28.03.2024

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Folge 50-22 vom 16. Dezember 2022 / Autobiographie / Der Erschaffer „magischer Räume“ / Zirkus-Roncalli-Gründer Bernhard Paul blickt in seinem 75. Lebensjahr auf unterhaltsame Weise auf seine knapp 50-jährige Zirkusgeschichte zurück

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-22 vom 16. Dezember 2022

Autobiographie
Der Erschaffer „magischer Räume“
Zirkus-Roncalli-Gründer Bernhard Paul blickt in seinem 75. Lebensjahr auf unterhaltsame Weise auf seine knapp 50-jährige Zirkusgeschichte zurück
Helga Schnehagen

Laut „New York Times“ ist Roncalli der schönste Zirkus der Welt. Viele werden diesem Lob zustimmen. Wie der in seiner Art einzigartige und berühmte Zirkus entstand, erfährt man jetzt aus erster Hand aus der Autobiographie seines Gründers Bernhard Paul. In seinem 75. Lebensjahr blickt der schillernde Zirkusdirektor ohne Dünkel, aber mit Stolz auf sein bewegtes Leben und die fast 50-jährige Zirkus-Geschichte zurück.

In die Wiege gelegt war es dem mittellosen Außenseiter nicht, ins Zirkusgeschäft einzusteigen und aus dem Nichts ein kleines Imperium mit 150 Angestellten zu schaffen. Doch hat er mit der Kraft der Phantasie, unermüdlichem Fleiß, Disziplin, Können, Verstand und nicht zuletzt viel Humor an seiner Zirkus-Idee festgehalten und trotz aller Rückschläge nie aufgegeben.

Aufgewachsen als Arbeiterkind in Wilhelmsburg rund 70 Kilometer westlich von Wien, brachten der Kirtag-Jahrmarkt und wenig später der „Circus Bellini“ Farbe und Zauber in das Leben des Sechsjährigen. Als ein, zwei Jahre danach der seinerzeit schon renommierte „Circus Rebernigg“ in der tristen niederösterreichischen Provinz gastierte, bescherten nicht zuletzt die spärlich bekleideten Artistinnen dem kleinen Bernhard seine ultimative Zirkuserfahrung. Er erkannte: Das ist meine Welt. Fortan sammelte er alle Materialien, die das Thema Zirkus berührten. Zusammen mit seinem Bruder bastelte er einen Modellzirkus, und auch vor akrobatischen Küchenstuhl-Nummern machte er nicht halt. 

Zirkus stand allerdings vorerst nicht auf dem Ausbildungsprogramm. Nach der Schule ging es auf die Höhere Technische Lehranstalt für Hoch- und Tiefbau, um in die Baufirma des kinderlosen Onkels einzusteigen. Bald aber wechselte der Kunstbegabte an die Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, wurde Art Director des österreichischen Nachrichtenmagazins „profil“ und arbeitete anschließend bei einer internationalen Werbeagentur. Als er für den Zirkus alles aufgab, konnte er die zuvor gesammelten Erkenntnisse gut gebrauchen, sodass er von sich sagt, er habe Zirkus studiert.

Viel später erwarb Paul die Wohnung in Wilhelmsburg zurück und ließ sie wieder wie zu seinen Kindertagen einrichten. Ganz nach der Roncalli-Philosophie: „Altes, vielleicht Vergessenes zu entdecken, wieder zu vereinen und zum Glänzen zu bringen, damit magische Räume zu schaffen und mit den Menschen der Gegenwart zu füllen.“ Pauls fesselnde Autobiographie gibt einen Einblick, wie man selbst so große Träume erfolgreich umsetzen kann. 

Bernhard Paul: „Meine Reise zum Regenbogen“, Christian Brandstätter Verlag, Wien  2022, gebunden, 288 Seiten, 26 Euro