Während Branchenexperten mit sinkenden Kaufpreisen für Häuser und Wohnungen rechnen, werden Mieter mit steigenden Belastungen rechnen müssen. Wie aus einer Analyse der DZ Bank hervorgeht, könnten die Preise für Wohnimmobilien wegen höherer Zinsen im Jahr 2023 um bis zu sechs Prozent zurückgehen. Aus Sicht der Bank stellen die womöglich noch steigenden Hypothekenzinsen insbesondere für Kaufinteressierten mit geringem Eigenkapital ein Problem da.
Für immer mehr Deutsche wird der Bau eines Eigenheims zunehmend unbezahlbar. Neben den Zinsen sind auch die Preise für viele Baustoffe und Bauleistungen zum Teil so drastisch gestiegen, dass bisherige Kalkulationen und Finanzierungspläne nicht mehr aufgehen. Mit dieser Entwicklung droht auch Mietern eine Verschlechterung ihrer Lage. Mit den Menschen, die den Plan vom Kauf oder Bau eines Hauses aufgeben, steigt nämlich auch der Druck auf dem Markt für Mietwohnungen.
Bauziel für 2022 nicht erreicht
Allein schon der starke Zuzug von Ausländern nach Deutschland sorgt dafür, dass die Nachfrage nach Mietwohnungen extrem hoch bleibt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts erfassten die Meldeämter im vergangenen Jahr allein von Februar bis August 952.000 Zuzüge aus der Ukraine nach Deutschland. Zudem wurden im Jahr 2022 in Deutschland auch wieder mehr als 210.000 neue Asylanträge gestellt. Zusammen mit dem Zuzug aus dem EU-Ausland sorgt die Einwanderung für einen massiven Zusatzbedarf an neuen Wohnungen. Parallel dazu stockt aber der Bau neuer Wohnungen erheblich.
Die Bundesregierung hat ihr Wohnungsbauziel für das Jahr 2022 deutlich verfehlt. Als die Ampel-Koalition vor über einem Jahr ihre Arbeit aufnahm, hatte sie als Ziel ausgeben, dass jedes Jahr etwa 400.000 Wohnungen gebaut werden sollen, davon sollten 100.000 Sozialwohnungen sein.
Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft geht allerdings von insgesamt nur etwa 250.000 Wohnungen aus, die im vergangenen Jahr fertiggestellt wurden. In diesem Jahr könnte die Zahl neu geschaffener Wohnungen sogar auf 200.000 absinken. „Wir sind in Deutschland aktuell nicht mehr in der Lage, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, warnt Axel Gedaschko, der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft.
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat zum Jahresanfang bei seinem Ausblick 2023 auf eine weitere dramatische Entwicklung hingewiesen. Nach Angaben des Städtebundes fallen im sozialen Wohnungsbau jährlich etwa 60.000 Wohnungen aus der Preisbindung heraus, während „nahezu nichts dazu kommt“. Die 100.000 vorgegebenen neuen Sozialwohnungen pro Jahr werden wie die sonstigen notwendigen Wohnungen nur dann entstehen, wenn sich Bundesregierung und auch die Länder zu einem umfangreichen Maßnahmenbündel durchringen, so der Städte- und Gemeindebund. Der Verband nennt neben allgemeinen Preiseffekten auch überbordende Standards, die den Wohnungsbau verteuern und damit auch die Möglichkeit zur Schaffung von Wohneigentum oder Mietwohnungen.