Innenansichten eines Autors

Ian McEwans wie eine Bibel anmutendes Buch „Lektionen“ erzählt die Geschichte des britischen Gelegenheitsschriftstellers Roland Baines, der von seiner Frau verlassen wurde und der sich um seinen kleinen Sohn kümmern muss. Er fragt sich immer wieder, warum seine Frau ihn einfach so hat sitzenlassen. Er meldet sie als vermisst bei der Polizei, die ihn jedoch verdächtigt, sie umgebracht und verscharrt zu haben. Allerdings treffen zeitweilig Lebenszeichen in Form von Postkarten bei ihm ein, auf denen sie nur schreibt, dass es ihr gut geht. 

Sinnierend liegt Baines auf dem Bett, wenn der Kleine schläft, und erinnert sich an seine Kindheit und Jugend. Die Eltern seiner deutschen Frau, die den Krieg in Deutschland miterlebt haben, gehen ihm nicht aus dem Kopf. Durch Baines’ Zeit in Deutschland erlebt er hautnah den Fall der Mauer in Berlin mit sowie die Emotionen der Mittel- und Westdeutschen. 

Der Brite McEwan ist ein bekannter Schriftsteller. Wortgewandt führt er den Leser ein in das Seelenleben des Kindes Roland und des Mannes, der er geworden ist. Berühmt geworden ist McEwan durch den Roman und den Film „Abbitte“. Ebenso verfilmt wurden die Romane „Am Strand“ und „Kindeswohl“. McEwan hat diverse hochkarätige Auszeichnungen für seine Werke erhalten. Angela Selke

Ian McEwan: „Lektionen“, Diogenes Verlag, Zürich 2022, gebunden, 713 Seiten, 22 Euro

Bloß keine Angst haben

Die Autorin des Buchs „Trau Dich, Kleine Maus“, Marie-Luise Dingler, ist Violinistin und weiß, wovon sie spricht. Kindern die Angst zu nehmen, ist nicht so leicht. Dingler und die Illustratorin Jessica Marquardt versuchen, einer kleinen Musikantin die Angst vor dem großen Auftritt auf einer Bühne zu nehmen. 

Der Igel Toni und das Eichhörnchen Fiona sind gute Freunde und lieben die Musik. Gerne spielen sie den Tieren des Waldes vor. Als sie eines Tages eine wunderbare Flötenmelodie hören, entdecken sie die Maus Susi. Auch sie liebt Musik und spielt ihr Instrument gerne. Aber Susi versteckt sich hinter einem Busch, weil sie große Angst hat, dass jemand sie sehen könnte. Mit einer bezaubernden Idee helfen die Freunde der kleinen Maus schließlich, ihre Angst zu verlieren. Und am Ende ist das Tierchen ganz stolz, es geschafft zu haben. 

Die entzückenden Zeichnungen komplettieren den positiven Gesamteindruck und erzeugen beim Betrachter immer wieder ein kleines Schmunzeln. Silvia Friedrich

Marie-Luise Dingler/Jessica Marquardt: „Trau, Dich Kleine Maus“, Paganino Verlag, Stuttgart 2022, gebunden, 32 Seiten, 15 Euro