26.04.2024

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Folge 51-22 vom 23. Dezember 2022 / Porträt / „Weihnachtsurlaub“ in U-Haft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-22 vom 23. Dezember 2022

Porträt
„Weihnachtsurlaub“ in U-Haft
H. Tews

Das Emirat Katar dürfte noch eine ganze Weile die Schlagzeilen füllen. Das aber weniger wegen der kürzlich im Wüstenstaat beendeten Fußballweltmeisterschaft als des Korruptionsskandals im EU-Parlament. Denn die insgesamt 

1,5 Millionen Euro Bargeld, die am 9. Dezember in der Wohnung der inzwischen abgesetzten EU-Parlamentsvizepräsidentin Eva Kaili sowie bei weiteren vier Personen gefunden wurden, waren offenbar katarische Schmiergelder.

Hatte die 44-jährige Griechin, die erst im Januar dieses Jahres nach achtjähriger Abgeordnetentätigkeit zu einer von 14 Vizepräsidenten des EU-Parlaments gewählt wurde, anfangs noch alle Beschuldigungen abgestritten, so hat sich durch ihr jüngst erfolgtes Teilgeständnis eine neue Wendung ergeben. Dieses wirft ein eher düsteres Licht auf die einstige Lichtgestalt. Demnach war Kaili Teil einer Gruppe, der die Brüsseler Staatsanwaltschaft „bandenmäßige Korruption und Geldwäsche“ vorwirft. Dass die Politikerin vor der WM Katar besuchte und danach im EU-Parlament Lobeshymnen über das „bei Arbeitsrechten führende“ Emirat ausschüttete, wird für Geldgeschenke weniger ausschlaggebend gewesen sein als die von ihr zur Abstimmung eingereichten Visa- und Transit-Erleichterungen unter anderem für Katarer sowie die staatliche Fluggesellschaft Qatar Airways. Beides konnte das EU-Parlament gerade noch verhindern.

Als studierte Architektin hat Kaili, die 1998 in Thessaloniki als eine der jüngsten Mitglieder ins Stadtparlament und 2007 ins griechische Parlament gewählt wurde, zwar nie ein Haus entworfen, soll aber in Griechenland sechs Häuser ihr Eigen nennen. Ihr Hang zum Luxus wurde der späteren TV-Nachrichtensprecherin, die darüber hinaus drei Autos und eine halbe Million Euro auf dem Konto besitzt, schon 2018 fast zum Verhängnis. Damals genoss sie einen Luxusurlaub auf Mykonos, was einer sozialdemokratischen Politikerin nicht angemessen sei, hieß es.

Weihnachten macht sie „Urlaub“ in belgischer Untersuchungshaft. Sollte sie freikommen, dürfte ihr ein Luxusleben in Katar sicher sein (siehe Seite 4).