18.05.2024

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Folge 01-23 vom 06. Januar 2023 / Secret Service / Eine Chronik des Niedergangs / Die Reporterin Carol Leonning legt ein Enthüllungs-werk über die geheime Geschichte der Organi-sation vor, die den US-Präsidenten schützen soll

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-23 vom 06. Januar 2023

Secret Service
Eine Chronik des Niedergangs
Die Reporterin Carol Leonning legt ein Enthüllungs-werk über die geheime Geschichte der Organi-sation vor, die den US-Präsidenten schützen soll
Wolfgang Kaufmann

Der United States Secret Service (USSS) ist dafür bekannt, dass er dem Präsidenten sowie weiteren hohen Amtsträgern der Vereinigten Staaten Personenschutz bietet. Dabei zeichnet die im Juli 1865 gegründete Behörde aber auch bis heute für die Bekämpfung einiger Formen der Finanzkriminalität wie Geldfälschung und Kreditkartenbetrug verantwortlich. Dazu kommt die Absicherung von Großveranstaltungen von nationaler Bedeutung sowie der jährlichen Generalversammlung der Vereinten Nationen. Über die Geschichte des USSS informiert erstmals das sehr ausführliche Buch „Secret Service“ der „Washington-Post“-Reporterin Carol Leonning.

Dort erzählt die dreifache Pulitzer-Preisträgerin vom fortschreitenden Abstieg des Secret Service von einer professionellen verschworenen Truppe, die nach der Ermordung von Präsident William McKinley im September 1901 offiziell mit dem Schutz des US-Staatsoberhauptes betraut wurde, zu einer Organisation, die mittlerweile die Rangliste der unbeliebtesten staatlichen Arbeitgeber Amerikas anführt. Ein wichtiger Teil dieser Chronik des Niedergangs ist die Schilderung der zahlreichen Skandale und Fehlschläge des USSS, durch die neben John F. Kennedy (JFK) noch mehr Präsidenten hätten ums Leben kommen können. Die Misere resultierte keineswegs aus fehlenden Ressourcen: Seit dem Amtsantritt von JFK stieg das Budget des Secret Service von fünf Millionen Dollar auf derzeit 2,2 Milliarden, was eine Aufstockung der Zahl der Agenten von 300 auf aktuell 7600 ermöglichte.

Schuld am Verfall des USSS trug die arrogant-abgehobene Führung, die ständig interne Machtkämpfe ausfocht. Dazu kam der unwürdige Umgang mit denen, die letztlich den Kopf für ihre Schutzbefohlenen hinhalten mussten, woraus ein zunehmender Mangel an qualifiziertem Nachwuchs resultierte. Hieran waren auch einige Präsidenten und deren Angehörige beteiligt. So nannten die Mitglieder der Familie Clinton ihre Leibwächter ebenso gewohnheitsmäßig wie verachtend „Schweine“.

An derartige Informationen  gelangte Leonning, weil sie zahlreiche vertrauliche Gespräche mit ehemaligen Agenten führte, was ihr Buch zu einem Enthüllungswerk ersten Ranges macht. Allerdings zeigt die Autorin manchmal doch zu deutlich, dass ihre politische Sympathie den Demokraten gehört. Darüber hinaus stört das gelegentlich regelrecht fanatische Verharren im Detail. Und leider verrät Leonning auch nichts substantiell Neues über das bis heute mysteriös gebliebene Attentat auf John F. Kennedy. 

Carol Leonning:  „Secret Service. Die geheime Geschichte der Agenten, die den US-Präsidenten schützen sollen“, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2021, gebunden, 671 Seiten, 28 Euro