28.03.2024

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Folge 52-22 vom 30. Dezember 2022 / Memel / Einzigartig im Baltikum / Eine Festveranstaltung zum 30. Geburtstag des Hermann-Sudermann-Gymnasiums

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-22 vom 30. Dezember 2022

Memel
Einzigartig im Baltikum
Eine Festveranstaltung zum 30. Geburtstag des Hermann-Sudermann-Gymnasiums
Hans-Jürgen Müller

Am 1. Dezember war es soweit: Die Schuldirektorin des Hermann-Sudermann-Gymnasiums, Jolita Andrijauskiene, begrüßte mit herzlichen Worten des Dankes und Anerkennung über die bisher geleistete erfolgreiche Arbeit die Schulgemeinschaft und alle geladenen Gäste. Zugleich bedankte sie sich auch bei der Stadt Memel und allen Freunden der Schule für die vielfältige und langjährige Unterstützung der Schule.

Eingerahmt wurde die Festveranstaltung durch ein abwechslungsreiches musikalisches Programm des bekannten Schulchores unter der Leitung von Asta Almine. Als ein Motto der Feier wurde immer wieder ein Zitat des litauischen Poeten Vytautas Macernis eingeblendet: „Jeder trägt die Seele wie eine Laterne“. Als erster Ehrengast übermittelte der stellvertretende Bürgermeister Arvidas Cesiulis die Grüße der Stadtgemeinde. Auch der deutsche Honorarkonsul Arunas Baublies betonte die besondere Bedeutung der Schule für die deutsche Kulturarbeit. Mit großer Freude wurden die Worte der ersten Schulleiterin, Angele Klitiene, aufgenommen, die die entscheidende Aufbauarbeit der Schule bis 2005 leitete. 2006 wurde die Schulleitung von der jetzigen Direktorin Andrijauskiene übernommen. Klitiene bezeichnete die heutige Ehrenvorsitzende des „Vereins der Deutschen in Klaipėda/Memel“ Magdalena Piklaps als die Mutter der Schule, sie selbst empfand sich als Hebamme. 

Gründung der Schule

Zwischen den nachfolgenden Grußworten erschienen die wichtigsten Stationen der 30-jährigen Schulgeschichte auf einer Tafel, die am 1. September 1992 als Schule der Deutschen Minderheit ihre Tätigkeit aufnahm. Die Initiative für diese einmalige Schulgründung ging vom damaligen „Deutsch-Litauischen Kulturverein“ aus, der Vorgängerverein des heutigen „Vereins der Deutschen in Klaipėda /Memel“. So war es nur folgerichtig, dass eine Delegation dieses Vereins angekündigt wurde: Arnold Piklaps als heutiger Vorsitzender, Magdalena Piklaps als Ehrenvorsitzende, Rasa Müller als Kulturmanagerin und Vorstandsmitglied und der Vorsitzende des Partnervereins in Berlin.

Nach seinem Grußwort für eine weitere gute Zukunft überreichte Piklaps als Geschenk des Vereins der Schuldirektorin einen Scheck von stolzen 3600 Euro für die weitere Arbeit des Gymnasiums. Der Vorsitzende der Berliner Memellandgruppe, der 2014 eine Schulpartnerschaft zwischen dem Schiller-Gymnasium in Berlin mit dem Hermann-Sudermann-Gymnasium begründete, überreichte Andrijauskiene ein Fotoalbum und 100 beidseitig bedruckte Schals für die Schulgemeinschaft des Sudermann-Gymnasiums: eine Seite des Schals in den litauischen Nationalfarben mit dem Schullogo und auf der anderen Seite das Vereinslogo mit der deutschen Fahne. Zwischen der Schule und dem Verein besteht seit Bestehen ein enges partnerschaftliches Verhältnis. Aus Anklam reisten auch Manfred Schukat und Friedhelm Schülke vom Landesvorstand der LO in Mecklenburg-Vorpommern an und überreichten für alle Schüler einen süßen Schokokuss.


Das beliebte Hermann-Sudermann Gymnasium genießt nicht nur in Memel einen hervorragenden Ruf – zurzeit besuchen über 700 Schüler die dreizügige Schule. Ein Fünftel der Lehrerschaft unterrichtet das Fach Deutsch. Erfreulicherweise hat sich die Zahl der Deutschstunden im Gegensatz zum Deutschunterricht in der Republik Polen insgesamt nicht verringert. Von der ersten bis zur vierten Klasse haben die Kinder fünf bis sechs Stunden Deutsch, von der 5. bis zur 8. Klasse fünf Stunden und von der 9. bis 12. Klasse mindestens vier, teilweise auch sechs Stunden. Im Laufe der Schulzeit durchlaufen die Schüler mehrere Sprachprüfungen von A1 bis C1. Jährlich erreicht ein Fünftel der Abiturienten das Deutsche Sprachdiplom – Zweite Stufe (DSD II). Mit diesem Diplom der Kultusministerkonferenz können die Abiturienten an allen deutschen Universitäten gleichberechtigt mit den Bundesdeutschen ein Studium aufnehmen. Seit April 2013 wird an der Schule in den zehnten Klassen auch das Deutsche Sprachdiplom - Erste Stufe (DSD I) angeboten.

Besonderheiten des Gymnasiums

Die Schule ist die einzige deutsche Schule im Baltikum und damit einzigartig. Um auf das Hermann-Sudermann-Gymnasium aufgenommen zu werden, bedarf es einiger Voraussetzungen. Zum Beispiel reicht ein Nachweis einer „Deutschstämmigkeit“ in der Familie. Es ist aber auch möglich, als Litauer aufgenommen zu werden. Hier spielen die konkreten Beziehungen zu Deutschland eine Rolle, aber auch ein begründetes Interesse an der deutschen Sprache und Kultur können angeführt werden. Auch die Mitgliedschaft im „Verein der Deutschen in Klaipėda/ Memel“ ist ein Kriterium.

Namensgeber der Schule, allerdings erst seit 1997, ist der ostpreußische Schriftsteller und Bühnenautor Hermann Sudermann (litauisch: Hermano Zudermano gimnazija). Er wurde 1857 im Kreis Heydekrug geboren und brachte sich mit dem Drama „Die Ehre“ (1889) und dem Roman „Der Katzensteg“ (1890) ins Gespräch. Sein erfolgreichstes Bühnenstück trägt den Titel „Heimat“. Es erzählt von einer jungen Frau, die ihren eigenen Weg geht und damit sehr viel Erfolg hat. 2001 haben erstmals 15 Schüler das Abitur bestanden. Der Abiturjahrgang 2003/04 war der erste Jahrgang, der im Fach Deutsch ab der ersten Klasse von einem Muttersprachler unterrichtet worden ist. 

Weitere Informationen sind über die Internetseite der Schule zu erhalten – nur in litauischer, teils englischer Sprache: 

https://hzg.lt