20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 51-22 vom 23. Dezember 2022 / Archäologische Funde / Schätze aus dem Nidaino-See / Äußerst wertvolle Gegenstände: Ausstellung „... von Anbeginn bis heute“ im Museum Sensburg eröffnet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-22 vom 23. Dezember 2022

Archäologische Funde
Schätze aus dem Nidaino-See
Äußerst wertvolle Gegenstände: Ausstellung „... von Anbeginn bis heute“ im Museum Sensburg eröffnet
Uwe Hahnkamp

Archäologische Schätze vom Grund des nicht mehr existierenden Nidaino-Sees bei Zatzkowen nahe Peitschendorf präsentiert eine am 7. Dezember eröffnete Ausstellung im Museum in Sensburg. Sie sind ein zentrales Element der Sammlung, die unter dem Titel „Sensburg und die Region Sensburg vom Anbeginn der Zeit bis heute“ über 500 Exponate ab dem 10. Jahrtausend vor Christus präsentiert. 

Einzigartige Gold- und Silberornamente aus dem 3. bis 4. Jahrhundert und Elemente elitärer Ausrüstung von Kriegern sind seit Kurzen in Sensburg zu sehen. Zum ersten Mal werden in der Region Artefakte gezeigt, die von Archäologen bei Forschungen, die seit dem Jahr 2010 laufen, auf dem Grund des ehemaligen Nidaino-Sees in Masuren ausgegraben wurden. Laut dem Leiter des Museums in Sensburg, Dominik Tarnowski, ist der wichtigste Teil das sogenannte Depositorium aus dem masurischen Dorf Zatzkowen [Czaszkowo], wo sich an der Stelle des früheren Nidaino-Sees eine Kultstätte aus der spätrömischen Zeit und der Völkerwanderungszeit befindet.

Interessante Bräuche

Tarnowski ist von diesen Ausstellungsstücken begeistert. „Das sind wirklich schöne, äußerst wertvolle Gegenstände und ohne Zweifel eine der interessantesten archäologischen Entdeckungen in Polen zu Beginn des 21. Jahrhunderts“, schwärmt er. Nidaino beziehungsweise Zatzkowen ist nämlich nach Angaben von Archäologen der erste Ort in der Republik Polen, an dem Spuren von Ritualen entdeckt wurden, die nach einem germanischen, vor allem aus Südskandinavien bekannten Brauch durchgeführt wurden. Er beruhte darauf, Waffen und wertvolle Ausrüstung von Kriegern in einem sumpfigen See zu versenken. Die Gegenstände wurden dabei rituell zerstört, bevor sie im Wasser landeten.

Gefunden wurden zahlreiche Fragmente der Bewaffnung, unter anderem Speerspitzen, Kampfmesser, Sporen, Überreste von Schwertern und Kettenhemden. Auch reich verzierte Elemente eines Gürtels oder Pferdegeschirrs aus Silber und Gold sowie größere Beschläge mit Abbildungen von Greifen, Steinböcken oder tierischen Mischwesen wurden entdeckt. Unter den Funden befinden sich auch goldene Schwertbeschläge, die mit einem Motiv verziert sind, das die Darstellungen von Löwen, Vögeln und Delfinen verbindet. Eines der ungewöhnlichsten Artefakte ist die vergoldete silberne Figur eines Geiers, die ursprünglich auf einer eisernen Buchse montiert war. Es war wahrscheinlich ein Zeichen der militärischen oder religiösen Macht. 

Von der Vergangenheit zur Moderne

Die im Nidaino-See versenkten Gegenstände hatten einen hohen materiellen Wert – davon zeugen die Qualität der verwendeten Erze, die Handwerkskunst und die Originalität der Entwürfe. Der Fund gilt aufgrund der beispiellosen Häufung prestigeträchtiger Machtzeichen als europaweit einzigartig. Die wertvollsten dieser Gegenstände könnten als Kriegsbeute oder als diplomatisches Geschenk für einen baltischen Häuptling nach Masuren gelangt sein.

Die Ausstellung „Sensburg und die Region Sensburg von Anbeginn der Zeit bis heute“ präsentiert auch zahlreiche Exponate aus den Sammlungen des Museums für Ermland und Masuren. Zu den ältesten archäologischen Artefakten gehören aus Knochen hergestellte Harpunen aus der Umgebung von Peitschendorf und Lokau. 

Ein weiterer Teil der Ausstellung besteht aus Objekten zur modernen Geschichte der Stadt, darunter Landkarten, Dokumente, Ansichtskarten und Erinnerungsstücke des Alltags. Das Museum erinnert dabei auch an den in Kleinort bei Sensburg geborenen deutschen Schriftsteller Ernst Wiechert, der in seinen Werken die Natur und das kulturelle Klima Masurens beschrieben hat.

Infos Muzeum w Mrągowie, ul. Ratuszowa 5, 11-700 Mrągowo, Telefon 89 741 28 12, mragowo@muzeum.olsztyn.pl