25.04.2024

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Folge 51-22 vom 23. Dezember 2022 / Der Wochenrückblick / Vorsicht, wenn Linke „wir“ sagen / Warum ein Erbe alle künftigen Erben enteignen will, und wieso er selbst nicht mal spenden möchte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-22 vom 23. Dezember 2022

Der Wochenrückblick
Vorsicht, wenn Linke „wir“ sagen
Warum ein Erbe alle künftigen Erben enteignen will, und wieso er selbst nicht mal spenden möchte
Hans Heckel

Wenn Linke „wir“ sagen, sollte man vorsichtig sein. Es klingt ja so schön gemeinschaftlich, wie des Kanzlers Versprechen „You’ll never walk alone!“ Doch wenn wir näher hinsehen, entdecken wir leider allzu oft, dass sie mit „wir“ alle möglichen Leute meinen – nur nicht sich selbst.

Dieser Verdacht stellt sich auch beim Berliner SPD-Politiker Yannik Haan ein, der ein Buch geschrieben hat mit dem Titel „Enterbt uns doch endlich!“ Haan ist 36 Jahre alt und verlor vor vier Jahren seine Mutter, die ihm immerhin so viel Geld hinterließ, dass er sich eine Eigentumswohnung im hippen Kreuzberg kaufen konnte und seit Neuestem sogar beruflich kürzer treten darf, weil er sich das – im Unterschied zu den Nicht-Erben seiner Generation, wie er im Interview mit „Focus online“ betont – finanziell leisten kann.

Doch nun quälen Haan Gewissensbisse, die ihn zum Verfassen seines Buches getrieben haben, in dem er Erbschaften als „leistungsloses Einkommen“ geißelt, das zugunsten der Staatskasse und der sozialen Gerechtigkeit weggesteuert gehört. In seinem Plädoyer für drastisch höhere Erbschaftsteuern stapelt der Sozialdemokrat so ziemlich alle linken Ressentiments und Irrtümer aufeinander, die einem zu dem Thema einfallen.

Eigentlich wäre die Lösung doch ganz einfach: Warum verhökert er seine Bude nicht einfach und spendet den Erlös für wohltätige Zwecke? Außerdem hat er, wie er sagt, aus Mutters Hinterlassenschaft trotz Wohnungskaufs noch so viel Geld übrig behalten, dass er seine Arbeitszeit reduzieren konnte, „um mehr Zeit für Politik zu haben“.

Alles zusammen ergäbe das ein hübsches Sümmchen, mit dem er viel Gutes tun könnte. Will er aber nicht, denn Spenden sei „gesamtgesellschaftlich keine Lösung“, da der „Machtausbau der Vermögenden“ dadurch nur größer werde, wenn „sie entscheiden, wer etwas bekommen soll und wer nicht“. Da sei „klar der Staat zuständig“, er müsse „entscheiden, wer wie viel behalten soll und ab welchen Beträgen abgegeben wird“.

Gut, hatten wir nicht anders erwartet. Aber mit dieser stramm sozialistischen Haltung zum Privateigentum, das eigentlich Staatseigentum sei, sollte er wenigstens konsequent sein und bei sich selbst anfangen. Der damaligen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat einen Ausweg für Leute wie Haan eröffnet. Seitdem kann jeder auf das Konto der Bundeskasse Halle/Saale bei der Deutschen Bundesbank, Filiale Leipzig, IBAN DE17 8600 0000 0086 0010 30, BIC MARKDEF1860 freiwillige Zusatzsteuern in beliebiger Höhe überweisen. Als Verwendungszweck ist laut dem Ministerium „Schuldentilgung“ anzugeben.

Hat Haan etwa noch nie von diesem Konto gehört? Kaum zu glauben! Dennoch lesen wir in dem Interview nichts von einem Überweisungs-Vorhaben. Vielmehr scheint es so, dass er lieber, von Gerechtigkeitszweifeln gepeinigt, in seiner Eigentumswohnung bleiben möchte und das zusätzliche Geld, das ihm vererbt wurde, auch künftig dazu verwenden will, mehr SPD-Politik zu machen oder Bücher zu schreiben wie „Enterbt uns doch endlich!“ Womit die eingangs hinterlegte Frage, wen Linke meinen mögen, wenn sie „wir“ oder auch „uns“ sagen, beantwortet wäre – offenbar keineswegs sich selbst.

