08.05.2024

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Folge 52-22 vom 30. Dezember 2022 / Nachtwanderung / Dem Sternenhimmel ganz nah / Mit Schneeschuhen zum Gipfel der Beobachtung – Ein astronomischer Streifzug durch die Tiroler Bergwelt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-22 vom 30. Dezember 2022

Nachtwanderung
Dem Sternenhimmel ganz nah
Mit Schneeschuhen zum Gipfel der Beobachtung – Ein astronomischer Streifzug durch die Tiroler Bergwelt

Wer in der Region Hohe Salve mit Wanderführer Tobias Muster unterwegs ist, entdeckt die verborgenen Seiten der Region am westlichen Ende der Kitzbüheler Alpen. Während man mit Schneeschuhen durchs idyllische Schneerosental stapft, tauchen nach und nach die eigentlichen „Stars“ seiner Touren auf. 

„Da haben wir den Polarstern, dort den großen Wagen. Kennt ihr sicher alle“, meint Muster und lässt seinen Laserpointer über den Sternenhimmel wandern. Vereinzeltes Nicken und zustimmendes Murmeln. „Hier die Milchstraße. Und wenn ihr genau hinschaut, könnt ihr sogar die Andromeda-Galaxie erkennen.“ Alle haben nun den Kopf weit in den Nacken gelegt und bewundern schweigend das Spektakel, das sich ihnen hier draußen eröffnet. 

Muster kennt diese Situation. „Die meisten erwarten nicht, dass man mit bloßem Auge schon so viel sehen kann“, erklärt der gebürtige Wörgler. Er selbst hat vor rund zwei Jahren die Fortbildung zum „Sternen-Guide“ gemacht. Noch während der Schulung haben sie ihn gepackt – die Sterne und Planeten, Galaxien und Legenden. Schnell war ihm klar: Dieses Wissen möchte er weitergeben. Den richtigen Wohnort hatte er schon. „Wir sind in Tirol sehr privilegiert. Hier gibt es viele abgeschiedene Täler und Berge ohne künstliche Lichtquellen. Das ist zum Sterne-Beobachten perfekt.“ 

Perfekt wie das Schneerosental, in das Muster seine Gruppe heute geführt hat: Ein kleines, stilles Tal am Hochplateau des Angerbergs, oberhalb von Wörgl am Inntal. Tagsüber ein Eldorado für Langläufer und Winterwanderer, abends für Sterne-Beobachter. Zunächst geht es mit Schneeschuhen an einem Bach entlang, aus Rücksicht auf die Wildtiere mit genug Abstand zum Waldrand und zu Fütterungsstellen. Die leichte, rund halbstündige Wanderung vor dem eigentlichen Programm hat mehrere Gründe: „Wir müssen uns weit genug von künstlichen Lichtquellen entfernen. Außerdem brauchen die Augen etwas Zeit, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt haben.“ Während die Gruppe unten durch den Schnee stapft, werden am Himmel immer mehr Sterne sichtbar. Und dann ist da noch die Ruhe. Diese friedliche Stille. „Mir ist bei meinen Wanderungen immer wichtig, dass die Gäste zu sich kommen. Das geht am besten in der abgeschiedenen Natur.“

Auch privat ist der 36-Jährige am liebsten da unterwegs, wo sonst niemand ist. Gerne auch auf Tourenskiern statt Schneeschuhen. In der Kelchsau zum Beispiel, einem malerischen Seitental der Region Hohe Salve – und ideal für Skitourengeher, wie Muster verrät: „Sanfte Anstiege durch einsame Weiten, traumhafte Tiefschnee-Abfahrten und herrliche Aussichten auf das Kitzbüheler Horn, den Wilder Kaiser und die Hohe Tauern.“ Und wenn er sich noch länger aus der Zivilisation verabschieden möchte, geht er auf den Fellen hinauf zur Neuen Bamberger Hütte und quartiert sich oben für die Nacht ein. „Übrigens auch ein traumhafter Ort zum Sterne zählen.“

Apropos. Zurück ins Schneerosental. Hier zeigt Muster der Gruppe gerade seine Lieblingsformation: die Plejaden. Eine funkelnde Ansammlung von mehreren Sternen – für Muster das Schönste, was mit bloßem Auge am Nachthimmel zu sehen ist. Und mit einer spannenden Geschichte („Das gehört zum Sterne-Schauen dazu.“): Laut einer indianischen Sage sind die Plejaden sieben Schwestern, die bei der Flucht vor einem Bären auf einen Felsen geflüchtet sind. Um die Mädchen zu retten, wuchs dieser in die Höhe – bis er den Himmel erreichte, wo die Plejaden schließlich in Sicherheit waren und heute immer noch leuchten.

Nach rund zweieinhalb Stunden steht die Wandergruppe wieder am Ausgangspunkt, schnallt die Schneeschuhe von den Füßen und tauscht sich über das Erlebte aus. „Das könnt ihr zu Hause übrigens auch auf eigene Faust machen“, meint Muster und verrät ein paar Tipps. „Man muss gar nicht hunderte Kilometer weit fahren. Einfach ein bisschen raus aus der Stadt, wo es einigermaßen dunkel ist und wenig künstliches Licht gibt. Eine einfache Sternenkarte zur Orientierung mitnehmen und vielleicht ein Wanderfernglas. Allein damit kann man schon viel entdecken.“Kunz-PR

Wer mit Wanderführer Tobias Muster auf Entdeckungstour gehen möchte, kann sich ihm am 23. Januar, 20. Februar oder 21. März bei seinen Sternen-Schneeschuhwanderungen ins Schnee­rosental anschließen (Anmeldung bis zum Vortag, 17 Uhr online oder in den Infobüros der Region Hohe Salve. Kosten: 10 Euro mit, 20 Euro ohne Gästekarte). Alternativ bietet Muster seine Touren mit unterschiedlichen Schwerpunkten auf Nachfrage an: 

www.wandersguide-tirol.at