27.04.2024

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Folge 51-22 vom 23. Dezember 2022 / Bibelarchäologie II / Der Wind hat sich gedreht / Lange beschrieb die Wissenschaft die Bibel als „Erzeugnis der Phantasie“ – Doch mehr und mehr ist das Pendel umgeschlagen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-22 vom 23. Dezember 2022

Bibelarchäologie II
Der Wind hat sich gedreht
Lange beschrieb die Wissenschaft die Bibel als „Erzeugnis der Phantasie“ – Doch mehr und mehr ist das Pendel umgeschlagen

Archäologen, welche die Historizität der Bibel, und hier vor allem des Alten Testaments, beweisen wollten, wurden lange Zeit als christlich-fundamentalistische Schwarmgeister verleumdet. Einer der Wortführer dabei war der Berliner Altorientalist Friedrich Delitzsch, der vor nunmehr einhundert Jahren eine Abhandlung mit dem Titel „Die große Täuschung. Kritische Betrachtungen zu den alttestamentlichen Berichten über Israels Eindringen in Kanaan, die Gottesoffenbarung vom Sinai und die Wirksamkeit der Propheten“ vorlegte. 

Ins gleiche Horn stieß der protestantische Theologe Hermann Gunkel, indem er das Buch Genesis 1931 als „Sammlung von Sagen“ und Abraham, Isaak und Jakob als „Erzeugnisse der Phantasie“ bezeichnete. Dies deckte sich mit dem Urteil des Begründers der historisch-kritischen Methode der Bibelwissenschaften, Julius Wellhausen, der allen fünf Büchern Mose sowie auch den Büchern des Josua und der Richter jeden realen Hintergrund absprach. 

Damit avancierten die Drei zu Vordenkern der noch heute existierenden Schule der Minimalisten. Deren Vertreter sehen im Alten Testament deutlich „weniger als ein Geschichtsbuch“ und verweisen teilweise auch gleich noch die Könige Saul, David und Salomo ins Reich der Legende. Ihr Credo fasste der US-amerikanische Archäologe William Dever 2001 in seinem Buch „Was wussten die biblischen Schreiber, und wann wussten sie es?“ so zusammen: „Die Bibel ist ‚fromme Fiktion‘, nicht historisch fundiert.“

Der besterforschte Staat der Welt

Den Minimalisten unter den Experten für die Heilige Schrift stehen die Maximalisten gegenüber, welche keinerlei Zweifel daran hegen, dass sich die im Alten Testament geschilderten Ereignisse in aller Regel tatsächlich zugetragen haben. Zu den wichtigsten Pionieren auf maximalistischer Seite zählte der 1971 verstorbene Archäologe und Philologe William Albright. Dieser identifizierte mehrere vermeintlich nur mythische biblische Ortschaften und bewies die Echtheit der zwischen 1947 und 1956 entdeckten Schriftrollen vom Toten Meer.

Mittlerweile ist das Pendel zugunsten der Maximalisten ausgeschlagen, was ganz maßgeblich aus den zahlreichen spektakulären archäologischen Funden der jüngeren Jahrzehnte in Israel, Ägypten, Jordanien und Saudi-Arabien resultiert. Wobei die meisten davon israelischen Wissenschaftlern gelangen, denn ihr Land ist schon des Längerem der archäologisch besterforschte Staat der Welt: Zwischen dem Golf von Eilat am Roten Meer im Süden und den annektierten Golanhöhen im Norden finden Jahr für Jahr um die 40 große Ausgrabungen statt. Diese begründeten den Weltruf solcher Bibelarchäologen wie Eleasar Sukenik, Yigael Yadin, Benjamin Mazar, Yohanan Aharoni, Eilat Mazar, Avraham Biran, Gabriel Barkay und Yosef Garfinkel, welche an Plätzen wie Qumran, Aschkelon, Aschdod, Gezer, Megiddo, Bet-Schean, Tell Qasileh, Tell Lachisch, Tell Hazor und Tell Dan sowie in der Jerusalemer Altstadt unzählige historische Artefakte zutage förderten, die heute als Bestätigung der Aussagen der Heiligen Schrift gelten.  W.K.