07.05.2024

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Folge 03-23 vom 20. Januar 2023 / Zukunftsprojekte / Orientierung auf neue Einfluss-Sphären / Pipeline und Eisenbahnlinie – Handelswege über Afghanistan und Pakistan bis an den Indischen Ozean

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-23 vom 20. Januar 2023

Zukunftsprojekte
Orientierung auf neue Einfluss-Sphären
Pipeline und Eisenbahnlinie – Handelswege über Afghanistan und Pakistan bis an den Indischen Ozean

Die Kritik an Putins Politik wird lauter. Dennoch haben die zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Armenien und Kirgisistan in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres Waren im Wert von gut acht Milliarden US-Dollar nach Russland exportiert, das sind 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Armenien  hat seine Ausfuhren nach Russland sogar verdoppelt. In Usbekistan gibt es mehr als 2000 gemeinsame Unternehmen mit russischer Beteiligung, Russland ist zugleich größter Handelspartner als auch Investor Usbekistans. Auch hat die Türkei ihr Exportvolumen nach Russland um 43 Prozent gesteigert, beispielsweise durch sogenannte Parallelimporte von Elektronik-Chips. 

Russland ist auf der Suche nach neuen Absatzmärkten und Handelswegen. Die Lieferungen nach Europa bei Kohle konnten noch nicht komplett in Richtung Osten umgeleitet werden, da die Kapazitäten im Schienennetzwerk fehlen. Zudem decken China und Indien den Kohlebedarf zunehmend aus eigener Produktion aus Furcht vor Sanktionen des Westens. 

Die westlichen Maßregelungen haben Russlands besonderes Interesse sowohl an Zentralasien als auch an Afghanistan geweckt. Es existieren 30 Jahre alte Pläne zum Bau einer Gaspipeline Turkmenistan – Afghanistan – Pakistan – Indien, die wegen fehlender Sicherheit und Finanzierungsquellen bislang nicht realisiert wurden. Nach Ansicht des russischen Experten Alexander Knjasew wäre es denkbar, dass russische Firmen sich am Bau beteiligen oder das Projekt anführen könnten, um russisches Gas auf die Märkte Südasiens sowie des gesamten Einzugsgebiets des Indischen Ozeans zu liefern. 

Märkte Südasiens im Visier

Russland hat bereits damit begonnen, eine Reihe von lebensnotwendigen Waren nach Afghanistan zu liefern. Das betrifft vor allem Getreide, Pflanzenöl, Ölprodukte und  Flüssiggas. Welche Rolle Afghanistan in der Zukunft spielen wird, ist ungewiss. Sicher scheint aber, dass eine Alternative zu der Herrschaft der Taliban nicht in Sicht ist. Die prowestliche Opposition ist nach russischer Darstellung in den Augen vieler Afghanen diskreditiert. Die Taliban, die in Russland als verbotene Terrororganisation eingestuft werden, hätten dafür gesorgt, dass die soziale und wirtschaftliche Lage nicht kollabiert ist.

Ob das Taliban-Regime als Regierung anerkannt wird, hänge von den diplomatischen Kontakten mit anderen Staaten ab. Solche haben die Taliban bereits in Moskau, Peking, Aschchabad und Islamabad. In Teheran vertritt der ehemalige Botschafter vorübergehend die amtierende afghanische Regierung. In Kabul sind die Botschaften Russlands, Chinas, Usbekistans, Turkmenistans, des Iran, Kasachstans und Pakistan in Betrieb. Wirtschaftsbeziehungen mit Afghanistan hätten auch für das von Usbekistan geförderte Projekt zum Bau eines Schienennetzes über Afghanistan und Pakistan zu den Häfen des Indischen Ozeans Vorteile. Eine Eisenbahnlinie wäre beispielsweise wichtig für den Warentransport von und nach Russland. Da diese Gebiete auch für Chinas Projekt der Neuen Seidenstraße von Bedeutung sind, wäre auch eine russisch-usbekisch-chinesische Kooperation in Afghanistan denkbar. 

Wenn Russland auch kein bedeutendes Militärbündnis wie einst den Warschauer  Pakt anführt, so spielt es doch immer noch als „Energie-Supermacht“ eine nicht unbedeutende Rolle. MRK