08.05.2024

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Folge 03-23 vom 20. Januar 2023 / TV-Kritik / Wenn in Europa das Licht ausgeht / In „Blackout“ entwirft Sat.1 das Katastrophenszenario nach einem Anschlag auf die Stromnetze

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-23 vom 20. Januar 2023

TV-Kritik
Wenn in Europa das Licht ausgeht
In „Blackout“ entwirft Sat.1 das Katastrophenszenario nach einem Anschlag auf die Stromnetze
Anne Martin

Es ist ein Albtraum, und das Schlimmste an diesem Albtraum ist dessen Wahrscheinlichkeit: totaler Stromausfall in Europa. 500 Millionen Menschen sitzen im Dunkeln. Auslöser ist nicht etwa technisches Versagen, sondern ein Anschlag. Im Mittelpunkt von „Blackout“ (ausgestrahlt ab dem 26. Januar jeweils um 20.15 Uhr an drei aufeinanderfolgenden Donnerstagen bei Sat.1) steht der Hacker und ehemalige Umweltaktivist Pierre Menzano (Moritz Bleibtreu), der mit Entsetzen feststellt, dass die Stromnetze mithilfe eines von ihm entwickelten Codes ausgeschaltet wurden. 

Über sechs Folgen hinweg versucht er nun den wahren Attentäter, vermutlich ein Mitglied seiner früheren Clique, zu finden und gleichzeitig der Polizei zu entkommen. Denn niemand glaubt ihm seine Version, den Code zu kennen und gleichzeitig unschuldig zu sein.

Wie Regisseur Lancelot von Naso den Bestseller „Blackout – morgen ist es zu spät“ umgesetzt hat, folgt den Regeln gängiger Katastrophenfilme. Da ist der Held, der dem schneidigen Hauptkommissar (Heiner Lauterbach) mit vielen Haken und zeitweilig mithilfe einer alten Freundin (Jessica Schwarz) zu entkommen versucht. Da sind ignorante Behördenvertreter rund um Innenminister Severin (Herbert Knaup), welche die Dramatik der Lage viel zu lange nicht wahrhaben wollen. Severin: „Stromschwankungen? Und deshalb holt man mich aus der Oper?“

Und da ist eine mit dem Rücken zur Wand stehende Einsatzleiterin (Marie Leuenberger), die zusätzlich noch um ihre beiden kleinen Töchter bangen muss. Die saßen unbegleitet in einem nach Berlin fahrenden ICE und folgten bei dessen Räumung einem zwielichtigen Mann. Seitdem sind sie verschwunden. 

Auch Russland kommt ins Spiel. Von dort bietet man „dem Brudervolk“ Hilfe und eine Luftbrücke an. Ein ehrliches Angebot oder eine Finte?

Dass der vor dem Ukrainekrieg gedrehte Sechsteiler in einer Situation ausgestrahlt wird, in der das Sicherheitsgefühl vieler Menschen längst unterminiert ist, in der mal Toilettenpapier, mal Hefe oder Waschpulver gehortet wird, ist fast unheimlich. Nichts, was in dieser Dystopie ausgemalt wird, wäre unmöglich: die in der Achterbahn kopfüber feststeckenden Fahrgäste, stillstehende Züge, tote Ampeln mit folgenden Autounfällen, ausfallende Kühlketten und Atomreaktoren sowie der Zusammenbruch der Zivilisation mit Plünderungen und Lynchjustiz.

Dies alles ist so beklemmend wie spannend umgesetzt. Wer nach der Ausstrahlung nicht sofort Taschenlampen kauft und Notvorräte anlegt, hat vermutlich zur Konkurrenz umgeschaltet oder ist unverbesserlicher Optimist.