29.04.2024

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Folge 02-23 vom 13. Januar 2023 / Dramatiker aus Königsberg / Was am 24. Februar passierte / Schöpfer des „Schicksalsdramas“ – Vor 200 Jahren starb der ostpreußische Autor Zacharias Werner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-23 vom 13. Januar 2023

Dramatiker aus Königsberg
Was am 24. Februar passierte
Schöpfer des „Schicksalsdramas“ – Vor 200 Jahren starb der ostpreußische Autor Zacharias Werner
Harald Tews

In Theodor Fontanes historischer Erzählung „Schach von Wuthenow“ kommt der ostpreußische Dramatiker Zacharias Werner nicht gut weg. In ihrem Salon berichtet Josephine von Carayon: „Ja, Zacharias Werner war hier. Leider waren wir aus, und so sind wir denn um den uns zugedachten Besuch gekommen. Ich hab es sehr bedauert.“ Daraufhin nahm der Herr von Bülow das Wort: „Sie sollten sich umgekehrt beglückwünschen, einer Enttäuschung entgangen zu sein.“ Er habe Werners 1806 entstandenes Stück „Martin Luther oder die Weihe der Kraft“ gelesen. Sein Fazit: „Er will Luther verherrlichen, und der Pferdefuß des Jesuitismus guckt überall unter dem schwarzen Doktormantel hervor.“

Dass Fontane den von Bülow als „pfäffischen Zacharias Werner“ bezeichneten Autor überhaupt erwähnt, zeugt von der Bedeutung, die der Romantiker im frühen 19. Jahrhundert einnahm. Von Kleist und Grillparzer abgesehen, war er in der von Lyrik und Prosaerzählungen dominierten Deutschen Romantik der einzige Bühnendramatiker von Rang. Das in Fontanes Erzählung zur Sprache gekommene „Luther“-Stück, das im Berliner Nationaltheater mit dem damaligen Schauspielstar August Wilhelm Iffland in der Titelrolle uraufgeführt wurde, war seinerzeit höchst populär. Eine seiner anderen Tragödien, „Attila, König der Hunnen“, diente Giuseppe Verdi als Vorlage für dessen – heute allerdings selten aufgeführte – Oper „Attila“.

Doch bis heute einzig in Erinnerung geblieben ist ein Drama, das „aus der Art geschlagen“ zu sein scheint: Mit seinem 1808 entstandenen Stück „Der vierundzwanzigste Februar“ thematisierte der 1768 in Königsberg als Sohn eines Geschichtsprofessors geborene Dramatiker ausnahmsweise keinen historischen Stoff, sondern das Schicksal einfacher Bergbauern. Tatsächlich schuf er damit das Genre des sogenannten Schicksalsdramas, da in dieser Tragödie ein Fluch derart auf einer Familie lastet, dass dort das Schicksal jeweils an einem 24. Februar zuschlägt.

Privat uraufgeführt wurde das Stück auf dem Anwesen der Madame de Staël, dem Schloss Coppet am Genfersee. Ihr damaliger Freund – und wahrscheinlich auch Liebhaber –, der Shakespeare-Übersetzer August Wilhelm Schlegel, spielte eine der Hauptrollen. Das allein beweist, wie gut vernetzt Werner für damalige Verhältnisse war. Kontakt hielt er auch mit Goethe, der im Weimarer Hoftheater, dem Vorläufer des späteren Deutschen Nationaltheaters, für die erste öffentliche Aufführung des „Vierundzwanzigsten Februars“ sorgte.

Dass nicht nur Fontane, sondern auch die Zeitgenossen über den „pfäffischen“ Werner spotteten, lag auch an dessen missionarischem Eifer. Starben schon in seinen Geschichtsdramen viele seiner Helden den religiösen Märtyrertod, so setzte Werner persönlich noch einen drauf: Nach dem Aufenthalt auf Schloss Coppet reiste er nach Rom und versetzte seinem protestantischen Glauben den Todesstoß, indem er zum Katholizismus konvertierte. Später ließ er sich in Aschaffenburg zum Priester weihen und wanderte freischaffend als Prediger umher, vorzugsweise in Wien und Umgebung.

In Wien starb Werner schließlich am 17. Januar 1823. Die Nachwelt ließ kein gutes Haar an ihm. In den „Serapionsbrüdern“ seines Königsberger Freundes E. T. A. Hoffmann heißt es in einem Gespräch über ihn, dass „ihm wohl eben jene vollkommene Gesundheit des inneren Gemüts“ gemangelt habe. Und bei der Bücherverbrennung auf dem Wartburgfest wird sein „Luther“-Drama ein Opfer der Flammen werden.