20.04.2024

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Folge 50-22 vom 16. Dezember 2022 / Ein Bad Schwartauer auf Reisen – Schlösser, Museen, Heilige und viel Naturspektakel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-22 vom 16. Dezember 2022

Ein Bad Schwartauer auf Reisen – Schlösser, Museen, Heilige und viel Naturspektakel
Hans-A. Eckloff

Auf der Weiterfahrt entlang der Memelniederung hielten wir am Wohnschloss Raudone aus dem 16. Jahrhundert, das oft seinen Besitzer wechselte und heute von der Kommune, nachdem bis 2018 hier eine Grundschule untergebracht war und jetzt verschiedene Künstler ihre Kunst ausstellen und ein Jagdmuseum einen Teil des Gebäudes nutzt, zum Kauf angeboten wird. Das nächste Schloss Panemuné eines ungarischen Holzhändlers aus dem 16. Jahrhundert, aufgebaut auf den Resten einer Ordensburg aus dem 13. Jahrhundert, ist heute Hotel, Museum und ein Platz zur Freizeitgestaltung.

In dem kleinen Ort Maltzicken wurden wir in dem Geburtshaus von Herrmann Sudermann in einer kleinen Museumsstube über das Leben des bekannten Schriftstellers und Bühnenautors Ostpreußens informiert, und in Heydekrug im Park erinnert eine Büste an den berühmten Bürger der Stadt. 

In Heydekrug ist auch die evangelische Kirche von besonderer Bedeutung. Sie konnte gegen die Absicht der Roten Armee, sie zu zerstören, gerettet werden. In der Altarwand ist die Wand hinter dem Kreuz Jesu in einem hervorstechenden Blau wellenartig gestrichen. Und in der Altarnische sind auf einer Fläche von 80 Quadratmeter 120 überlebensgroße Figuren abgebildet, davon 80 Porträts von Persönlichkeiten der Kirchengeschichte, die die Gemeinschaft der Heiligen symbolisieren. Zur Zuordnung der Heiligen in der Nische gibt es ein Infoblatt. In der Mitte über dem Altar knien Adam und Eva vor dem Lamm Gottes, rechts und links schließen sich biblische und historische Personen an, darunter die Reformatoren Martin Luther und Johannes Calvin sowie Paul Gerhardt, Lucas Cranach, Albrecht Dürer, Johann Sebastian Bach und viele andere. Ein Bildnis, von dem man nicht lassen konnte. Von hier ging es weiter zu dem weltbekannten Hochmoorgebiet Augustumal, das der deutsche Botaniker C.-A. Weber erforscht und in einer wissenschaftlichen Monographie beschrieben hat. Von hier schipperten wir durch das Memeldelta und über das Haff nach Nidden. Am Abend orderten wir noch einmal ein Schiff, um die Küste Richtung russischer Grenze entlangzufahren. Die gigantischen weißen Dünen liegen wie riesige Wogen in der glitzernden Abendsonne vor uns und klein und hilflos kämpfen die davor stehenden Birken und Sträucher gegen den Sand ums Überleben. „Die Frauen von Nidden“ von Agnes Miegel fallen hierzu uns ein. 

In Nidden, die Künstlerkolonie einst und heute, besuchten wir das hoch auf der Düne von Kiefernbäumen umgebene Sommerhaus von Thomas Mann, das Bernsteinmuseum, den unter Schutz stehenden Friedhof mit den verschieden geschnitzten Holzkreuzen. Hier finden nur noch die ihre letzte Ruhe, deren Vorfahren hier begraben liegen. Wir gingen zum Gästehaus von Hermann Blode, der Mäzen der Künstler war, ließen uns die Kurenwimpel erklären, fuhren und gingen das letzte Stück zur 60 Meter über dem Meeresspiegel hohen Düne mit dem Obelisken, der als Sonnenuhr tickt. An diesem schönen Fleckchen Erde hatten wir für einen halben Tag Freizeit.