Allerdings hat er eine tolle Idee, wie wir das unsoziale Erbdesaster sozial gerecht auflösen: Jeder solle mit 18 „vom Staat“ (gemeint sind die Steuerzahler) 20.000 Euro bekommen. Damit könne er seine Ausbildung finanzieren und viele andere nützliche Dinge für sein weiteres Leben einleiten. Warum gehen wir nicht gleich weiter und machen einfach alle Bundesbürger gleich reich? Ist das nicht der sozialistische Traum schlechthin, weil die Roten in jeder „Ungleichheit“ stets nur das Resultat von „Ungerechtigkeit“ erkennen wollen?

Gleich reich? Gleich arm geht besser

Gut, also alle gleich reich. Was wird nach einem Jahr sein? Oder nach zwei, drei, vier? Die einen werden alles verjubelt haben oder sogar in Schulden stecken, die man ihnen vor dem Hintergrund ihres Reichtums gewährt hatte. Die anderen werden ihr Geld klug und (hoffentlich) glücklich investieren. Möglich, dass die sozialen Unterschiede nach solch einem Gleichheits-Experiment sogar noch größer wären als zuvor. Auch dem 20.000-Euro-Einheitserbe wird es nicht besser ergehen. Während die einen Haans Verwendungsempfehlungen folgen, dürften die anderen die Kohle lieber versaufen oder in einen überteuerten Gebrauchtwagen investieren, um den anderen zu imponieren. Es geht um 18-Jährige, die in der großen Mehrheit aus einem anderen Holz sind als jene wenigen Gleichaltrigen, die auf öden Juso-Sitzungen solange vergammeln, bis sie zu einem Kevin Kühnert verstaubt sind. Und die deshalb ihre 20.000 Euronen kaum minutiös in die Vorbereitung der nächsten 50 Lebensjahre investieren dürften. So was fällt einem doch immer erst später ein, wenn die Piepen längst weg sind.

Gleich reich geht also nicht, weil die menschliche Natur – in der Jugend zumal – bei den meisten da nicht mitspielt.

Und jetzt? Gleichheit ist das Dogma, von dem Sozialisten nun einmal nicht lassen können. Deshalb haben sie sich auf die gegenüberliegende Möglichkeit verlegt und sorgen  dafür, dass alle gleich arm sind. Bis auf die Kaste der privilegierten Partei- und Staatsfunktionäre, versteht sich. Gleich arm geht im Unterschied zu gleich reich nämlich sehr wohl: Wenn man alle regelmäßig rasiert, bleibt das Volk komplett im Mist sitzen, zumal sich herumspricht, dass es nicht lohnt, ranzuklotzen, weshalb bei den meisten irgendwann jeder Elan erlischt.

Völlig übersehen hat Erbschaftsschämer Haan übrigens die Sicht des Erblassers. Was würde der wohl machen, wenn er wüsste, dass nicht die von ihm bestimmten Erben, sondern der große Krake Staat alles an sich reißt, was er hinterlässt? Na klar: Er wird das mit dem Hinterlassen lassen und verprasst alles, gibt es unter der Hand weiter oder geht mit seinem Geld ins Ausland. 

Die Firmenerben hat Genosse Haan hingegen nicht übersehen, die sollen ebenso „enterbt“ werden. Das wird jene internationalen Finanzinvestoren freuen, die wir unter dem Kosenamen „Heuschrecke“ kennengelernt haben. Die können sich nach und nach sämtliche deutschen Familienunternehmen billig krallen, weil die „Erben“ verkaufen müssen, um die Steuer zu bezahlen. Danach können sie die Betriebe gründlich ausweiden, bis am Ende nur noch der Firmenname übrig ist. So manchem deutschen Traditionsbetrieb ist das schon widerfahren, weil sich die Erben nicht einig wurden. In Yannik Haans Enterbungsphantasie wäre das die staatlich erzwungene Regel. 

Sollten die Genossen das per Massenverstaatlichung verhindern wollen, müssen die Heuschrecken nur eine oder zwei Generationen warten. Dann werden die Unternehmen den Weg der VEBs gegangen sein, was sie für die „Investoren“ nur noch billiger macht, sobald die sozialistische Wirtschaft kollabiert ist wie alle roten Planspiele.