der Bewohner der umliegenden Dörfer. Der Wind bläst die Abfälle aus der Deponie in den Wald. Das lokale kommunale Unternehmen mit dem romantischen Namen „Raduga“ (Regenbogen) ist für die Anlage verantwortlich.

Schon im Jahr 2019 beschwerten sich Mitglieder der Königsberger Gebietsduma über diese Deponie. Ihren Beobachtungen zufolge wurde der dort angesammelte Müll in der Umgebung verstreut. Die Diskussionen im Fachausschuss des Regionalparlaments führten jedoch zu keinem Ergebnis.

Im vergangenen Jahr versprach Gouverneur Anton Alichanow, dass die Deponie dieses Jahr geschlossen wird: „Diese Deponie wird nächstes Jahr geschlossen, und die Planung einer neuen und größeren Sortieranlage ist im Gange. Die alte Raduga-Deponie wird nach ihrer Schließung saniert werden.“ Doch das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu, und der Müllhaufen „ziert“ noch immer die Naturlandschaft. Zudem ist die Deponie in diesem Jahr bereits mehrmals in Brand geraten. Im März brach ein Feuer angeblich wegen eines Grasbrandes in der Nähe der Deponie aus. Die Flammen breiteten sich auf die Mülldeponie aus, und es dauerte lange, bis das Feuer gelöscht war. Im November geriet die Mülldeponie erneut in Brand. Der Betreiber Raduga wurde zu einer Geldstrafe von umgerechnet knapp 6000 Euro verurteilt.

Die regionale Verbraucherschutzbehörde berichtet, dass das angrenzende Gebiet mit Polyethylensäcken, Verpackungen und anderen Abfällen übersät war, die vom Wind von der Deponie weggeweht worden waren. In Grundwasserproben wurden Überschreitungen folgender Schadstoffwerte festgestellt: Eisen, Blei sowie Ammonium- und Nitrat-Ionen. Außerdem stellte sich heraus, dass das städtische Unternehmen Raduga seine Abfälle auch außerhalb der Grenzen der Deponie ablud.