20.04.2024

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Folge 51-22 vom 23. Dezember 2022 / Kolumne / Alle Jahre wieder

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-22 vom 23. Dezember 2022

Kolumne
Alle Jahre wieder
Vera Lengsfeld

Der 19. Dezember 2016 war der Tag, an dem die Adventszeit mit ihren vollen Weihnachtsmärkten, dicht umlagerten Glühweinständen und festlichen Dekorationen ihre Unschuld und Fröhlichkeit verlor. An diesem Tag fuhr ein Islamist, dessen Namen man sich nicht merken muss, mit einem gestohlenen Lkw, den ermordeten polnischen Fahrer neben sich, in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Dreizehn Tote und Dutzende Verletzte fielen ihm zum Opfer. 

Der Attentäter konnte noch aus Deutschland flüchten und wurde zwei Tage später in Italien von Polizisten erschossen. Die Berichterstattung über diese Tat war verheerend. Im Bemühen, vom islamistischen Hintergrund der Tat abzulenken, wurde zeitweilig sogar der polnische Fahrer als Mittäter verleumdet. Die Politiker hielten eine Gedenkfeier in der Gedächtniskirche unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab. Kanzlerin Merkel war lange nicht zu bewegen, sich mit den Angehörigen der Opfer zu treffen. 

Die vielen Kerzen, Blumengestecke und Poster, mit denen die Berliner an die Tat erinnerten, sollten verschwinden. Aber so oft auf den Stufen der Kirche abgeräumt wurde, so schnell waren die Andenken wieder da. In den ersten Jahren gedachten nur sehr wenige Menschen am Jahrestag des Attentats der Opfer, es wurden aber von Jahr zu Jahr mehr. Schließlich musste sich die Politik beteiligen, Merkel sich mit den Angehörigen treffen.

In diesem Jahr gab es nicht nur eine Gedenkfeier mit der Regierenden Bürgermeisterin Giffey, Innenministerin Faeser sprach sogar von „Scham“, dass die Bedürfnisse der Opfer und ihrer Familien viel zu lange zu wenig beachtet wurden: „Wir müssen uns …mit mehr Empathie … Menschen zuwenden, deren Leben durch einen solchen furchtbaren Anschlag dramatisch verändert wurde.“ Eine späte Einsicht ist besser als keine.