20.04.2024

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Folge 50-22 vom 16. Dezember 2022 / Johann Walter-Kurau / Vom Impressionismus bis zur Moderne / Vor 90 Jahren verstarb der deutsch-baltische Maler – Das NS-Regime stufte einige seiner Werke als „Entartete Kunst“ ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-22 vom 16. Dezember 2022

Johann Walter-Kurau
Vom Impressionismus bis zur Moderne
Vor 90 Jahren verstarb der deutsch-baltische Maler – Das NS-Regime stufte einige seiner Werke als „Entartete Kunst“ ein
Von Martin Stolzenau

Johann Walter-Kurau stammte aus dem Gouvernement Kurland im russischen Zarenreich, erlangte als Maler von Landschaften, Porträts und Genreszenen deutschlandweit Bekanntheit und wird von der modernen Kunstwissenschaft zu den maßgeblichen Begründern der modernen lettischen Malerei gerechnet. Er malte zunächst im Stil des Realismus, widmete sich dann dem Expressionismus sowie anderen modernen Malstilen und wurde von den Nationalsozialisten als „entarteter Künstler“ diffamiert. 

Das trug ihm in Deutschland eine anhaltende Vergessenheit ein. Allein das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg präsentierte im vergangenen Jahr eine umfangreiche Sammlung von Werken dieses bedeutenden deutschbaltischen Malers und sorgte damit auf dem Kunstmarkt für eine „kleine Sensation“, die im Vorfeld seines 90. Todestages  ein großes Interesse unter Kunstfreunden und in den Medien zur Folge hatte. Das war überfällig, zumal der Künstler zu den wichtigsten baltischen Künstlern gehört, in den großen Kunstmuseen des Baltikums als Malergröße gilt und mit seinem Wirken in Dresden und Berlin auch einen Beitrag zur deutsch-baltischen Verständigung leistete.

Studium in St. Petersburg

Der Künstler wurde am 3. Februar 1869 als Jänis Walter im kurländischen Mitau geboren. Der Ort südwestlich von Riga heißt heute Jelgava. Walter hatte noch vier Geschwister. Sein Vater war Kaufmann und fungierte als Stadtrat. Der Junge wuchs deutschsprachig auf, offenbarte früh seine zeichnerische und musikalische Begabung, erhielt zusätzlich zum Besuch der Realschule in Mitau entsprechenden Privatunterricht und studierte ab 1889 an der Kunstakademie in St. Petersburg. 

Nach der finanziellen Pleite des Vaters finanzierte Walter sein Studium mit eigenen Bildern. 1897 wurde er für sein Bild „Markt in Mitau“ mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Er war als junger Künstler mit seinem Realismus früh auf einem Erfolgsweg, erschloss sich in der Folge auch die modernen künstlerischen Stilrichtungen und galt als künstlerischer Hoffnungsträger. 1905 kam es dann zum Umbruch. Seine Eltern starben. Die Revolution von 1905 sorgte auch bei ihm für Einschnitte. Dazu kam die Scheidung von seiner ersten Frau. Es hielt ihn nun nichts mehr im Zarenreich. Walter nahm eine Einladung des Freiherrn Paul von Schlippenbach nach Dresden an, einem Malerkollegen, der ebenfalls aus dem Baltikum stammte, in Paris an der Akademie Julian Malerei studiert hatte und nun in Dresden lebte. 

Walter nannte sich nun Johann Walter-Kurau, indem er den Mädchennamen seiner Mutter seinem Namen hinzufügte, und wurde Mitglied des Deutschen Künstlerbundes. Doch seinen Dresdner Lebensunterhalt verdiente er sich zunächst vorrangig als Violinist an der Dresdner Oper. Dabei lernte er seine zweite Frau kennen, die ebenfalls als Violinistin tätig war. Aber auch als Maler kam er mit seinen Porträts, Genredarstellungen und Landschaften unter Berücksichtigung der modernen Stilrichtungen schnell in Deutschland zu Erfolgen. Parallel unterhielt er als Zubrot eine private Malschule, die sich eines großen Zuspruchs erfreute. Walter-Kurau nahm an verschiedenen Ausstellungen teil, gehörte zwei Dresdner Künstlergruppen an und machte sich vor allem als Porträtist einen Namen. Zur langen Reihe seiner Porträts gehören auch zahlreiche „Selbstbildnisse“.

Vielseitiges Talent

1917 wechselte Walter-Kurau – wohl im Gefolge seines Malerfreundes Schlippenbach – nach Berlin, wo er künstlerisch weiter den Brückenschlag vom Impressionismus zur modernen Malerei pflegte und ebenfalls eine private Malschule leitete. Einige seiner Schüler erlangten später selbst Bekanntheit. Otto von Kursell fungierte sogar als Direktor der Berliner Akademie der Künste. 

Doch im Alter erlebte er noch die Vorbehalte der Nationalsozialisten. Deren brutale Ausgrenzung nach 1933 mit der Zuordnung vieler seiner Bilder zur „Entarteten Kunst“ mitzuerleben allerdings blieb ihm erspart. Walter-Kurau starb am 19. Dezember 1932 in Berlin, wenige Wochen vor der Machtübernahme Hitlers. Die Datenbank der Forschungsstelle „Entartete Kunst“ der FU Berlin beinhaltet einige Bilder von Walter-Kurau.