25.04.2024

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Folge 52-22 vom 30. Dezember 2022 / Kulturzentrum Ostpreussen / Bismarck-Türme in Ostpreußen / Eine Ausstellung in Ellingen dokumentiert Bauwerke, die östlich der Weichsel errichtet wurden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-22 vom 30. Dezember 2022

Kulturzentrum Ostpreussen
Bismarck-Türme in Ostpreußen
Eine Ausstellung in Ellingen dokumentiert Bauwerke, die östlich der Weichsel errichtet wurden
Wolfgang Freyberg

Was haben die niedersächsische Universitätsstadt Göttingen, die ehemalige Freie Reichsstadt Weißenburg in Bayern und die oberländische Kreisstadt Osterode in Ostpreußen gemeinsam? 

Sie besitzen bis heute einen Bismarck-Turm.

Diese in Europa einzigartigen Bauten einer unglaublichen Personenverehrung entstanden nach dem Tod (1898) des ehemaligen deutschen Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck, und zwar nicht nur auf dem Gebiet des damaligen Deutschen Reiches, sondern auch in benachbarten Staaten oder sogar in Übersee, in den deutschen Kolonien.

Die Geschichte der einzelnen Bismarck-Türme ist zum Teil gut erforscht, bei manchen Türmen gibt es in der Überlieferung aber große Lücken.

Das Kulturzentrum Ostpreußen stellt in seinem Heft zur Kabinettausstellung „Bismarck-Türme in Ostpreußen“ die Türme vor, die von 1902 bis 1915 östlich der Weichsel errichtet wurden. Neben dem Informationstext wird ein besonderes Augenmerk auf Abbildungen aller Art gelegt. Manche Fotos oder Ansichtskarten werden hier erstmals veröffentlicht.

Zeichen der Verehrung

Das war nur möglich durch Informationen sowie die Überlassung von entsprechendem Bildmaterial durch die Kreisgemeinschaften Rastenburg, Gumbinnen, Tilsit-Ragnit, Neidenburg, Insterburg und Stuhm. Die übrigen Abbildungen stammen aus den Sammlungen des Kulturzentrums Ostpreußen und des Bildarchivs Ostpreußen. 

Wenn der Leser dieser Publikation noch weitere, eigene Fotografien oder Ähnliches besitzt, besonders aus der Zeit nach 1945, so würden wir uns über eine Kontaktaufnahme beziehungsweise Zusendung sehr freuen. Eine zweite, ergänzte Auflage wird dann gern realisiert.

Am Beispiel der sogenannten Bismarck-Türme verfolgt die Ausstellung das Ziel, die Geschichte eines unglaublichen Personenkultes nachzuzeichnen, der nach dem Tod des „Eisernen Kanzlers“ 1898 von großen Teilen der deutschen Bevölkerung getragen wurde. Auch wenn die Politik Bismarcks heute kontrovers diskutiert wird, zeigt die Begeisterung seiner Zeitgenossen, mit der sie des ersten deutschen Reichskanzlers gedachten, wie populär dieser Politiker noch acht Jahre nach seiner Entlassung bei der Bevölkerung war. Der Personenkult um Bismarck kann sogar als Konkurrenz zum staatlich gepflegten Gedenken an die Hohenzollern verstanden werden, da sie fast ausschließlich auf Privatinitiative betrieben wurde.

Nur wenige historische Persönlichkeiten hinterließen in der Landschaft und im Alltag so zahlreiche und mannigfaltige Spuren wie es Fürst Otto von Bimarck (1815–1898) vermochte und immer noch vermag. Es ist nicht nur seine vielschichtige Politik, wie zum Beispiel die von ihm maßgeblich betriebene Reichsgründung von 1871 und das von ihm geschaffene Sozialversicherungssystem, aber auch sein umstrittenes Agieren gegenüber der katholischen Kirche, den polnischen Reichsuntertanen oder der Sozialdemokratie, die zu seinem Erbe gehört. 

Auch verschiedene Arten von Lebensmitteln und Konsumgütern sowie zahlreiche steinerne Denkmäler erinnern bis heute an den ersten deutschen Reichskanzler, dessen Verehrung ein bis dahin unbekanntes Ausmaß annahm. Zu den fassbaren Ausdrücken dieser Verehrung gehörte auch der Entwurf und die Errichtung besonderer Denkmäler, die einst im gesamten Reich, den Nachbarstaaten und sogar in Übersee (in den deutschen Kolonien) anzutreffen waren und uns noch heute an zahlreichen Orten begegnen, die Bismarck-Türme. 

200 Monumente insgesamt

Von den knapp 200 Monumenten, die zu seinen Ehren fast ausschließlich aus Privatspenden errichtet wurden, standen einst auch zehn östlich der Weichsel, deren Geschichte und Schicksalen im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen nachgegangen wird. Mehrere dieser Türme sind unwiederbringlich verloren, sie sind während der Kriegshandlungen 1945 oder in den Nachkriegsjahren zerstört worden. Einige aber trotzen bis heute dem Zahn der Zeit. 

In dieser Ausstellung werden ihre Schicksale nachgezeichnet und wird gegebenenfalls ihre heutige Nutzung beschrieben. 

Zur Ausstellung, die noch bis Juni 2023 zu sehen ist,  gibt es eine inhaltsgleiche Broschüre, die nur im Kulturzentrum Ostpreußen (service@kulturzentrum-ostpreussen.de oder Telefon 09141-86440) zum Preis von 4,50 Euro plus Porto bezogen werden kann.