18.05.2024

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Folge 01-23 vom 06. Januar 2023 / René Pleven / Der Franzose mit dem Plan für eine Europaarmee / Der vor 30 Jahren gestorbene Mann de Gaulles bemühte sich in diversen Funktionen um die (west-)europäische Integration

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-23 vom 06. Januar 2023

René Pleven
Der Franzose mit dem Plan für eine Europaarmee
Der vor 30 Jahren gestorbene Mann de Gaulles bemühte sich in diversen Funktionen um die (west-)europäische Integration
Manuel Ruoff

„Mehr Europa“ lautet das Credo der Eurokraten. Dazu zählen für viele von ihnen auch eigene Streitkräfte der EU, eine Europaarmee. Eine solche hätten wir bereits seit Jahrzehnten, wenn die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG), der sogenannte Pleven-Plan Wirklichkeit geworden wäre. So wichtig dieser Pleven-Plan einschließlich seines Scheiterns an der französischen Nationalversammlung für die Remilitarisierung Deutschlands im Allgemeinen und Westdeutschlands im Besonderen ist, so unbekannt ist in Deutschland doch der Mann, der dem Plan seinen Namen gegeben hat.

Der am 15. April 1901 in Rennes geborene Sohn eines Offiziers und Studiendirektors der Militärakademie St. Cyr brachte es nach einem Jura- und Politikstudium in der Zwischenkriegszeit bis zum Generaldirektor einer britischen Telefongesellschaft für Europa. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs schickte ihn seine Regierung in die USA, um dort Flugzeuge zu erwerben. Nach dem Waffenstillstand von Compiègne schloss er sich Charles de Gaulle an. In dessen Exilregierung nahm er sich der Wirtschaft und der Pflege der Beziehungen zu Schwarzafrika an. 

Nach der Rückkehr nach Frankreich im Jahre 1944 übernahm er entsprechende Kabinettsposten in der von de Gaulle geführten Provisorischen Regierung. Im ersten Kabinett de Gaulle von 1944/45 leitete er erst das Kolonial- und dann das Finanzministerium. Letzteres führte er auch im zweiten Kabinett de Gaulle von 1945/46. Mit de Gaulle verließ dann Pleven die Provisorische Regierung.

1949 kehrte Pleven für ein halbes Jahrzehnt in die französische Regierung zurück. Abwechselnd als Verteidigungsminister und Ministerpräsident erreichte er die Ratifizierung des Schuman-Plans durch das Parlament und trieb er die Verhandlungen über den maßgeblich von ihn ausgearbeiteten Pleven-Plan zur Schaffung einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft einschließlich Europaarmee voran. 1954 scheiterte nicht nur sein EVG-Plan an der fehlenden Ratifizierung durch die französische Nationalversammlung, es endete auch sein halbes Jahrzehnt als Verteidigungsminister oder Ministerpräsident.

1958 wurde Pleven nicht nur für kurze Zeit der letzte Außenminister der Vierten Republik, sondern auch Mitglied der in jenem Jahr sich erstmals konstituierenden Europäischen Parlamentarischen Versammlung. 1969 wechselte er als Justizminister zurück in die französische Regierung. Als er 1973 bei den Wahlen zur Nationalversammlung sein Mandat verlor, trat der Minister zurück. 

Es folgten zwei Jahre als Präsident des Regionalrats seiner Heimatregion Bretagne, für deren Interessen und wirtschaftliche Entwicklung er sich zeit seines Lebens stark engagierte. Vor 30 Jahren, am 13.Januar 1993, starb René Pleven in der Hauptstadt Frankreichs.