18.05.2024

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Folge 01-23 vom 06. Januar 2023 / Zwischenruf / Wo der „König von Israel“ verboten ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-23 vom 06. Januar 2023

Zwischenruf
Wo der „König von Israel“ verboten ist
Bodo Bost

Das englische, aus Cornwell stammende Weihnachtslied „The First Nowell“ gehört zu den ältesten und bekanntesten Liedern in englischer Sprache über die Geburt Jesu. Auch im einst mehrheitlich christlichen Libanon, dem Land der bekannten Sängerin Fairouz (88), die mit ihrem arabischen Weihnachtslied „Lailat el Aid“ selbst Kultstatus erlangte, erfreute sich das Lied großer Beliebtheit. Es besingt die Geburt Jesu Christi und die Anbetung des Jesuskindes durch die Weisen aus dem Morgenland (Mt 2,11). 

Umso mehr waren die beiden libanesischen Künstler Bruno Tabbal und Cynthia Karam erstaunt, als diesmal ihre Interpretation des mittelalterlichen angelsächsischen Liedes von der libanesischen Kulturzensur verboten wurde, weil es das Wort „Israel“ enthielt. Die Sänger hatten, zunächst ohne Verdacht zu schöpfen, das weltberühmte Lied in einem Weihnachtsvideo interpretiert, das „den Libanesen Freude in der tiefsten Krise seit Entstehung des Staates 1945 bringen soll“, wie Karam betonte. 

Das berühmte Lied endet mit dem Refrain „Born is the King of Israel“ (Geboren ist der König von Israel), wobei sich der Name nicht auf den derzeitigen Nachbarn des Libanon bezieht, sondern auf das Volk des Alten Testaments. 

Ein populäres Weihnachtslied

Tabbal, der auch der Produzent des Clips ist, erzählte der christlichen libanesischen Tageszeitung „L’Orient-Le Jour“, dass der Clip bereits seit zwei Wochen auf YouTube lief, als er beschloss, ihn verschiedenen Sendern anzubieten. Um ihn im Fernsehen zeigen zu können, brauchte er jedoch eine Genehmigung von der Zensurabteilung des Allgemeinen Sicherheitsdienstes. 

Er dachte jedoch, dass dies bei einem so bekannten Weihnachtslied eine reine Formalität sein würde, sodass der Fernsehsender MTV den Clip schon abspielte, bevor die Genehmigung erteilt worden war. Tabbal veröffentlichte eine lange Nachricht auf Facebook, in der er die Bedeutung des kritisierten Ausdrucks in der Heiligen Schrift (mit Beispielen) sowie die Geschichte des Liedes „The First Nowell“ selbst ausführlich darlegte, das keinesfalls einen modernen politischen Bezug zu Israel enthält. 

Das Veto der Zensurbehörde

Die Zensurbehörde, in der die Schiiten die Mehrheit haben, hatte jedoch eine andere Meinung von dem Lied. Nachdem ein christlicher Infodienst unter Leitung von Pater Abou Kassem empfohlen hatte, anstatt „König von Israel“ lieber „Sohn Gottes“ zu singen, erklärten die Beamten, dass sie eine Genehmigung erst erteilen würden, wenn der Ausdruck „König von Israel“ aus dem Liedtext entfernt werde, da er von einem Teil (dem schiitischen) der libanesischen Öffentlichkeit missverstanden werden könnte. 

Auch wenn der Clip bereits im Fernsehen gezeigt wurde, versprach Tabbal, die Entscheidung der Zensurbehörde zu respektieren, betonte aber, dass sie ungerecht sei. Er beabsichtigt jedoch, die Angelegenheit an den maronitischen Patriarchen Béchara Raï weiterzuleiten, der im Libanon, welcher weder eine Regierung noch einen amtierenden Präsidenten hat, so etwas wie ein höchste Ersatzautorität ist.

Deutsche Beobachter dieser Sache werden sich vielleicht an die NS-Zeit erinnern, als die Machthaber aus den katholischen Liedbüchern das Adventslied „O komm, o komm, Emanuel, Mach frei Dein armes Israel!“ verboten. Manch ein Organist ist damals, nur weil er das „arme Israel“ doch spielte, ins KZ gewandert. Dennoch gehört das Lied heute wieder zu den beliebten katholischen Kirchenliedern in der Adventszeit, die zwölf Jahre NS-Zeit konnten ihm offenkundig nichts anhaben. 

Ob das im Libanon ebenso sein wird, wo die Schiiten seit dem Bürgerkrieg 1975 angetreten sind, die Macht zu übernehmen und zu bleiben, ist eine andere Frage. Immerhin ist es ihnen bereits gelungen, die einst geeinten Christen des Libanon zu spalten. Ein Teil der libanesischen Christen, unter anderem auch der ehemalige christliche Staatspräsident Aoun, kooperiert mit dem politischen Arm der Schiiten, der Hisbollah, die bis heute das Existenzrecht Israels nicht anerkennt und den Holocaust leugnet.